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Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
Autoren: Andreas Pauli
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ersten Sonnenstrahlen durch Petes Fenster drangen, saß er bereits wieder auf seinem Bett und starrte schluchzend auf die Fotos seiner Eltern. Als er die ausgeprägten Gesichtszüge seines Vaters genau studierte, war er überzeugt, dass er immer stark geblieben war, egal welche Aufgaben ihm das Leben gestellt hatte. Sein Vater hatte die Gesichtszüge eines Mannes, der niemals aufgab, immer ein ermunterndes Wort für seine Frau und Freunde bereithielt und selbst in der ausweglosesten Situation eine Lösung fand. Das war sein Vater. Und Pete sah ihm mit jedem Lebensjahr immer ähnlicher.
    Ich will so stark sein wie du, Vater, dachte er.
    Er raffte sich auf, streckte seinen Rücken, drückte seine Brust vor, ballte die Faust und sagte: „Das ist mein Vater, er wollte ganz bestimmt nicht, dass ich hier weine und aufgebe. Nein, ich bin ein Powell!“
    Pete sprang mit neuer Energie von seinem Bett. Er schnappte sich den silbernen Umschlag, den er, seit er ihn erhalten hatte, nicht mehr aus der Hand gelegt hatte. Er hielt kurz inne, um den Umschlag anzusehen, wie er es inzwischen wohl schon hundert Male getan hatte. Er klopfte darauf und dachte, was dieser Umschlag wohl für ein Geheimnis enthielt, und vor allem, wann er dies endlich enthüllen würde.
    Ich habe schon mehr als genug Probleme deinetwegen, du Ding.
    Dennoch lächelte Pete nun wieder zuversichtlich; er packte die Fotos seiner Eltern in seine Hosentaschen, klemmte sich das Deutschbuch unter den Arm und verließ pfeifend sein Zimmer. Wie so oft am Morgen ließ er das Frühstück einfach aus. Denn er hasste es, in der überfüllten Kantine mit den anderen Kindern zu sitzen und sich deren Streitereien anzuhören. Obwohl Pete kräftig gebaut und vielen Jungen in der Klasse körperlich weit überlegen war, mochte er es viel lieber friedlich.
    So spazierte er fröhlich pfeifend durch den kleinen Hof direkt ins Schulzimmer. Dort angekommen, setzte er sich, pünktlich wie selten, neben Alfred an sein Pult.
    „Morgen, Alfred“, sagte Pete.
    „Morgen, du Streberbübchen“, zischte der ihm entgegen.
    „Ich bin kein Streber, warum sagst du das?“
    „Ach hör doch auf, wir alle hier wissen, dass du tagelang auf deinem Bettchen sitzt, lernst wie ein Verrückter und wegen Mami und Papi flennst wie ein geschlagener Schlosshund!“
    „Was geht dich das an, Alfred? Ich kann in meinem Zimmer tun und lassen, was ich will …“
    „Nein, das kannst du nicht, du Bubi!“, fuhr Alfred Pete dazwischen. „Du lernst viel zu viel und dann sehen wir alle schlecht aus, wenn wir nicht so gut sind wie du!“
    „Aber ich bin gar nicht so gut, und schon gar nicht der Klassenbeste, der bist doch du, Alfred!?“
    „Wenn du so weitermachst, wirst du’s noch, und das werde ich auf keinen Fall zulassen, du Bubi!“ fauchte ihn Alfred an.
    „Guten Morgen, Kinder!“ Marcy Morgan trampelte bereits ins Klassenzimmer. Die beiden hatten sie im hitzigen Wortgefecht gar nicht kommen hören. Wie jeden Morgen wiederholten alle Kinder mit lauter Stimme im Chor: „Guten Morgen, Miss Morgan!“ Miss Morgan marschierte stolz und mit erhobenem Haupt zum Lehrerpult.
    Der Captain ist in der Kommandozentrale eingetroffen, dachte Pete.
    So wie sie dort saß, mit beiden Händen breitspurig auf dem Pult abgestützt, ihren Kopf nach vorne geneigt und mit ihrem alles durchdringenden Röntgenblick, war sie typisch Marcy.
    „Also Kinder, jeder hat nun zehn Minuten Zeit, ein schönes Gedicht über seinen Pultnachbarn zu schreiben. Anschließend soll jeder dies vortragen. Es darf, da ich heute einmal gute Laune habe, auch etwas lustig sein.“ Sie schaute jedes Kind an, um sicherzugehen, dass alle dies auch verstanden hatten.
    Alle erwiderten gebannt ihren Blick und waren totenstill. Marcy polterte mit ihrer immer noch teilweise schwarzen rechten Faust auf ihr Pult: „An die Arbeit, ihr faulen Kröten!“
    Die Kinder erschraken mit einem lauten „Ooohhh“, schnappten sich Papier und Bleistift und begannen zu kritzeln.
    Pete war außer sich vor Freude. Er durfte ein Gedicht schreiben, das machte er besonders gerne. Am liebsten mochte er die über Alfred … Das war sein Tag! Eifrig schrieb er eine Zeile nach der anderen auf sein Blatt. Die zehn Minuten waren in Windeseile vorüber und es war Zeit, das Geschriebene vorzutragen.
    So sagte Lili über ihre Pultnachbarin Susan:
    „Susan sitzt neben mir in der Schule, denn sie ist wirklich eine Coole. Sogar in der Pause haben wir zusammen viel Spaß und im
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