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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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nennenswertes Kinn.
    Voller Begeisterung drückte Albert auf einen Knopf unter seinem Pult, und fast im gleichen Augenblick rasselte im Sekretariat die Schreibmaschine wie ein Maschinengewehr los. Tuppence kannte ihre Pflicht und war auf dem Posten. Diese laute Betriebsamkeit schüchterte den jungen Mann noch mehr ein.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »ist das die Detektivagentur ›Blunts Brillante Detektive‹ oder so ähnlich? Sie wissen schon, die Agentur für verzwickte Sachen und dergleichen.«
    »Wünschen Sie Mr Blunt persönlich zu sprechen?«, fragte Albert, und seine Miene drückte deutlichen Zweifel an der Erfüllbarkeit dieses Ansinnens aus.
    »Ja, junger Mann, das war eigentlich meine Absicht. Halten Sie es für möglich?«
    »Sie haben wohl keinen Termin?«
    Der Besucher wurde immer demütiger.
    »Leider, nein«, entschuldigte er sich.
    »Es ist immer ratsam, Sir, erst vorher anzurufen. Mr Blunt ist so furchtbar beschäftigt. Im Augenblick hält er eine telefonische Konferenz mit Scotland Yard ab. Man zieht ihn in einer sehr schwierigen Angelegenheit zurate.«
    Der junge Mann nickte ehrfürchtig.
    Albert senkte die Stimme und ließ sich herbei, dem Besucher mitzuteilen: »Diebstahl wichtiger Dokumente aus einem Regierungsgebäude. Mr Blunt soll den Fall übernehmen.«
    »Oh, wirklich? Ihr Chef muss aber ein tüchtiger Mann sein!«
    »Der Chef – der ist Klasse!«
    Der junge Mann setzte sich auf einen harten Stuhl, ohne zu ahnen, dass zwei Paar Augen durch geschickt getarnte Gucklöcher blickten und ihn einer genauen Prüfung unterzogen: Es waren Tuppences Augen, in den Pausen zwischen leidenschaftlichen Tippanfällen, und die von Tommy, der auf den günstigen Augenblick lauerte.
    Plötzlich schrillte eine Klingel auf Alberts Pult.
    »Der Chef ist jetzt frei. Ich will nachsehen, ob er Sie empfangen kann«, sagte Albert und verschwand hinter der Tür, auf der »Privat« stand.
    Er erschien sofort wieder.
    »Bitte hier herein, Sir.«
    Der Besucher trat ins Privatbüro, wo ein rothaariger junger Mann mit angenehmen Zügen und lebhaftem Ausdruck ihn freundlich begrüßte.
    »Nehmen Sie Platz, bitte. Sie wollten mich zurate ziehen? Ich bin Mr Blunt.«
    »Nein, wirklich? Sie sind aber unglaublich jung.«
    »Die Herrschaft der Alten ist vorüber«, sagte Tommy mit einer lässigen Handbewegung. »Wer war schuld am Krieg? Die Alten. Wer trägt die Verantwortung für die herrschende Arbeitslosigkeit? Die Alten. Wer ist schuld an allem Unfug, der täglich passiert? Wieder sage ich: die Alten!«
    »Ich nehme an, Sie haben Recht. Ich kenne einen Burschen, der ist ein Dichter – jedenfalls behauptet er, einer zu sein – und der spricht genau wie Sie.«
    »Ich will Ihnen eines verraten: Unter meinen hochqualifizierten Mitarbeitern ist nicht ein einziger über fünfundzwanzig. Nicht einen Tag darüber. Ehrenwort.«
    Da der Stab der hochqualifizierten Mitarbeiter aus Tuppence und Albert bestand, war das die reine Wahrheit.
    »Und nun zu den Tatsachen«, sagte Mr Blunt.
    »Ich möchte, dass Sie jemanden finden, der abhandengekommen ist«, sprudelte der junge Mann hervor.
    »Schön. Könnten Sie mir präzisere Angaben machen?«
    »Ja, sehen Sie, das ist recht schwierig. Die Angelegenheit ist schrecklich heikel und verzwickt. Sie könnte es mir furchtbar übel nehmen. Ach, es ist wirklich sehr schwer zu erklären.« Er blickte Tommy hilflos an.
    Tommy begann die Angelegenheit lästig zu werden. Er war gerade im Begriff gewesen, zum Mittagessen zu gehen, und nun sollte er in langer und mühsamer Arbeit diesem Klienten die sachdienlichen Angaben wie Würmer aus der Nase ziehen.
    »Ist sie freiwillig verschwunden, oder glauben Sie an Entführung?«, fragte er scharf.
    »Ich weiß es nicht«, stotterte der junge Mann, »ich weiß es wirklich nicht.«
    Tommy griff nach Notizblock und Bleistift. »Wollen Sie mir bitte erst einmal Ihren Namen nennen? Mein Bursche hat strikte Anweisung, niemals nach Namen zu fragen. So bleibt jede Konsultation streng vertraulich.«
    »Ausgezeichnet! Großartige Idee. Mein Name – hm – mein Name ist Smith.«
    »O nein!«, sagte Tommy. »Den wirklichen Namen, bitte!«
    Sein Gegenüber warf ihm einen verzweifelten Blick zu.
    »Hm – ja – St. Vincent«, sagte er. »Lawrence St. Vincent.«
    »Es ist merkwürdig«, meinte Tommy, »wie wenig Leute wirklich Smith heißen. Ich selbst kenne niemanden, der Smith heißt. Aber von zehn Leuten, die ihren wirklichen Namen verheimlichen wollen, nennen
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