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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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dem er es aussprach – wie ihr Vater und ihre Brüder es zu tun pflegten –, erschien ihr wie der Himmel. Dennoch ließ Merry sie noch ein wenig zappeln. Sie hatten ihr das Leben ordentlich vergällt in den vergangenen sechs Jahren, und auch wenn das Eingeständnis schmachvoll war – sie genoss es, die drei leiden zu sehen. Statt eine Antwort zu geben, widmete sie sich daher wieder ihrer Flickerei, stieß die Nadel in den Stoff und zog sie geruhsam hindurch.
    „Merry?“, drängte Brodie ungeduldig.
    „Ich denke nach!“, fuhr sie ihn an, ohne aufzuschauen.
    „Aber, Merry, er hat doch nach dir geschickt “, sagte Gawain.
    „ Aye “, murmelte ihr Vater. „Und du hast das Heiratsalter schon weit überschritten.“
    „ Weit überschritten“, pflichtete Brodie ihm bei. „Meinst du nicht auch, wir sollten …“
    „Ich kann nicht denken, wenn ihr drei auf mich einplappert“, unterbrach sie ihn. „Lasst mich einen Augenblick darüber nachsinnen“, beharrte sie mit fester Stimme, wobei sie den Kopf über ihre Näharbeit gesenkt hielt und überlegte, wie lange sie Vater und Brüder noch schmoren lassen sollte, ehe sie zustimmte. Je länger Merry sie warten ließ, desto länger hielt sie sie vom Whisky fern und desto harmloser würde hoffentlich an diesem Abend ihr Rausch ausfallen. Andererseits musste sie packen und noch einige Vorbereitungen für die Reise treffen, und sie brauchte Zeit, um alles zu arrangieren. Der Gedanke ließ sie aufseufzen. Ihr Leben war ihr oft vorgekommen wie der Versuch, auf einer Nadelspitze das Gleichgewicht zu halten. Nun sah es so aus, als würde sich auch die letzte Nacht in diesem, ihrem alten Leben nicht anders gestalten. Sie hoffte inständig, dass ihr neues Dasein mehr Glück bereithalten werde.

1. KAPITEL
    „Das sollte sich der Schmied einmal ansehen.“
    Alexander d’Aumesbery, der sich bis dahin die Wange gerieben hatte, hielt bei diesen Worten Gerhards inne, blickte jedoch nur finster drein und zuckte mit den Achseln. „Für so etwas habe ich jetzt keine Muße.“
    Gerhard Abernathy schnalzte unwillig. „Dieser Zahn quält Euch schon, seit wir Akkon verlassen haben. Ihr hättet ihn sofort behandeln lassen sollen, als wir England erreichten, anstatt Euch weiter von ihm piesacken zu lassen.“
    Alex bedachte den älteren Mann mit einem Lächeln voller Wärme. Gerhard Abernathy war immer einer der zuverlässigsten und treuesten Untergebenen seines Vaters gewesen. Auf seinen Wunsch hin hatte der Krieger Alex begleitet, als der Prinz ihn aufgefordert hatte, mit ihm das Kreuz zu nehmen und nach Outremer in die Kreuzfahrerbesitzungen im Morgenland zu gehen. Gerhard hatte dem Ersuchen gern entsprochen und war mit ihm gegangen, wobei Alex sich allerdings fragte, ob er es im Folgenden nicht bereut hatte. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, so lange fort zu sein. Prinz Edward hatte zunächst wie geplant Tunis angelaufen, um dort zum französischen König Louis IX. zu stoßen, und war auch im November 1270 ganz in der Nähe an Land gegangen, nur um zu erfahren, dass Louis kurz zuvor gestorben war, ohne die heidnische Stadt zu erobern. Daraufhin hatte Edward seine Pläne geändert und war auf Umwegen weiter nach Akkon gesegelt. Allerdings hatte er sich schon im Herbst 1272 wieder auf den Weg gen Westen gemacht und war, auf die Nachricht vom Tod seines Vaters hin, von Sizilien Richtung England aufgebrochen, um den Thron zu besteigen – wenngleich er noch heute auf dem Festland weilte und England nach wie vor auf seinen neuen König wartete. Alex war auf Wunsch des Prinzen im Heiligen Land geblieben und hatte dort – zusammen mit seinen Mannen – den vergeblichen Kampf fortgeführt. Es hatte ein knappes weiteres Jahr Hitze, Sand und Blut bedeutet.
    Während all dieser Zeit war Gerhard ihm Freund, Ratgeber und bisweilen auch Kindermädchen gewesen, hatte ihn bemuttert, wenn er verletzt oder von einem Fieber niedergestreckt war, hatte ihm in der Schlacht den Rücken gedeckt und ihm bei wichtigen Entscheidungen mit seiner Weisheit zur Seite gestanden.
    Alex war überzeugt, dass er ohne ihn nicht durchgehalten hätte, und er wünschte, sein Vater wäre noch am Leben und er könne ihm dafür danken, dass er ihm Gerhard ans Herz gelegt hatte. Jung und hochmütig wie er damals gewesen war, hatte er Gerhard – der ihm gerade einmal zehn Jahre voraus hatte – als alt betrachtet. Er hatte in ihm zunächst nur einen Klotz am Bein gesehen; jemanden, der ihm nichts als Scherereien
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