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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Autoren: Licia Troisi
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werden?«
    Nihal schluckte auch noch diese Kröte. Und der Kampf begann.
    Wie erwartet, war Sennar nicht besonders stark, auch wenig geschickt, und seine Technik konnte sich mit der ihren nicht messen. Was zum Teufel machte ihn bloß so siegesgewiss?
    Bald schon war Nihal klar im Vorteil: Sie nutzte ihre Schnelligkeit, bewegte sich ohne Unterlass und verwirrte so ihren Gegner. Die Jungen im Kreis um sie herum feuerten sie mit Rufen und Pfiffen an. Nihal spürte, wie der Kampf sie mehr und mehr erregte und die Leidenschaft sie schier übermannte: Sie bewegte sich noch rasanter, parierte einen Schlag, drehte sich blitzartig, traf Sennar selbst in der Seite und schickte sich an, den Stock hinwegzufegen, den der Junge vor sich hielt, um sich vor ihrem nächsten Hieb zu schützen.
    Geschafft! , sagte sie sich triumphierend.
    Dieser Augenblick der Gewissheit genügte, um ihr den Sieg zu entreißen. Mit einem kalten Blick sah ihr Sennar in die Augen, deutete ein Lächeln an und murmelte etwas, was Nihal nicht verstand.
    Gerade als sie sich anschickte, ihre Waffe auf Sennar niedersausen zu lassen, spürte sie, wie der Stock in ihren Händen erschlaffte, schlüpfrig wurde und sich zu schlängeln begann. Sie hob den Blick: Anstelle des Stockes wand sich eine dicke, zischende Schlange in ihrer Hand.
    Nihal schrie auf und ließ das Reptil los. Es war nur ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, aber den ließ sich Sennar nicht entgehen: Eine Beinsichel, und zum ersten Mal in ihrem Leben besiegt, fand sich das Mädchen am Boden wieder. »Damit dürfte der Sieger feststehen.«
    Und schon griff sich Sennar den Dolch aus den Händen des Jungen, der auf ihn aufgepasst hatte.
    Eine Weile lag Nihal wie versteinert da. Dann schüttelte sie sich und blickte sich um. Von einer Schlange keine Spur.
    »Verfluchter Betrüger. So bist du ein Magier! Das hattest du mir nicht gesagt. Das ist unredlich. Gib mir sofort meinen Dolch zurück!«
    Sie sprang auf und wollte sich auf ihn stürzen. Doch Sennar hielt sie mit einer Hand zurück. »Spiel dich nicht so auf. Anstatt hier herumzuschreien, solltest du mir lieber für die Lektion danken. Hast du mich vielleicht gefragt, ob ich ein Magier bin? Nein. Hast du vielleicht gesagt: ›Gegen Magier kämpfe ich nicht‹? Nein. Hast du vielleicht zur Bedingung gemacht, dass sich niemand magischer Fähigkeiten bedienen darf? Nein? Also ist es allein deine Schuld, dass du verloren hast. Heute hast du gelernt, wie wichtig es ist, seinen Feind gut zu kennen, bevor man den Kampf aufnimmt. Und dass Eifer ohne Klugheit wenig bringt. Und nun hör auf zu jammern: Livon wird dir doch mit Sicherheit einen neuen Dolch schmieden.«
    Während er sich schon entfernte, fügte er noch hinzu: »Dennoch, kämpfen kannst du, da gibt es nichts.« Und so ging er davon, genauso träge, wie er gekommen war. Reglos sah Nihal ihm nach. Irgendwann erhob sich aus dem betretenen Schweigen ihrer Bande Barods Stimme: »Tut mir Leid für dich, Nihal, aber Recht hat er schon, dieser Kerl.«
    Anstelle einer Antwort verpasste sie ihm einen mächtigen Schlag auf die Nase und lief in Tränen aufgelöst davon.
    So schnell die Beine sie trugen, stürmte sie den Turm hinunter, stieß gegen Passanten, umkurvte die Stände vor den Läden und warf einen Krug mit Öl vor einem Wirtshaus um. Das einzige, wonach sie sich jetzt sehnte, war, sich in Livons tröstende Arme zu werfen: Er würde sie verstehen und in Schutz nehmen, würde mit ihr übereinstimmen, dass dieser Kerl ein feiger Betrüger war, und einen neuen Dolch für sie fertigen, der tausend Mal schöner war als der, den sie verloren hatte.
    Schweigend hörte Livon zu, bis Nihal unter Tränen und Schluchzen die ganze Geschichte heruntergerasselt hatte, und sagte dann nur: »Und worüber beschwerst du dich nun?«
    Es dauerte eine Weile, bis Nihal den Schlag verdaut hatte: »Das fragst du noch? Er hat mich doch betrogen.«
    »Das sehe ich nicht so. Ich würde eher sagen, er war schlau, und du naiv.« Empört riss Nihal die Augen auf.
    »Heute hast du zwei Dinge gelernt. Erstens, wenn dir wirklich etwas an einer Sache liegt, musst du gut auf sie aufpassen.« »Aber ...«
    »Zweitens, wenn du in einen Zweikampf gehst, musst du einen klaren Kopf haben und deinen Feind kennen.«
    Es waren genau jene Worte, die sie von diesem verschlagenen Betrüger gehört hatte. »Verlieren gehört zum Leben, Nihal, daran musst du dich so früh wie möglich gewöhnen. Auch Niederlagen muss man
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