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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle
Autoren: Peter F. Hamilton
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angerufen, von wo aus die Sache direkt an mich weitergeleitet wurde. Bei dem Gentleman, von dem wir reden, handelt es sichum Justin Ascham Raleigh, von den Raleighs in Nottingham. Offenbar hat sein Nachbar Geräusche aus seinem Quartier gehört, die ihn zu der Annahme kommen ließen, dass dort ein heftiger Streit oder eine tätliche Auseinandersetzung im Gange war. Er hat daraufhin die Hausmeister gerufen. Die haben dann die Tür zu den Zimmern geöffnet und Justin Ascham Raleigh dort gefunden, oder jedenfalls eine Leiche.«
    »Irgendwelche verdächtigen Umstände?«
    »Ganz eindeutig ja.«
    Wir fuhren ins Zentrum von Oxford. Halb eins in der Nacht war nach den Maßstäben der Stadt noch nicht spät. Die von Bäumen gesäumten Straßen waren voller Studenten, die gerade erst anfingen, aus den Cafés und Kneipen aufzubrechen. Lärmend, jawohl; ich konnte mich noch gut an meine eigenen Studienzeiten erinnern, zuerst als Student der Naturwissenschaften, dann zuletzt der Juristerei. Lautstark kehrten die angehenden Akademiker in ihre Studentenbuden und Wohnheime zurück. Sie skandierten schlüpfrige Verse, tranken Wein aus der Flasche, schleuderten Bücher und Taschen umher … einige, die auf dem vereisten Bordstein ein Wettschlittern veranstalteten, kabbelten sich sogar über- und untereinander auf dem Boden. Polizisten wie Hausmeister sahen dergleichen Treiben nachsichtig zu, denn schlimmer als diese harmlosen Balgereien wurde es nie.
    Als vor uns ein Haufen Nachtschwärmer über die Straße stürmte, verlangsamte Francis das Tempo auf annährend Kriechgeschwindigkeit. Einer der jungen Burschen zeigte uns seinen nackten Hintern, bevor er weiterrannte und in der Menge seiner lachenden Freunde verschwand. Es waren auch viele Mädchen dabei, von denen etwa die Hälfte unübersehbar schwanger war.
    »Der hat uns offenbar für Ordnungshüter gehalten«, brummte Francis mit dünnem Lächeln. »Ich könnte ihm bestimmt noch das eine oder andere über unartiges Benehmen beibringen.«
    Vor dem Haupteingang des Dunbar College hielten wir an. Ich war seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr in diesen Hallen gewesen und hatte auch nur wenige Erinnerungen an den Ort. Es handelte sich um ein sechsstöckiges Gebäude aus blassgelbem Stein, mit großen, längs unterteilten und auf den breiten Boulevard hinausblickenden Fenstern. Der Schnee war von dem Zuweg geräumt und beiderseits des in den Innenhofs führenden Torwegs zu großen Hügeln aufgetürmt worden. In dem Hausmeisterbüro gleich hinter dem Eingang, wo behaglich ein gusseiserner Kanonenofen bullerte, warteten ein Polizeibeamter und ein Hausmeistergehilfe auf uns. Sie begrüßten uns knapp und führten uns umgehend ins Innere des Gebäudes.
    Auf den langen Korridoren schlenderten missmutig Studenten auf und ab, mit nichts als dem Schlafanzug am Leibe oder in wärmende Wolldecken geschlungen. Sie wussten, dass irgendetwas passiert war, aber nicht, was. Hausmeister in schwarzer Montur schritten die Kreuzgänge und Flure entlang und riefen sie auf, Ruhe und Geduld zu bewahren. Immer wenn wir an kleinen Grüppchen vorbeistiefelten, verstummte schlagartig jedes Gespräch.
    Wir gingen zwei Treppenabsätze weiter nach oben und folgten dann einem weiteren Flur. Der Erste Hausmeister stand vor einer massiven Holztür, die sich in keiner Weise von denen der zwanzig anderen Unterkünfte auf dem Gang unterschied. Tiefste Betroffenheit zeichnete sich auf seinem alten, zerknitterten Gesicht ab. Er nickte, als der Polizeibeamte ihm sagte, wer wir waren, und führte uns hinein.
    Justin Ascham Raleighs Quartier war typisch für das eines Studenten im letzten Jahr – drei eigene Zimmer: Schlafzimmer, Wohnraum und Arbeitsbereich. Sie besaßen hohe Decken, holzvertäfelte Wände und lange, früher einmal prunkvolle, doch mit den Jahren dunkel gewordene Vorhänge vor den Fenstern. Sämtliche Verbindungstüren standen sperrangelweit offen, sodass wir am anderen Ende der bescheidenen Zimmerfluchtdie Ecke eines Betts erkennen konnten. In dem kleinen Kamin im Arbeitszimmer hatte ein Feuer gebrannt; die Glut glomm immer noch und hielt die kalte Nachtluft ab.
    Eine kleine Gruppe von Leuten erwartete uns. Mit einem raschen Blick verschaffte ich mir einen ersten Eindruck von ihnen: drei Studenten dem Erscheinungsbild nach, zwei junge Männer und ein Mädchen, Letzteres offensichtlich äußerst verzweifelt; und ein älterer Mann in einer jadegrünen Polizeiuniform mit den fünf goldenen Sternen eines
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