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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Autoren: Licia Troisi
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den Hammer beiseite und ließ sich resigniert auf einen Stuhl sinken. »Ach Nihal, darüber haben wir doch schon oft gesprochen. Ein Schwert ist nun mal kein Spielzeug.«
    »Das weiß ich nur zu gut, aber ich weiß auch, wie man damit umgeht, und das besser als alle Jungen dieser Stadt!«
    Livon seufzte. Schon oft hatte er daran gedacht, Nihal eins seiner Schwerter zu schenken, sich aber immer wieder von der Sorge, sie könne sich damit wehtun, zurückhalten lassen. Andererseits verstand es Nihal, wie er wusste, mit ihrem Holzschwert meisterlich zu kämpfen. Zudem hatte sie auch bereits mehr als einmal ein echtes Schwert zur Hand genommen und dabei immer gezeigt, dass sie sich sowohl über dessen Möglichkeiten als auch dessen Risiken im Klaren war.
    Nihal spürte, dass ihr Vater schwankte, und bohrte noch einmal nach: »Nun, Alter, was ist?«
    Livon blickte sich um. »Mal sehen«, sagte er geheimnisvoll, stand dann auf und trat auf das Regal zu, in dem er seine besten Arbeiten aufbewahrte, jene also, die er ohne Auftrag, nur für sich selbst, geschaffen hatte. Er nahm einen Dolch zur Hand und zeigte ihn Nihal. »Schau mal, den habe ich vor ein paar Monaten erst fertig gestellt ...«
    Es war eine wunderschöne Waffe, deren Griff wie ein Baumstamm geformt war, mit dem Wurzelwerk am unteren und zwei gewundenen, sich nach außen hin verbreiternden Asten am oberen Ende. Zwischen diesen sprossen wiederum andere Zweige hervor, die sich noch ein Stückchen umschlangen und schließlich in die Klinge übergingen.
    Nihals Augen glänzten. »Ist der für mich?«
    »Ja, wenn du mich im Kampf besiegst. Aber wenn ich gewinne, wirst du einen Monat lang jeden Tag brav kochen und aufräumen.«
    »Einverstanden. Aber du bist groß und stark, und ich noch ein Kind. Jedenfalls sagst du das immer. Und um einen Ausgleich dafür zu schaffen, solltest du dich nur im Bereich von drei Bodenbrettern bewegen dürfen.«
    Livon kicherte. »Das scheint mir nur gerecht.«
    »Gut, dann gib mir ein Schwert«, forderte Nihal ihn auf, voller Vorfreude, das Eisen in die Hände nehmen zu können.
    »Nicht mal im Traum, Nihal! Und auch ich werde natürlich nur mit einem Holz kämpfen.«
    So nahmen sie in der Mitte des weitläufigen Raumes Aufstellung, Nihal ihr Holzschwert umklammernd, Livon mit einem Stock in der Hand.
    »Bist du bereit?«
    »Gewiss.«
    Und der Kampf begann.
    Nihal verfügte über keine große Ausdauer, und ihre Technik war alles andere als untadelig, aber mit Instinkt und Phantasie glich sie diese Mängel aus. So parierte sie jeden Hieb, wählte selbst stets den richtigen Zeitpunkt zum Angriff und sprang äußerst flink hin und her. Nur darin war sie ihm überlegen, und das wusste sie. Mit einem Male fühlte sich Livon richtig stolz auf dieses burschikose Mädchen mit den blauen Zöpfen. Und schon entglitt der Stock seinen Händen und flog krachend gegen einige Lanzen in der Ecke.
    Nihal setzte ihm die Schwertspitze an den Hals. »Was ist los mit dir, Alter? Fällst du jetzt schon auf die einfachsten Tricks herein? Lässt dich von einem kleinen Mädchen entwaffnen ...«
    Livon schob das Holzschwert zur Seite, nahm den Dolch zur Hand und reichte ihn seiner Tochter. »Nimm. Den hast du dir verdient.«
    Lange drehte Nihal den Dolch in ihren Händen hin und her, wog ihn, prüfte mit dem Finger den Schliff und überspielte so ihre unbändige Freude. Ihre erste Waffe! »Aber denk immer daran: Spiel dich nie vor einem geschlagenen Gegner auf. Das zeugt von schlechtem Stil.«
    Nihal blinzelte den Waffenschmied an. »Danke, Vater.«
    Sie war schon gewitzt genug, um zu erkennen, wann man sie gewinnen ließ.

2. Sennar
    Schon von Kindesbeinen an gehörte Nihal zu der Jungenbande, mit der sie so gerne durch Salazar streifte und allen nur denkbaren Unsinn anstellte. Anfangs war man ihr mit einem gewissen Misstrauen begegnet, nicht nur, weil sie ein Mädchen war, sondern auch ihres eigenartigen Aussehens wegen, aber sie hatte nicht lange gebraucht, um sich unter den Jungen Respekt zu verschaffen.
    Schon nach einigen Zweikämpfen hatte sie gespürt, dass sie auch als Mädchen den anderen Mitgliedern der Bande an Verwegenheit keineswegs nachstand. Und so gehörte sie bald immer selbstverständlicher dazu. Als sie eines Tages dann auch noch Barod im Schwertkampf besiegte, machten die anderen sie zu ihrem Anführer und vergötterten sie geradezu.
    Obwohl es ihr also nicht an Gesellschaft mangelte, fühlte sich Nihal in manchen Stunden richtig einsam.
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