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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Fluggäste an, die ihre Personalausweise und Versetzungspapiere bestätigen ließen. Er ließ sich die Fingerabdrücke abnehmen, unterschrieb eine Karte, die bestätigte, daß er derjenige war, der zu sein er behauptete, erhielt seinen Personalausweis und ging.
    „Und wohin jetzt?“ fragte Ellers, der wieder zu ihm getreten war.
    „Ich weiß nicht“, antwortete Kerwin langsam. „Ich glaube, ich sollte eigentlich gleich zum Hauptquartier gehen und mich melden.“ Weitere Pläne hatte er im Augenblick nicht, und er war sich nicht recht klar darüber, ob es ihm eigentlich angenehm war, daß Ellers sich an ihn hängte und Vorschläge machen wollte. Er mochte ihn gern; trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, sich allein mit Darkover wieder vertraut zu machen.
    „Meldung?“ kicherte Ellers. „ Zum Teufel, dir sollte doch etwas Gescheiteres einfallen. Du bist doch kein Neuling mehr, dem über seinem ersten interplanetaren Einsatz noch die Augen aus dem Kopf fallen! Für den Amtsschimmel ist’s morgen noch früh genug. Heute abend“ – mit einer großartigen Handbewegung deutete er auf die Tore des Raumhafens – „gibt es nur Wein, Weib und Gesang; es muß nicht unbedingt in dieser Reihenfolge sein.“
    Kerwin zögerte, aber Ellers drängte. „Komm mit! Ich kenne die Handelsstadt wie meine Hosentasche. Du mußt dich noch ein wenig ausstaffieren, und ich kenne alle Läden. Wenn du in den Touristenfallen einkaufst, dann bist du im Handumdrehen sechs Monatsgehälter los.“
    Das stimmte. Die großen Raumschiffe mußten genau auf die Gewichtsgrenzen achten und gestatteten deshalb niemals die Mitnahme von Kleidung und Ausrüstungsgegenständen. Es war viel billiger, alles zu verkaufen, sobald man versetzt wurde, und sich nach der Landung neu auszustaffieren, als den ganzen Kram mitzunehmen und die hohen Frachtgebühren zu bezahlen. Deshalb war auch jeder Raumhafen von einem ganzen Ring von Läden umgeben, guten, schlechten und ganz nichtssagenden, die alles verkauften, angefangen von Luxusbekleidung bis zum billigen, gebrauchten Ramsch.
    „Und außerdem kenne ich jedes Lokal, wo etwas geboten wird. Du hast bestimmt noch kein Darkovaner shallan probiert, du warst noch zu jung dafür. Weißt du, da hinten in den Bergen erzählt man sich spaßige Geschichten von diesem Zeug, besonders wie es auf Frauen wirkt. Ich erinnere mich, einmal …“
    Kerwin überließ sich Ellers’ Führung und hörte nur mit halbem Ohr dessen Geschichte zu, die ihm bald bekannt vorkam. Wenn man Ellers hörte, hatte er so viele Frauen gehabt, daß man sich manchmal wundern konnte, wie er überhaupt noch Zeit gefunden hatte, sich auf Raumfahrt zu begeben. Die Heldinnen seiner Geschichte reichten von den Vogelfrauen des Sirius mit riesigen, blauen Schwingen und Daunenmänteln bis zur Prinzessin von Arcturus IV, deren Dienerinnen mit Gliedern aus lebendem Pseudofleisch an sie geschmiedet waren, bis sie starb.
    Die Tore des Raumhafens öffneten sich auf einen riesigen Platz, in dessen Mitte auf hohem Sockel ein Monument stand, umrahmt von einem kleinen, baumbestandenen Park. Kerwin betrachtete die Bäume, deren violette Blätter im Wind zitterten, und schluckte krampfhaft.
    Früher einmal hatte er die Handelsstadt ziemlich gut gekannt. Seitdem war sie gewachsen – und zusammengeschrumpft. Der sich verschwommen abzeichnende Wolkenkratzer des terranischen Hauptquartiers, einst furchterregend, war nun ein ganz gewöhnliches, großes Gebäude. Der Ring der Geschäfte um den Platz war breiter geworden. Man konnte sich nicht erinnern, als Kind den massiven Block des neonbeleuchteten Sky-Harbor-Hotels gesehen zu haben. Er seufzte, als er versuchte, Ordnung in seine Erinnerungen zu bringen.
    Sie überquerten den Platz und bogen in eine mit behauenen Steinen gepflasterte Gasse ein; diese Pflastersteine waren so groß, daß ihn die Vorstellung, was oder wer diese riesigen Steinbrocken dorthin gebracht haben mochte, fast lähmte. Die Straße war ruhig und verlassen; Kerwin vermutete, daß die Terraner weggegangen waren, um die Landung des Raumschiffes zu beobachten, und Darkovaner waren um diese Tageszeit kaum auf der Straße zu sehen. Die eigentliche Stadt lag außer Sicht- und Hörweite – unerreichbar. Wieder seufzte er, als er Ellers zu den Läden des Raumhafens folgte.
    „Hier können wir anständige Sachen bekommen.“
    Es war ein Darkovaner Laden, und das hieß, daß er die halbe Straßenbreite einnahm. Es gab keine genaue Trennung von innen und
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