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Die Company

Die Company

Titel: Die Company
Autoren: Robert Littell
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Mitglied der KPdSU; verheiratet, ein Sohn, geb. 1940; nach dem Krieg Versetzung zum Komitee für Staatssicherheit (KGB); einjährige Ausbildung in Spionageabwehr an der Hochschule des KGB, anschließend für vier Monate nach Brest-Litowsk abkommandiert; einjähriger Besuch des diplomatischen Instituts des KGB in Moskau; nach erfolgreichem Abschluss sechsmonatiger Einsatz in der Informationsabteilung der Moskauer Zentrale des KGB; von Sommer 1948 bis Januar 1950 Einsatz in Stockholm, wo er sich anscheinend auf militärische Angelegenheiten spezialisierte; weitere Einsätze unbekannt. Antisowjetische Haltungen nicht aktenkundig. Resümee: als Kandidat für Rekrutierung bedenklich.
     
    Mother war stets mütterlich um den Schutz guter Informationsquellen bemüht und hatte nicht erwähnt, woher der Tipp stammte, doch der Zauberer konnte mehr als eine bloße Vermutung anstellen, als die Berliner Basis die Deutschen – »unsere« Deutschen, also Reinhard Gehlens Süddeutsche Industrieverwertungs-GmbH, die von einem geheimen Gelände in Pullach bei München aus operierte – routinemäßig um Hintergrundinformationen über ein paar KGB-Offiziere bat, die in der sowjetischen Enklave im Ostberliner Karlshorst stationiert waren. Gehlens Leute, immer darauf bedacht, sich bei ihren amerikanischen Meistern einzuschmeicheln, stellten rasch ein dickes Dossier über die fraglichen Russen zusammen. In dem Bericht vergraben war ein Detail, das in der Akte 201 der Company fehlte: AESNOWDROP hatte vermutlich eine jüdische Mutter. Das wiederum weckte beim Zauberer den Verdacht, dass der israelische Mossad-Agent mit dem Decknamen »Rabbi« Mother etwas ins Ohr geflüstert hatte; in neun von zehn Fällen ging alles, was auch nur im Entferntesten einen Juden betraf, durch die Hände des Rabbi. Laut Mother wollte der betreffende KGB-Offizier mit Frau und Kind überlaufen. Der Zauberer sollte sich mit ihm in der Geheimwohnung mit der Bezeichnung MALBOROUGH an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit treffen, seine Glaubwürdigkeit überprüfen, um absolut sicherzugehen, dass es sich nicht, wie Mother sagte, um einen »falschen Fuffziger« handelte – nämlich um einen Agenten mit einem Koffer voll gezielter Falschinformationen –, und dann herausfinden, was für Bonbons er im Austausch für politisches Asyl anzubieten hatte. Anschließend sollte der Zauberer Mother Bericht erstatten und abwarten, ob Washington die Exfiltration tatsächlich vornehmen wollte.
    Im Nebenzimmer meldete sich rauschend das Funkgerät von Silvan I. Begleitet von statischen Störungen ertönten die Codewörter Morgenstund hat Gold im Mund. Jack schreckte auf und war sofort hellwach. Silvan II tauchte wieder an der Tür auf. »Er ist auf dem Weg nach oben«, zischte er. Er küsste den Fingernagel seines Daumens und bekreuzigte sich hastig.
    Eine über siebzigjährige Deutsche, die für den Zauberer als Beobachterin arbeitete und in der letzten Reihe des Kinos saß, hatte gesehen, wie die dunkle Gestalt eines Mannes auf die Toilette an der Seite des Saales verschwand, und murmelte die Meldung in ein kleines, batteriebetriebenes Funkgerät, das in ihrem Strickbeutel versteckt war. In der Toilette würde der Russe die Tür eines Besenschranks öffnen, Wischlappen und Teppichfeger beiseite schieben und durch die versteckte Öffnung in der Rückwand des Schranks steigen, dann über eine unglaublich schmale Stiege nach oben in die geheime Wohnung gelangen.
    Der Zauberer war schlagartig nüchtern, schüttelte sich wie ein nasser Hund und kniff die Augen zusammen, um einen klaren Blick zu bekommen. Er winkte Silvan II ins Nebenzimmer, beugte sich zu einem Buchrücken vor und flüsterte: »Test, fünf, vier, drei, zwei, eins.« Silvan tauchte kurz in der Tür auf, streckte einen Daumen hoch, verschwand wieder, machte die Tür hinter sich zu und schloss ab.
    Jack spürte, wie sein Puls schneller wurde. Er drückte sich gegen die Wand, so dass die Tür ihn verbergen würde, wenn sie aufging. Er zog eine Walther PPK aus dem Halfter hinten an seinem Gürtel, entsicherte sie und hielt sie dann unter dem Mantel versteckt.
    »Oha, klasse Trick«, sagte Torriti mit unbewegter Miene, und seine Knopfaugen blitzten spöttisch. »Die Waffe auf dem Rücken zu verstecken, meine ich. So laufen wir nicht Gefahr, dass der Überläufer verscheucht wird, bevor der Scheißkerl dazu kommt, uns Namen, Rang und Seriennummer zu nennen.« Torriti selbst trug einen Revolver mit Perlmuttgriff
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