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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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außen, und drinnen ging das Geschäft in die Privaträume des Besitzers über. Aber man hatte hier wenigstens das eine Zugeständnis an die Sitten der Terraner gemacht, daß einige der zum Verkauf bestimmten Waren in Regale geräumt und auf Tischen ausgelegt waren. Als Kerwin am äußeren Gewölbebogen vorbeikam, dehnten sich seine Nasenflügel in der Erinnerung an einen vertrauten Geruch; es war ein Hauch wohlriechenden Rauches, der in jedem Darkovaner Haus hing und es vom Keller bis zum Dachboden erfüllte, Hütte wie Palast. Im Waisenhaus der Handelsstadt wurde diese Art Weihrauch offiziell nicht verwendet, aber einige der Pflegerinnen und Heimmütter waren Darkovanerinnen, und der harzige Duft hing in ihren Haaren und ihren Kleidern. Ellers krauste die Nase, aber Kerwin lächelte.
    Der Eigentümer des Ladens, ein kleiner, vertrockneter Mann in gelbem Hemd und Kniehosen, drehte sich ihnen zu und murmelte die Begrüßungsformel: „S’dia shaya.“ – Sei mir gnädig, hieß das. Ohne nachzudenken antwortete Kerwin: „Z’par servu.“ Ellers starrte ihn an.
    „Ich wußte gar nicht, daß du die Sprache sprichst. Ich dachte, du seiest schon als Kind hier weggekommen!“
    „Ich spreche nur den Stadtdialekt.“ Der Darkovaner zeigte auf ein Regal mit bunten Mänteln, Jacken und Westen, und Kerwin, über sich selbst erstaunt, bemerkte nur kurz in der Standardsprache Terras: „Nein, Kleidung für Erdenleute.“
    Er wählte Hemden, einige Garnituren Unterwäsche, Rasierzeug und die wenigen Dinge aus, die er für einige Tage brauchte, bis er wußte, was für Arbeit und Klima am zweckmäßigsten sei. Während der Ladenbesitzer die Pakete verschnürte, schlenderte Ellers zu einem Tisch neben dem Eingang.
    „Welche Art Kleidung ist das, Kerwin? Das habe ich noch nie bei einem Darkovaner gesehen. Du vielleicht?“
    Kerwin trat an den Tisch. Mehr oder weniger abgetragene Kleidungsstücke lagen dort auf einem bunten Haufen; Ellers hielt einen knielangen, eigenartig gemusterten Mantel in die Höhe. Kerwin sah ihn an und nickte.
    „Diese Mäntel trägt man in den Bergen“, erklärte er. „Wenigstens war es früher so. Sie sind warm, bequem zum Reiten. Aber sie kamen schon in meiner Kindheit aus der Mode.“ Er nahm den Mantel. Der war aus samtigem Leder, weich wie Seide und von rötlich-dunkelbrauner Farbe. Am Hals und an den Ärmelbündchen trug er eine Stickerei aus goldenen und kupferfarbenen Metallfäden, und er war ganz mit weichem, dunklem Pelz gefüttert.
    „Er sieht aus, als sei er für einen Prinzen gemacht“, vermutete Ellers. „Schau dir nur diese Stickerei an!“
    Aber Kerwin dachte praktischer. „Jedenfalls sieht er warm aus“, meinte er. Sieh nur den Pelz.“ Er legte ihn um seine Schultern; er fühlte sich weich und köstlich an. Ellers trat einen Schritt zurück und sah Kerwin bestürzt an.
    „Mein Gott, wirst du schon zu einem Eingeborenen? Du willst das Ding doch hoffentlich nicht in der Handelsstadt tragen, oder?“
    Kerwin lachte herzlich. „Ich glaube nicht. Ich möchte ihn eher zu Hause in meinem Zimmer tragen. Wenn die Junggesellenwohnungen im Hauptquartier genauso sind, wie die in meiner letzten Stellung, dann wird verdammt sparsam geheizt. Und ich erinnere mich, daß es hier ziemlich kalt wird.“ Er nahm den Mantel ab und legte ihn zusammengefaltet über den Arm. Seine Worte klangen praktisch, aber diese Vernunftgründe waren nur vorgeschoben. Er wollte den Mantel haben, weil er ihm gefiel. Seit seiner Rückkehr nach Darkover war es der erste Gegenstand, der seine Phantasie gefangennahm. Er wollte ihn haben – und er würde ihn auch kaufen.
    „Für das Geld hättest du dich eine ganze Woche lang betrinken können“, schimpfte Ellers, als sie wieder auf der Straße standen.
    Kerwin lachte. „Hör auf damit! Pelz ist kein Luxus auf solch einem Planeten, eher eine gute Geldanlage. Und ich habe noch genug in der Tasche für ein paar Runden. Wo können wir was zu trinken bekommen?“
    Sie landeten in einem Weinhaus am Rande des Viertels. Touristen waren nicht zu sehen, aber dafür hatten sich ein paar Arbeiter vom Raumhafen unter die Darkovaner gemischt, die sich um die Theke drängten oder auf den langen Sofas entlang der Wände saßen. Sie tranken, waren in Gespräche vertieft oder spielten mit einer Art von Dominosteinen, die wie kleine geschliffene Kristallprismen aussahen.
    Einige Darkovaner warfen ihnen rasch einen Blick zu, als die beiden sich durch die Menge drängten, um sich an
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