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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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Spuren, nach Artefakten, hatte er nach Antworten auf alle seine Fragen gesucht. Doch die Funde hatten nur weitere Fragen aufgeworfen und seine Zweifel bestärkt. Er wusste, dass er sündig geworden war, sündig gegenüber seinen Brüdern, gegenüber der Kirche, sündig gegenüber Gott, dem Allmächtigen, dessen Diener er einst geworden war. Doch Gott hatte ihn bestraft. Er war gestürzt, und Gott hatte ihn nicht aufgefangen. Ein komplizierter Knochenbruch, der nie mehr richtig verheilen wollte und ihm das Gehen erschwerte, hatte seiner sündigen Suche nach der Wahrheit ein Ende bereitet. So war er an den Ort zurückgekehrt, an dem er damals, vor unzähligen Jahren, seinen heiligen Bund mit Gott geschlossen hatte. Er wollte Frieden finden, doch die Rastlosigkeit und die Suche nach Antworten auf seine bohrenden Fragen hatten ihn nie zur Ruhe kommen lassen. Und er wusste, dass die Verletzung am Bein ein Stigma Gottes für ihn war.
    Sein Atem ging tief, das Herz pochte ruhig im gleich bleibenden Rhythmus. Beinahe eine halbe Ewigkeit war vergangen. Von seinen Verfolgern war nichts mehr zu hören. Er trat einen Schritt vor und spähte aus seinem Versteck. Das metallische Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er wandte sich um, doch schon schien sein Kopf in einem grellen Lichtstrahl zu explodieren. Er spürte noch den Aufschlag auf dem kalten, steinernen Boden, bevor ihn die Dunkelheit umgab.
    Als er wieder erwachte, brannten seine Glieder. Langsam öffnete er die Augen. Das Kerzenlicht flackerte. Er versuchte sich zu konzentrieren, doch der Schmerz hielt ihn gefangen. Ungläubig schloss er die Augen. Die ganze Welt um ihn hatte sich verkehrt.

1.Teil
    Verborgen im Kidrontal

     
    »So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr:
    Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen,
    sondern dass der Gottlose umkehre
    von seinem Wege und lebe. «
     
     

1
    Jerusalem, östlich des Tempelberges, einen Tag später …
     
    »Ihr müsst vorsichtiger sein!«, sagte Jonathan Hawke zu seinen beiden Mitarbeitern, die versuchten, eine lange und schwere Diele über einem tiefen dunklen Graben zu platzieren.
    »Machen wir, Professor«, entgegnete Tom Stein. »Aber wir müssen aufpassen, dass der Graben nicht in sich zusammenstürzt. Wir brauchen sicheren Halt, um die Schalbretter anzubringen.«
    »Ich weiß, Tom«, antwortete der Professor. »Deswegen sage ich ja, dass ihr vorsichtig sein sollt. Ich will nicht, dass die Grube einstürzt, wir haben einen straffen Zeitplan.«
    Moshav Livney lächelte. »Und ich dachte, er macht sich um uns Sorgen«, scherzte er mit einem Augenzwinkern.
    Die Ausgrabungsstätte befand sich unweit der Altstadt von Jerusalem, in der Nähe des Löwentores an der Straße nach Jericho. Bei Straßenarbeiten waren römische Waffen und Gerätschaften aufgefunden worden, die aus der Zeit um Christi Geburt stammten und durch den Lehmboden konserviert worden waren. Direkt unterhalb der alten Stadtmauer hatten die ersten Ausgrabungen begonnen. Das Institut für Archäologie der Universität Bar Ilan in Tel Aviv hatte Professor Chaim Raful und den amerikanischen Spezialisten für römische Geschichte, Professor Jonathan Hawke von der Princeton-Universität, mit den Ausgrabungen beauftragt. Inzwischen arbeiteten neben Studenten der Universität Bar Ilan mehrere Archäologen und Wissenschaftler aus aller Welt an dem Projekt. Offenbar waren die Bauarbeiter bei ihren Erdarbeiten ohne es zu wissen auf den Rest einer alten römischen Garnison gestoßen. Und nun wurden fast stündlich Artefakte aus der Erde geborgen. Doch dem Team war klar, dass sie noch tiefer graben mussten, um die Schätze aus der Unergründlichkeit des Vergessens ans Tageslicht und zurück in das Leben holen zu können.
    Die Sonne brannte heiß auf die Stadt herab, und Toms Hemd klebte schweißnass auf der Haut.
    »Wie tief, schätzt du, liegt das eigentliche Mauerwerk?«, fragte er seinen israelischen Kollegen, dem es nicht besser erging.
    »Ich nehme an, wir müssen noch mindestens einen Meter tiefer«, antwortete Moshav und blickte in die schmale, dunkle Grube.
    »Das geht aber nicht, ohne dass wir die Seitenwände stabilisieren«, erwiderte Tom. »Wir brauchen noch Material. Stabile Holzbalken und Dielen.«
    »Ich sage Yaara Bescheid, sie soll Aaron informieren, dass wir weitere Dielen und Verschalungen brauchen«, sagte Moshav und ging in Richtung des Hauptlagers davon.
    Im Schatten eines Olivenbaums ließ sich Tom nieder und schaute ihm nach. Insgesamt vier
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