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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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grauhaarigen Mann mit durchdringenden Augen und müdem Lächeln. »Ich bin so froh, Sie zu sehen, Mr Carter!«
    »Das ist schön, Mrs Beresford. Nur beantworten Sie mir eine Frage: Wie finden Sie das Leben so im Allgemeinen?«
    »Zufrieden stellend, aber langweilig«, erwiderte Tuppence mit einem schelmischen Seitenblick auf ihren Mann.
    »Ausgezeichnet. Ich treffe Sie offensichtlich in der richtigen Verfassung an.«
    »Das klingt ja sehr aufregend!« bemerkte Tuppence.
    Albert, noch immer in der Rolle des hochherrschaftlichen Butlers, brachte den Tee. Als sich die Tür hinter dem Jungen geschlossen hatte, fragte Tuppence: »Sie haben etwas Bestimmtes gemeint, nicht wahr, Mr Carter? Werden Sie uns mit einem Auftrag in die dunkelsten Provinzen Russlands schicken?«
    »Nicht gerade das, aber…«
    »Aber etwas ist los.«
    »Ja, etwas ist los. Sie gehören ja wohl nicht zu den Leuten, die vor Gefahren zurückschrecken, oder, Mrs Beresford?«
    Tuppences Augen blitzten vor Erregung.
    »Unsere Abteilung braucht jemanden, der eine gewisse Arbeit übernimmt. Da habe ich an Sie beide gedacht.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Ich sehe, Sie lesen den Daily Leader«, fuhr Mr Carter fort.
    Er nahm die Zeitung vom Tisch, schlug die Seite mit den kleinen Anzeigen auf und schob das Blatt zu Tommy hinüber. »Lesen Sie uns das einmal vor«, sagte er.
    Und Tommy las:
     
    » Internationale Detektivagentur. Leiter: Theodor Blunt. G e heimauskünfte. Zahlreiche hoch qualifizierte Privatdetektive. Äußerste Diskretion garantiert. Kostenlose Beratung. 118, H a leham Street, London WC.«
     
    Er blickte fragend zu Mr Carter auf. Dieser nickte.
    »Diese Detektivagentur war nahe daran, das Zeitliche zu segnen. Ein Freund von mir erstand sie für einen Pappenstiel. Wir möchten sie gern wieder aktivieren – sagen wir, für eine Probezeit von sechs Monaten. Und während dieser Zeit muss sie natürlich einen Leiter haben.«
    »Warum nicht Mr Theodor Blunt?«, fragte Tommy.
    »Ich fürchte, Mr Blunt war etwas indiskret. Genauer gesagt: Scotland Yard hat eingreifen müssen. Mr Blunt lebt augenblicklich auf Kosten Seiner Majestät, und wir möchten viel mehr wissen, als wir von ihm erfahren konnten.«
    »Ich verstehe«, sagte Tommy. »Wenigstens glaube ich zu verstehen.«
    »Ich schlage sechs Monate Urlaub vor. Gesundheitsgründe. Und falls Sie Lust haben sollten, ein Detektivbüro unter dem Namen Theodor Blunt zu leiten, so hat das natürlich nicht das geringste mit mir zu tun.«
    Tommy blickte seinem Chef fest in die Augen.
    »Keine Anweisungen, Sir?«
    »Mr Blunt hatte gewisse Verbindungen mit dem Ausland, denke ich. Achten Sie auf blaue Briefumschläge mit russischen Marken. Von einem Delikatessenhändler, der seine Frau sucht, die vor ein paar Jahren als Flüchtling in unser Land kam. Befeuchten Sie die Marke, und Sie werden darunter die Zahl 16 geschrieben finden. Fertigen Sie eine Kopie dieser Briefe an, und schicken Sie mir das Original. Auch wenn jemand in Ihr Büro kommt und die Zahl 16 erwähnt, verständigen Sie mich sofort.«
    »Gut, Sir. Sonst noch etwas?«
    Mr Carter nahm seine Handschuhe, bereit, sich zu verabschieden.
    »Sie können die Agentur führen, wie Sie wollen.« Und mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Ich dachte, es würde Mrs Beresford vielleicht Spaß machen, wieder einmal ein bisschen Detektiv zu spielen.«

Eine Tasse Tee
     
    W enige Tage später bezogen Mr und Mrs Beresford die Büroräume der Internationalen Detektivagentur im zweiten Stock eines baufälligen Gebäudes in Bloomsbury.
    Im Vorzimmer herrschte Albert, der die Rolle des hochherrschaftlichen Butlers aufgegeben und dafür die eines Laufburschen übernommen hatte – eine Rolle, die er glänzend beherrschte. Eine Papiertüte mit Süßigkeiten, Tintenflecke an den Händen und zerzauste Haare waren, seiner Meinung nach, die Hauptrequisiten seines neuen Charakters. Vom Vorzimmer aus führten zwei Türen in die Büroräume. Auf der einen Tür stand »Sekretariat«, auf der anderen »Privat«. Hinter letzterer lag ein freundliches Zimmer, ausgestattet mit einem riesigen Schreibtisch, einer Unzahl kunstvoll beschrifteter Aktendeckel – alle leer – und einigen lederbezogenen Stühlen. Hinter dem Schreibtisch saß der falsche Mr Blunt, der sich große Mühe gab, so auszusehen, als habe er sein ganzes Leben lang eine Detektivagentur geleitet. Das Telefon stand griffbereit neben ihm: Tuppence und er hatten ein paar sehr publikumswirksame Telefonszenen
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