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Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
Autoren: Andreas Pauli
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Sommer spritzen wir uns nass.“
    Marcy Morgan nickte zufrieden. „Etwas kurz, Lili, aber nun gut, der Nächste.“
    Nun war Alfred an der Reihe.
    Alfred räusperte sich, schaute schelmisch zu Pete und begann:
    „Pete ist so doof wie eine Tanne, denn ich hau ihn immer mit der Pfanne. Er sitzt im Zimmer und weint wie ein Hund, und nichts als Müll kommt aus seinem Mund.“
    Alle Kinder brachen in johlendes Gelächter aus. Sogar Marcy Morgan grinste böse und zufrieden. Da hat er es , dachte sie.
    „Ruhe! Du bist dran, Pete“, sagte Marcy.
    Pete saß ruhig auf seinem Stuhl. Er begann:
    „Alfred, oh du armer, kleiner Mann, wolltest hier was sagen, doch leider war da nichts dran.
    Meine Mutter und meinen Vater vermisse ich wohl, wenn ich das nicht täte, dann wäre ich ja wie du, hohl.
    Ich soll weniger lernen, damit du der Beste bleibst und dir somit deinen Abschluss nicht vergeigst.
    Doch verlieren werden du und jeder, der gegen mich anrennt, denn du hast jetzt gerade deinen Anschluss verpennt.
    Wir beide sind nun schon sehr lange Waisen, der Unterschied zwischen uns ist, du hast sehr, sehr viele Meisen!“
    Pete schaute sich um, kein Kind lachte. Wenige wagten ihn anzusehen und die wenigen, die es taten, waren gezeichnet von Furcht. Alfred neben ihm lief vor Wut rot an und starrte, wild schnaubend wie ein Stier, zu Marcy.
    Marcy Morgan wusste, dass dies das beste, wenn auch ein etwas hartherziges Gedicht war. Nun, wer konnte Pete diesen Gegenschlag schon übel nehmen nach all dem, was er ertragen musste? Sie grinste böse. Sie konnte und würde dies Pete sogar sehr übel nehmen. Es waren Kinder wie Pete, die sie damals um den besten Job ihres Lebens gebracht hatten. Kleine, verträumte Besserwisser.
    Wie ein Donnerschlag polterte Marcys Faust aufs Pult.
    „Jetzt reicht’s mir aber, du kleiner Dummschwätzer! Dafür kassierst du eine Woche Zimmerarrest. Du wirst dein Zimmer nur zum Pinkeln verlassen und dies auch nur dreimal am Tag. Essen und Hausaufgaben werden dir gebracht. Dies gilt ab sofort, verschwinde von hier!“
    „Aber, Miss Morgan, ich …“
    „Ruhe, du Bastard! Und jetzt raus hier!“, fuhr sie ihm dazwischen.
    Es half alles nichts. Pete packte seine Sachen zusammen, stellte sicher, dass die Fotos seiner Eltern und der silberne Umschlag noch bei ihm waren, und verließ das Klassenzimmer. Diesmal wusste er, dass er zumindest den moralischen Sieg davongetragen hatte. Nur die Strafe kassierte er so oder so.
     
     
    Im Zimmer angekommen, setzte er sich auf sein Bett. Es gab keine Möglichkeit, sich woanders hinzusetzen, außer auf den dreckigen Boden. Er wusste, dass ihm heute der Gedanke an seinen Vater sein Selbstvertrauen wiedergegeben hatte. Sein Vater, der so fern und trotzdem immer so nahe bei ihm war. Pete war sich sicher, dass seine Eltern bestimmt stolz auf ihn gewesen wären. Heute hatte er es allen gezeigt. Tief in sich spürte er eine Kraft, die noch viel größer war, als er sich jemals zugetraut hatte. Er wusste, dass er mehr konnte, mehr war und vor allem mehr sein wollte. Das Leben hier war nicht sein Leben, er war sich ganz sicher, dass er etwas viel Besseres verdient hatte. Er wusste, dass er zu mehr bestimmt war als der Prügelknabe einer frustrierten, fetten, alten Heimleiterin zu sein.
    Der silberne Umschlag lag auf seinem Schoß. So viel war geschehen, seit dieser Umschlag bei ihm war. Pete war irgendwie froh darüber. Der Umschlag hatte etwas in seinem Leben ausgelöst, etwas bewegt. Es schien wieder vorwärtszugehen. Obwohl er sich sicher war, dass die Strafe irgendwie mit dem Umschlag zusammenhing, so war er dennoch froh.
    Warum bin ich eigentlich noch froh darüber?
    Er war sich nicht sicher. Aber dieser Umschlag war offensichtlich speziell, nur für ihn, und konnte Blitze von sich geben. Was er wohl noch alles konnte? Warum war der Umschlag für ihn?
    Als er seine Gedanken nur auf den Umschlag vor sich konzentrierte, fing dieser auf einmal an, die Sonne grell zu reflektieren. Pete ging erst zum Fenster, um zu schauen, ob eventuell die Sonne sehr stark und direkt in sein Zimmer schien. Diese verbarg sich aber sogar hinter einer Wolke.
    Er ging zurück zum Umschlag und bemerkte, dass der wieder weniger Licht von sich gab. Pete schaute den Umschlag nochmals mit voller Konzentration an und siehe da, der Umschlag wurde wieder heller. So als ob sich Sonnenlicht drin brach. Nach wenigen Augenblicken strahlte der Umschlag förmlich. Je mehr sich Pete auf ihn konzentrierte und ihn
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