Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
Vom Netzwerk:
ich gesagt hatte – stutzte Mülli. Danach war er so irritiert, dass er den Kampf abbrechen und weglaufen musste. Zum Glück war Uggroll viel schneller als das große grüne Ungetüm, gegen das er kämpfte (was auch immer es war). Sonst hätte das böse enden können.
    »WarkraftBot... ohne Witz?«, staunte er, als er Uggroll in der Gilde in Sicherheit gebracht hatte. »Wo gibt’s die?«
    Das war mein Einsatz. »Hier, ich zeig’s dir... Hast du gespeichert?«
    »Muss man nicht, der merkt sich den Spielstand...«, setzte Mülli gerade zu einer Antwort an, da flitzten meine Finger schon über die Tastatur, Alt-F4 und das Spiel war zu. Neustart im Command-Modus und weg war der ganze bunte Kladderadatsch. Wo sich Sekunden vorher ganze Fantasy-Welten vor uns ausgebreitet hatten, voller fliegender Monster und seltsamer Ungeheuer, blinkte nun einsam und kalt ein Cursor, ein Eingabezeichen:
    >
    Mülli blickte mich an, als hätte ich seinen Level-30-Krieger gerade mit Anlauf von einer Klippe springen lassen. Das war ihm gar nicht geheuer. »Enis... was machst du da?«
    »Ach, ich muss nur eine Internet-Adresse prüfen«, sagte ich, was ja auch richtig war. Ich durfte nämlich unter keinen Umständen den Fehler wiederholen, die fatale Binhexer-Adresse selber anzuklicken. Also tippte ich den Befehl ein:
    > whois binhexer.de
    Und prompt kam – nach einer langen Aufforderung, diese Info ja nicht zu missbrauchen, blablabla – die ausführliche Adresse des Host-Servers, auf dem der Binhexer sein Unwesen trieb, sogar mit Straße und Anschrift. Da wusste ich gleich, dass wir ein Problem hatten, meine Freunde, denn was da als Adresse des Binhexers zurückkam, war nichts anderes als die Adresse der Immens AG, der größten Technikfirma der Welt, die zufällig hier in der Stadt ihr Hauptquartier hat und die ein riesiges Firmennetzwerk unterhielt. Wenn der mysteriöse Angreifer Zugriff auf deren Netzwerk hatte, na dann, gute Nacht. Den würden wir nie finden.
    Obwohl mir schon Böses schwante, wollte ich nochmal sichergehen, also gab ich den Befehl ein:
    > traceroute binhexer.de
    Traceroute verfolgt eine Internet-Vebindung über sämtliche Stationen, bis es nicht mehr weitergeht. Das funktioniert ein bisschen wie Radar, indem er an jeder neuen Station ein Signal zurückschicken lässt. Dann weiß man sogar, wie viele Sekundenbruchteile es von Station zu Station gebraucht hat. Manchmal gehen die Dinger die verrücktesten Wege, über Amsterdam und London und dann wieder zurück in deine eigene Stadt und so. Beim Binhexer war es genau, wie ich erwartet hatte. Erst eine Reihe von Stationen bei Müllis Internet-Anbieter, dann rüber zur Immens AG, und dann war Schluss. Geblockt von der Firewall. Sonst hätten wir mit Traceroute seine IP-Adresse rausfinden können. Nix war’s. Der Binhexer nutzte das Firmennetzwerk als Tarnung, um sich dahinter zu verstecken. Was nun?
    Wir hatten zwar den Namen und die Adresse des Netzwerkverwalters bei Immens ausgespuckt bekommen, aber wie sollte uns das helfen? Hey – Moment mal! Vielleicht war es das! Der Netzwerkverwalter wusste garantiert, wer in seiner Firma was macht, das würde gehen... Wir mussten einfach einen alten Hacker-Trick anwenden,der Social Engineering hieß. Das heißt, den Leuten was vorgaukeln, damit sie dir verraten was du wissen willst.
    »Enis?«, fragte Mülli nach, immer noch verunsichert.
    Jetzt, da ich eine heiße Spur auf den bösen Buben gefunden hatte, ohne seinen Computer zu schrotten, konnte ich Mülli ja alles sagen. Also erzählte ich ihm, was in Tarkans Laden passiert war, wie die Kunden alle stinksauer bei ihm angerufen hatten. Der Binhexer hatte nämlich ganze Arbeit geleistet. Er hatte alle Computer, auf die Tarkan Zugriff hatte, und das waren ganz schön viele, in ein großes Botnet verwandelt, ein Netzwerk aus Zombie-Computern, die nur seinen Befehlen gehorchten und scheinbar völlig damit beschäftigt waren, weitere Viren in alle Welt zu verschicken. So etwas konnte eine Firma ruinieren – wenn keiner mehr ihre E-Mails lesen wollte und alles gleich löschte, das von ihr kam. Das Einzige, das ihnen blieb, war, überall den Stecker zu ziehen und alles komplett zu löschen: auf jedem einzelnen Rechner. Zum Glück machte Tarkan bei seinen Kunden immer regelmäßig Backups, Sicherheitskopien. Damit konnte er alle Rechner halbwegs wiederherstellen. Aber er hatte den Laden zusperren müssen und eierte jetzt zu Fuß in der ganzen Stadt herum, um seine wütenden Kunden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher