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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einer bronzenen Schale
stehen, das Wasser für die morgendliche Wäsche. Er nahm einen kräftigen Zug, um
zumindest den pelzigen Geschmack von der Zunge zu verscheuchen, doch es half
nur bedingt, denn sofort machte sich wieder der Magen bemerkbar. Dennoch, sein
Kopf wurde etwas klarer – klar genug, um den morgendlichen Katzenjammer mit
einem Schlag völlig belanglos und nichtig erscheinen zu lassen.
    »Himmel Arsch, sie ist weg!«, stammelte
Robert und meinte damit nicht Anna, obwohl er sie jetzt liebend gern neben sich
gehabt hätte. »Das Geld, das verdammte Luder hat die Börse gestohlen!
Gottverdammich! Gottverdammich, Himmel Arsch noch eins! Wie sag ich’s bloß
Osman?«
    »Wie sagst du mir was ?«, fragte
Osman, der plötzlich im Zimmer stand. »Eigentlich dachte ich, du wärst
klammheimlich über alle Berge, als ich heute Morgen sah, dass dein Pferd fort
ist.«
    Zuerst schaute Robert völlig ungläubig,
dann lief sein Kopf knallrot an, als wolle er bald platzen, und schließlich
fluchte er, so laut und unsäglich wütend, dass Osman angst und bange wurde. Die
Worte, die Robert von sich gab, hatte Osman bislang noch nicht zu hören
bekommen, was sie bedeuteten und wem sie galten, konnte er sich jedoch leicht
zusammenreimen. Und es dauerte nicht lang, da schimpfte er mindestens genauso
laut und unflätig.
     
    Der halbe Tag war inzwischen vergangen und die Sonne wanderte
bereits gen Westen, doch Robert und Osman hatten weiterhin nichts anderes zu
tun, als sich gegenseitig Vorhaltungen zu machen. So standen sie also im Stall
beim einzigen ihnen verbliebenen Pferd und redeten zornig aufeinander ein.
    »Aber wenn du von vornherein meintest, dass
irgendetwas mit ihr nicht stimmt, wieso hast du mich nicht vor ihr gewarnt?«
    »Weil du mir, so blind vor Liebe, eh nicht
geglaubt hättest!«
    Robert schüttelte seinen Kopf. Er wollte
das Gesagte nicht wahrhaben und wusste doch nur zu gut, dass sein Freund recht
hatte.
    »Du hättest nur gedacht«, setzte Osman
fort, »dass ich sie dir abspenstig machen will, und mich dann zum Teufel
gejagt! Außerdem, konnte ich ahnen, dass sich ein baumlanger Kerl wie du von
solch einem zarten Geschöpf unter den Tisch saufen lässt?« Jetzt war es an
Osman, seinen Kopf zu schütteln.
    »Der Herr sei mein Zeuge, sie hatte
vielleicht nicht so viel getrunken wie ich, aber allemal mehr als genug für
jeden anderen, dem ich bislang zugeprostet habe«, versuchte sich Robert zu
verteidigen. »Keine Ahnung, wie sie es fertigbrachte, noch in der gleichen
Nacht aufs Pferd zu steigen.«
    »Wahrhaftig, ein Teufelsweib, auf das du
dich da eingelassen hast!«, sagte Osman, und seine Augen bekamen einen
eigenartigen Glanz, ganz so, als würde er zu schwärmen beginnen. »Wenn sie uns
nicht so übel mitgespielt hätte, müsste ich sie schon wieder bewundern für ihre
Dreistigkeit. Immerhin hat sie dir nicht nur das Geld unterm Hintern weggestohlen,
sondern obendrein dein Pferd, und das, während ich direkt daneben schlief.
Wirklich, eine Frau ganz nach meinem Geschmack!«
    »Nimm sie, ich schenk sie dir!«
    Leichter gesagt als getan, das wussten
beide. Dass sie nicht nach Hameln unterwegs war, verstand sich von selbst,
vermutlich ritt sie inzwischen auf dem Hellweg in die entgegengesetzte Richtung
auf Hildesheim zu. Doch wozu derlei Mutmaßungen, sie zu verfolgen, hatte eh
keinen Zweck, schließlich blieb ihnen beiden gerade ein Pferd, außerdem musste
sie schon lange fort sein. Der Ratlosigkeit folgte betretenes Schweigen.
    »Und was nun?«, brach Osman die bedrückende
Stille.
    »Wenn ich’s doch nur wüsste. Ohne einen
Groschen in der Tasche kommen wir jedenfalls nicht bis nach Cölln.«
    »Ohne einen Groschen in der Tasche kommen
wir nirgendwohin! Verdammt, wie konntest du dich nur so leichtfertig hinters
Licht führen lassen?«
    »Und wie konntest du weiterschlafen,
während sie mein Pferd aus dem Stall holte? Du warst immerhin nüchtern.«
    »Jetzt gib nicht mir die Schuld an dem
Elend, verdammter Saufaus!«, regte sich Osman auf. Und das völlig zu Recht, wie
Robert insgeheim zugeben musste. Diesmal trug ganz allein er die Verantwortung
an der Misere, in der sie steckten.
    »So wie ich das sehe, haben wir nur zwei
Möglichkeiten«, setzte Robert betont ruhig an und hob seinen Daumen für die
erste. »Entweder versuchen wir uns bis nach Cölln durchzubringen – es ist
Sommer, daher sollten wir bis dahin genug finden, um uns ausreichend den Magen
zu füllen …«, es folgte Roberts
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