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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Hört nicht auf diesen
unverschämten Lump, der einmal mein Freund gewesen ist. Ab und an juckt es ihn
voll Übermut, Scherze zu treiben auf Kosten anderer, doch bisweilen schießt er
dabei übers Ziel hinaus«, hielt Robert dagegen und blickte zunächst in Richtung
Osman, bevor er sich wieder dem Mädchen zuwandte: »Nehmt bitte meinen
Überzieher, ich will ihn nur noch kurz auswringen, bevor Ihr ihn zum Trocknen
aufhängt. Ihr müsst mir jedoch versprechen, Euch danach an unseren Tisch zu
setzen und Eure Mühe mit einem guten Essen belohnen zu lassen!«
    »Gerne, mein Herr.«
Sie nahm Roberts Mantel entgegen und verschwand in Richtung Küche, dorthin, wo
in einer Schenke auch im Sommer immer ein Ofen brannte.
    Nachdem Robert und Osman die Pferde
versorgt hatten, ohne dabei ein Wort miteinander gewechselt zu haben, setzten
sie sich gemeinsam an einen derben, grob gehauenen Schanktisch. Rasch kam der
Wirt zu ihnen, ein grantig dreinblickender, schwammig gebauter Mann mittleren
Alters, und lud eine heftig dampfende Terrine, einen Laib Brot und einen Krug
Wein bei ihnen ab. Osmans Bitte um Wasser wurde angewidert mit einem noch
grimmigeren Blick quittiert. »Mögen der Herr zum Wasser denn noch etwas Heu?«,
wurde er wenig gastfreundlich gefragt. Der Kaufmann und seine Begleiter
lachten. Nun war es an Osman, den Spott der anderen über sich ergehen zu
lassen, ein Gefühl, das dem stolzen Alexandriner gar nicht schmecken wollte.
Dennoch ertrug er die Schmach widerspruchslos. Den ungehobelten Klotz über die
strengen Regeln des Islam aufzuklären, hielt er in dieser düsteren Spelunke für
unangebracht, zumal Araber zu jener Zeit der Kreuzzüge im Abendland alles
andere als gern gesehen waren. Und auf einen handfesten Streit wollte es Osman
erst recht nicht ankommen lassen, immerhin war der Wirt zwar nicht größer als
er, aber mindestens doppelt so breit. Ein Blick auf Robert zeigte ihm zudem,
dass er bei einer Rauferei von seinem Freund keine Hilfe erwarten konnte,
lachte doch gerade er mit Abstand am lautesten über die Dreistigkeit des
Wirtes.
    Schweren Herzens schluckte Osman den Groll
hinunter und widmete seine Aufmerksamkeit jener undefinierbaren, grauen Masse,
die auf seinem Teller dampfte. Er wagte einen zaghaften Versuch davon und wurde
überrascht, schmeckte der Brei doch gottlob bedeutend besser, als er aussah, es
schien sogar etwas Fleisch darin zu sein. Ein kurzes Stoßgebet auf den Lippen
und im Voraus um Vergebung bittend, sollte sich Schwein oder gar noch
unreineres Getier wie Nager im Essen befinden, langte er zu, erheblich
beherzter nun. Und je mehr sich sein Magen füllte, desto schneller verrauchte
sein Zorn auf den Wirt, auf Robert und auf dieses ganze verfluchte Land, das
die Sonne anscheinend ebenso selten zu sehen bekam wie ein Imam ein Frauenhaus
von innen.
    Robert stocherte indes lustlos mit seinem
Holzlöffel im Essen herum. Ihm war flau im Magen und es wollte ihm nicht so
recht schmecken. Immer wieder schaute er zur Küchentür, dorthin, wo vor
geraumer Zeit die Rothaarige verschwunden war. Als er schon befürchtete, sie
habe ihn versetzt und würde nie wieder auftauchen, öffnete sich die Tür zur
Küche. Mit einem bezaubernden Lächeln kam sie an ihren Tisch und setzte sich
eng an Roberts Seite. Neben einem leicht gewobenen Rock und einer hellen, lose
am Busen geschnürten Bluse, umwehte sie der verführerische Duft von
Rosenblättern.
    »Um Euren Mantel habe ich mich gekümmert,
mein Herr«, sagte sie zu Robert und wandte sich an Osman. »Wollt Ihr mir auch
den Euren geben?«
    Osman griff hinter sich zur Stuhllehne.
»Sei so gut und wring ihn mir vorher aus, Robert.«
    »Zieh ihn zuvor noch über, dann mach ich’s
gern.«
    Das Mädchen kicherte. Sie war die Einzige
am Tisch, die Vergnügen an Roberts knurrigen Worten fand.
    »Danke, mein Freund, aber dann muss es wohl
auch ohne deine Hilfe gehen«, antwortete Osman, bevor er sich an das Mädchen
wandte.
    »Und auch ohne Eure, liebes Kind. Lasst es
Euch erst einmal schmecken, die Pampe mundet bedeutend besser, als sie
ausschaut. Der Mantel kann so lange warten!« Osman schenkte ihr Wein ein,
während sie sich eine gehörige Portion Brei auf den Teller lud. »Ich heiße
übrigens Osman Abdel Ibn Kakar, oder einfach nur Osman, Eurer Zunge zuliebe.
Verratet Ihr mir Euren Namen?«
    Sie stockte kurz, gerade so, als bereite
ihr die Frage Kopfzerbrechen. »Anna, ohne was dazu. Einfach nur Anna.«
    »Und ich heiße Robert, auch ohne
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