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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität
Autoren: Robert Ludlum
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und kapseln sich ab.«
    »Also, ich höre.«
    »Während Ihres langen Komas redeten Sie in drei verschiedenen Sprachen: in englisch, französisch und in irgendeiner gottverdammten Singsangsprache, die ich für orientalisch halte. Das bedeutet, daß Sie in verschiedenen Teilen der Welt zu Hause sind. Welche Sprache fällt Ihnen am leichtesten?«
    »Offensichtlich Englisch.«
    »Darauf haben wir uns ja geeinigt. Und welche ist demnach die schwierigste für Sie?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ihre Augen sind rund, nicht oval. Ich würde also sagen, die orientalische Sprache.«
    »Offensichtlich.«
    »Warum sprechen Sie sie dann? Versuchen Sie jetzt einmal bei folgenden Worten zu assoziieren. Ich werde sie phonetisch aussprechen: Ma-kwa, Tam-kwan, Kee-sah. Sagen Sie das erste, was Ihnen in den Sinn kommt.«
    »Nichts.«
    »Eine gute Show.«
    »Was, zum Teufel, wollen Sie?«
    »Irgend etwas.«
    »Sie sind betrunken.«
    »Das hatten wir bereits festgestellt. Das bin ich immer. Ich hab' Ihnen auch Ihr verdammtes Leben gerettet. Betrunken oder nicht - ich bin Arzt. Früher war ich sogar ein sehr guter.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Patient befragt den Arzt?«
    »Warum nicht?«
    Washburn hielt inne, überlegte und blickte zum Fenster hinaus aufs Meer. »Man hat mich beschuldigt«, sagte er schließlich, »ich hätte zwei Patienten auf dem Operationstisch getötet, weil ich betrunken war. Mit einem hätte ich durchkommen können. Nicht mit zweien. Die schließen sehr schnell von einem Fall auf den anderen. Gott sei ihnen gnädig. Geben Sie einem Mann wie mir nie ein Messer.«
    »Mußte das sein?«
    »Was?«
    »Die Flasche.«
    »Ja, verdammt«, sagte Washburn leise und wandte sich vom Fenster ab. »So war es und so ist es. Und der Patient ist nicht befugt, über den Arzt ein Urteil abzugeben.«
    »Verzeihung.«
    »Sie haben auch eine penetrante Art, sich zu entschuldigen. In Wirklichkeit ist das nur überdrehter Protest und keineswegs natürlich. Ich glaube keinen Augenblick, daß Sie der Typ sind, der sich für irgend etwas entschuldigt.«
    »Dann wissen Sie mehr, als ich weiß.«
    »Über Sie, ja. Eine ganze Menge sogar. Und nur sehr wenig davon reimt sich zusammen.«
    Der Mann im Stuhl rutschte nach vorn. Sein offenes Hemd löste sich, und man konnte die Bandagen auf der Brust sehen. Er faltete die Hände, und die Venen an seinen schlanken, muskulösen Armen traten hervor. »Meinen Sie Dinge, über die wir noch nicht gesprochen haben?«
    »Ja.«
    »Dinge, die ich sagte, als ich im Koma lag?«
    »Nein, eigentlich nicht. Den größten Teil von dem Quatsch haben wir schon erörtert: die verschiedenen Sprachen, Ihre geographischen Kenntnisse - Städte, die ich nicht kenne; von manchen habe ich kaum je gehört -, Ihre fixe Idee, keine Namen zu nennen; Namen, die Sie sagen möchten, aber dann doch nicht aussprechen; Ihre Neigung zur Konfrontation: Angriff, Rückzug, Flucht - alles ziemlich gewalttätig, darf ich vielleicht hinzufügen. Ich habe Ihnen die Arme häufig festgeschnallt, um die Wunden zu schützen. Aber all das haben wir ja beredet. Es gibt da andere Dinge.«
    »Welche anderen Dinge? Warum haben Sie nichts davon erwähnt?«
    »Weil sie physischer Natur sind. Die äußere Schale sozusagen. Ich war nicht sicher, ob Sie schon soweit waren, sich das anzuhören. Ich habe auch jetzt noch Zweifel.«
    Der Mann lehnte sich im Stuhl zurück. Die dunklen Augenbrauen unter dem dunkelbraunen Haar schoben sich in der Mitte zusammen. »Jetzt ist das Urteil des Arztes nicht gefragt. Ich bin bereit. Wovon sprechen Sie?«
    »Wollen wir mit diesem ziemlich akzeptabel aussehenden Kopf anfangen, den Sie haben? Insbesondere Ihrem Gesicht?«
    »Was ist damit?«
    »Es ist nicht das Gesicht, mit dem Sie auf die Welt gekommen sind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Gesichtschirurgische Operationen hinterlassen immer Spuren. Man hat Sie verändert, alter Junge.«
    »Verändert?«
    »Sie haben ein ausgeprägtes Kinn; ich würde sagen, daß es einmal gespalten war. Man hat das Grübchen entfernt. Ihr linker oberer Backenknochen - Ihre Backenknochen sind auch ausgeprägt, wahrscheinlich slawischen Ursprungs - hat winzige Spuren einer chirurgischen Narbe. Vermutlich hat man dort einen Leberfleck entfernt. Ihre Nase war früher einmal länger als heute. Und dann hat man sie schlanker gemacht und Ihre scharfen Gesichtszüge weicher. So hat man Ihren Ausdruck völlig verändert. Verstehen Sie, was ich sage?«
    »Nein.«
    »Sie sind ein einigermaßen
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