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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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nur da und beweinte den Verlust dieses einzigen Abbilds ihrer geliebten Mutter, der verstorbenen Maighread Stewart.
    Als Merrys Tränen schließlich versiegt waren, war ihre Trauer Zorn gewichen, und zwar nicht nur auf ihren Vater, sondern auch auf ihre beiden Brüder. Sie richteten alles zugrunde. Es gab auf Stewart kaum etwas, das noch nicht geflickt worden war, nachdem einer von ihnen es zerbrochen hatte … darunter auch ihr Herz, wie sie argwöhnte.
    Dieser letzte Vorfall hatte ihren Vater einmal mehr dazu bewogen, dem Trinken abzuschwören, und drei Tage zuvor hatte das Saufgelage schließlich ein Ende gefunden. Doch seither hatten die Männer ihre Zeit allein damit zugebracht, über ihren schmerzenden Schädel und aufmüpfigen Magen zu stöhnen und zu wimmern. Merry hatte wenig Mitleid mit ihnen und widmete sich einfach wie stets der Verwaltung der Burg, erteilte Bediensteten und Recken Anweisungen und beaufsichtigte die Waffenübungen der Männer, während ihr Vater und ihre Brüder wieder zu Kräften kamen. Auch die Tür zur Speisekammer ließ sie reparieren – und das Schloss austauschen.
    Was auch immer das nützen würde, dachte sie bitter. Denn – und daran hegte Merry keinerlei Zweifel – sollten ihr Vater und ihre Brüder meinen, genug gebüßt zu haben, würden sie zum Trank zurückkehren wie in die Arme einer lange vermissten Geliebten. Das taten sie immer.
    „Ich … nun, also …“, stotterte ihr Vater und zog damit ihren wütenden Blick auf sich. Wieder brach er ratlos ab.
    Sicherlich war sein Kopf noch von den letzten Ausschweifungen vernebelt. Wenn dies inzwischen nicht überhaupt schon ein Dauerzustand war, dachte Merry angewidert, legte ihre Näharbeiten beiseite und erhob sich. „Lasst mich raten. Ich habe vorhin den Ruf vernommen, dass ein Reiter sich nähert. Colan ist gekommen, nicht wahr? Und zweifellos haltet ihr seinen Besuch für einen hervorragenden Anlass, um ein weiteres Fass uisge beatha zu öffnen.“
    „ Aye “, seufzte ihr Vater, gab sich aber einen Ruck, als ihr Bruder Brodie ihm den Ellenbogen in die Seite stieß. „Ich meine, nein. Will sagen, doch, Merry. Colan ist gekommen, doch nicht sein Besuch ist es, der den Anbruch eines Fasses wert ist, sondern die großartige Neuigkeit, die er bringt.“
    „Und was für eine Neuigkeit mag das sein?“, fragte Merry spöttisch. Sie versprach sich nicht viel davon. Schon Colans Geschichte von dem Hasen, den er eine Woche zuvor bei der Jagd erlegt hatte, war für die Stewart-Männer Anlass gewesen, in Jubel auszubrechen.
    „Dein Bräutigam ist aus dem Morgenland zurückgekehrt!“, platzte Gawain heraus, ehe ihr Vater mit seinem Gestammel fortfahren konnte.
    Diese Nachricht traf Merry so sehr, dass sie sich mit weit aufgerissenen Augen wieder auf die Bank sinken ließ. Benommen versuchte sie aufzunehmen, was in der Tat eine Neuigkeit war, die diesen Namen verdiente. „Ist er das?“, fragte sie.
    „ Aye .“ Brodie und Gawain drängten sich an ihrem Vater vorbei und ließen sich, jeder an einer Seite von ihr, ebenfalls auf der Bank nieder. „Ja, doch! Und wir müssen sofort nach England aufbrechen, damit du ihn heiraten kannst. Heute Abend feiern wir, und morgen machen wir uns in aller Frühe auf den Weg.“
    Merry schüttelte die Überraschung ab, um die Bande erneut zornig anzufunkeln. „Oh, aye , das könnte euch so passen. Mich nach England abzuschieben und mit diesem Schuft zu verheiraten, nun da er endlich geruht hat zurückzukehren. Dass euch dies ein Anlass zum Feiern ist, glaube ich gern, denn ihr werdet mich endlich los sein.“
    Die Zwillinge tauschten einen Blick. „Oh, nein, nein, Merry“, beeilte sich Brodie zu versichern. „Wir sind ganz und gar nicht glücklich darüber. Wer wird uns denn morgens aus dem Bett werfen, wenn du nicht hier bist?“
    „ Aye , und wer wird uns daran hindern, so viel zu trinken, wie wir wollen?“, fragte Gawain.
    „Und wer wird uns damit in den Ohren liegen, uns im Kampf zu üben und auf die Jagd zu gehen und all dies?“, setzte Vater Eachann hinzu.
    Merry sah die Männer der Reihe nach scharf an. Mochten sie auch noch so sehr behaupten, sie nicht gehen lassen zu wollen, so sagte ihr hoffnungsfrohes Grinsen doch etwas anderes. Nun, nichts anderes wollte auch sie. Sie sehnte sich nach einem Leben, in dem sie nicht ständig diesen drei Kerlen hier nachsetzen und sie daran hindern musste, sich selbst oder jemand anderen umzubringen. Allerdings würde das Glück ihnen nicht
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