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Die drei ??? und der Zauberspiegel

Die drei ??? und der Zauberspiegel

Titel: Die drei ??? und der Zauberspiegel
Autoren: M. V. Carey
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Haus? Ich habe davon gelesen.«
    Mrs. Darnley nickte. »Drakestar starb hier, und man sagt, daß es im Haus spukt. Ich selbst habe bisher nie etwas Außergewöhnliches gesehen oder gehört. Aber kommt nun mit, wenn ihr Gefallen an reizvollen alten Dingen habt.«
    Sie schritt durch das Wohnzimmer und öffnete eine Flügeltür.
    Onkel Titus, die drei ??? und Jenny und Jeff Parkinson folgten ihr in einen riesigen Speisesaal. Hier waren die Vorhänge zurückgezogen, und auf die mit schwerem rotem Damast bespannten Wände schien die im Westen stehende Sonne. Über der Anrichte hing ein Spiegel in verschnörkeltem Goldrahmen.
    Er wirkte sehr alt, und an mehreren Stellen war die Quecksilber-schicht von der Scheibe abgeblättert.
    »Das ist eine meiner ganz besonderen Kostbarkeiten«, sagte Mrs. Darnley. »Der Spiegel stammt aus dem Zarenpalast im früheren St. Petersburg. Sicher weiß man es natürlich nicht, aber möglicherweise hat sich Katharina die Große darin angeschaut.
    Das ist das Faszinierende an Spiegeln. Sie haben so viele Bilder in sich aufgenommen, und man kann sich leicht vorstellen, daß doch ein klein wenig von jeder Person im Spiegel haften bleibt.«
    Hinter dem Speisezimmer lag die Anrichte und dahinter die Küche, wo die Jungen John Chan, Mrs. Darnleys Diener, antrafen. Er war schlank, etwa Mitte zwanzig, und obwohl es ersichtlich war, daß seine Vorfahren aus dem Fernen Osten stammten, sprach er gepflegtes Englisch. Er berichtete, daß Zimmerer und Schlosser bereits verständigt waren und daß die Küchentür noch vor dem Abend wieder instandgesetzt werde.
    »Gut«, sagte Mrs. Darnley. Sie wies auf eine weitere Tür. »Hier geht es zu Johns Zimmer«, sagte sie, »und darin darf ich keinen einzigen Spiegel aufhängen.«
    Der Diener lächelte. »Ich sehe mich im Vorübergehen ohnehin viel zu oft«, erklärte er.
    »Also gehen wir weiter, zu meinen anderen Schätzen.« Mrs. Darnley öffnete noch eine Tür und trat auf den langen, schmalen Flur, den die Besucher schon beim Betreten des Hauses gesehen hatten.
    »Zu Drakestars Zeit«, sagte sie, »war die vordere Hälfte des Hauses ein Ballsaal. Ich ließ Zwischenwände einziehen, und so entstand eine Reihe von . . . nun, ich denke, man könnte die Räume historische Szenerien nennen.«
    Nun standen alle dicht gedrängt in einem Eckzimmer, dessen Wände lehmfarben gestrichen waren. Es gab ein schmales Bett, eine lederbezogene Truhe, einen Holzstuhl und einen Tisch aus roh zubehauenen Brettern. Über dem Tisch hing ein einfacher Spiegel in einem Ahornrahmen.
    »Dieser Spiegel gelangte zur Zeit des Goldrauschs nach Kalifornien«, sagte Mrs. Darnley. »Angefertigt wurde er in Neuengland auf Bestellung eines Amerikaners, der die Tochter eines spanischen Gutsherren heiraten wollte. Der Spiegel war das Brautwerbegeschenk.«
    »Und haben die beiden geheiratet?« erkundigte sich Bob.
    »Ja, und es endete mit einer Tragödie. Er war eine Spielernatur und hat alles verloren. Das hier ist die getreuliche Wiedergabe des Zimmers, in dem die Frau zuletzt wohnte. Am Ende ihres Lebens hatte sie nichts – überhaupt nichts.«
    Der nächste Raum war ein schmucker Salon, den Mrs. Darnley ihr viktorianisches Zimmer nannte.
    »Es ist ein Abbild des Salons, den Königin Victoria mit ihrer Mutter benutzte, als sie ein ganz junges Mädchen und noch nicht Königin war. Die Möbel sind Neuanfertigungen, aber der Spiegel über dem Kamin hat tatsächlich der Königin gehört. Oder auch ihrer Mutter. Ich stelle mir gern vor, wie Victoria in diesen Spiegel schaut und all die Jahre der Macht noch vor sich. Ich sitze manchmal hier, und dazu trage ich ein passendes Stilkleid.
    Ich fühle mich natürlich nicht als die junge Victoria. Dazu bin ich viel zu alt. Manchmal stelle ich mir vor, ich sei ihre Mutter.«
    Nun zeigte Mrs. Darnley den Besuchern das sogenannte Lincoln-Zimmer. Es war eine dunkle Kammer mit vorgelegten Fensterläden, vollgestellt mit Möbeln. »Das ist das Ebenbild des Raumes, den Mary Todd Lincoln bewohnte, als sie eine einsame, müde alte Frau war, lange nach dem Tod des Präsidenten. Dieser Spiegel hat ihr gehört.«
    Onkel Titus, der neben Justus stand, trat unbehaglich auf der Stelle. »Ein tristes Zimmer«, sagte er.
    »Trist, O ja«, pflichtete Mrs. Darnley bei. »Aber viele angese-hene Leute sind ja gerade ihres besonders schweren Schicksals wegen berühmt.«
    Sie schloß die Tür hinter dem kleinen Raum und fand plötzlich wieder ihre forsche Art. »Mein
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