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Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Titel: Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
Autoren: Ravensburger
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Stadtbezirken blieben nur vier verschont, drei Bezirke galten als völlig zerstört. Rom brannte sechs Tage lang und nach einem ersten Verlöschen der Flammen dann noch einmal drei Tage. Dieser „zweite“ Brand brach in den Aemilianischen Gärten aus, die dem Prätorianerpräfekten Tigellinus gehörten.
    Zum Zeitpunkt der Katastrophe hielt sich Nero mit ziemlicher Sicherheit im 60 Kilometer entfernten Antium auf. Mit einiger Verzögerung traf er in seiner brennenden Hauptstadt ein, und diese Verzögerung machte ihn beim Volk, unter das sich der Kaiser gern verkleidet mischte, unbeliebt.
    Nach seiner Ankunft leistete der Kaiser jedoch tatkräftige Hilfe. Er ließ seine Gärten für Obdachlose öffnen, Zelte errichten und Nahrungsmittel verschenken. Doch es nützte ihm nichts: Hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass Nero selbst der Brandstifter war. Er habe das brennende Rom als Kulisse für ein Bühnenstück gebraucht.
    Zudem gärte es im Senat und sogar in der Leibgarde, bei den Prätorianern. Der Senator Gaius Calpurnius Piso schien Nero als Brandstifter verdächtigt zu haben. Er verachtete dessen protzigen Lebensstil und hat ihm offenbar eine solch wahnsinnige Tat zugetraut. Piso war es auch, der im Jahr 65 n. Chr. die sogenannte Pisonische Verschwörung einfädelte. Nero sollte ermordet werden, aber die Verschwörer – darunter auch einige hochrangige Prätorianeroffiziere wie Subrius Flavus – verhielten sich so auffällig, dass der Plan schnell aufflog. Piso beging Selbstmord, es gab zwanzig Todesurteile und dreizehn Verbannungen.
    Zurück zum Brand: Auch von Grundstücksspekulation war die Rede. Hier galt jedoch nicht Nero als Verdächtiger, sondern sein enger Vertrauter Tigellinus. Er habe neue Baupläne realisieren wollen – und dafür habe er „Platz“ gebraucht.
    Nero und seine Getreuen konnten die Gerüchte nicht zerstreuen, und so wurde eine Gruppe aus dem Umfeld der Juden – die Christen – als Brandstifter genannt. Der Zorn sollte sich gegen diese religiöse Minderheit richten, die im damaligen Rom in der herrschenden Klasse keine Sympathien genoss, im einfachen Volk jedoch zunehmend an Beliebtheit gewonnen hatte (und somit aus Sicht der Herrschenden eine Gefahr für die bestehende Ordnung darstellte). Mit unvorstellbarer Grausamkeit wurde gegen die Christen vorgegangen. Vermutlich wurden tausende verbrannt, gekreuzigt und in der Arena von wilden Tieren zerrissen.
    Nach dem Massaker ließ Nero seine Stadt wieder aufbauen. Historiker bescheinigen ihm heute dabei viel Umsicht und Exaktheit. Er begann auch mit dem Bau eines ungewöhnlich schönen Palastes, dem „Goldenen Haus“. In der Vorhalle ließ Nero ein einzigartiges Bauwerk errichten – eine 35 Meter hohe Kolossalstatue, die seine Gesichtszüge trug.
    Doch die Fertigstellung sollte Nero nicht mehr erleben. Im Jahr 68 n. Chr. erhob sich Galba, der Stadthalter der spanischen Provinz Tarracina – damals bereits 73 Jahre alt – gegen Nero, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer Griechenlandreise befand. Schnell fand Galba Unterstützung, unter anderem beim römischen Senat, der Nero schon immer gehasst hatte. Der Senat war es auch, der Galba zum neuen Kaiser ausrief und Nero zum Tode verurteilte. Nero versuchte sich der drohenden Verhaftung durch Flucht zu entziehen. Aber sein Plan wurde ausgerechnet von den Prätorianern verraten. Am 9. Juni nahm sich Nero im Alter von 31 Jahren das Leben, indem er sich einen Dolch in den Hals rammte. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „ Qualis artifex pereo !“ (Welch ein Künstler stirbt mit mir!)
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