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Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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ersparen und ihm aus dem Weg gehen. Was wirklich schade war; er war der interessanteste Mann, den sie in den letzten Jahren getroffen hatte.
    Sie rutschte noch tiefer in den Schlafsack, und der harte Holzboden malträtierte ihr Hüfte. Unablässig prasselte der Regen aufs Dach. Marnie fröstelte, rollte sich zusammen und rang mit sich, ob sie aufstehen und ein paar Holzscheite nachlegen oder lieber das bisschen Wärme im Schlafsack halten sollte.
    Es war noch nicht einmal sechs Uhr, doch sie war wach und würde ohnehin nicht mehr schlafen können. Trübes Licht fiel durch die regennassen, vorhanglosen Fenster. Äste knackten und peitschten im Sturm. Piniennadeln und Laub wirbelten gegen die Scheiben, und das Unwetter beugte die mächtigen Bäume.
    Spätnachts, nachdem sie den letzten lauwarmen Kaffee aus ihrer Thermoskanne getrunken und sich mit Duchess eine Büchse kalten Eintopf geteilt hatte, war Wind aufgekommen. Jetzt heulte der Sturm da draußen wie ein Gespenst, fuhr brüllend zwischen den Bäumen hindurch, die das Blockhaus umstanden, und pfiff durch die Ritzen zwischen den Dachschindeln und den hölzernen Wänden. Er hörte sich an, als sei er einsam.
    Großmama war nichts lieber gewesen, als die Kinder hier oben zu haben. Als Großpapa noch gelebt hatte, hatten die beiden im nahe gelegenen Gray Feather gelebt. Großpapa hatte das Blockhaus fürs Wochenende gebaut. Die paar Hütten auf dieser Seite der Schlucht waren Sommerhäuser. Niemand lebte das ganze Jahr über hier. Sie waren meilenweit vom nächsten Ort und jeder Hilfe entfernt.
    Marnie hatte alle Warnungen ignoriert und sich entschlossen, alleine hierher zu kommen. Ihre Familie war übervorsichtig. Aber dazu bestand kein Anlass. Sie war so gesund und durchtrainiert, wie eine Frau in ihrem Alter es nur sein konnte.
    Noch etwas musste sich ändern. Dieser ständige, unterbewusste Selbstzweifel. Zur Hölle damit. Sie wollte leben, ganz in die Welt eintauchen und sich am Lebensbankett reichlich bedienen.
    Die nächsten beiden Tage wollte sie entscheiden, wie sie es angehen würde.
    Und dann würde sie die Theorie in die Praxis umsetzen.
    Sie schaute sich mit einem Anflug von Wehmut in dem leeren, vom flackernden Kaminfeuer erhellten Raum um. Auch wenn Großmama schon seit Jahren nicht mehr hier oben in den Bergen gewesen war, steckte das Blockhaus doch immer noch voll anheimelnder Erinnerungen, und Marnie würde ihr Leben lang Großmamas Liebe bei sich tragen. Und Großmutter hätte ihren Plänen aus ganzem Herzen zugestimmt.
    Das Heulen des Sturms erinnerte sie an die Ferientage, die sie mit ihrer Familie hier verbracht hatte. Sie hatten auf dem Boden vor dem Kaminfeuer herumgelümmelt, Geistergeschichten erzählt und Marshmallows geröstet. Marnie kuschelte sich in den Schlafsack und stellte sich die Hütte vor, wie sie damals gewesen war.
    Die Möbel, die Großvater selbst gebaut hatte, waren inzwischen fort. Die Quilts und die gerahmten Stickereien hingen in Marnies Haus in Sunnyvale. So verlassen unter die Bäume geduckt war Großmamas Blockhaus nur noch eine kleine Holzhütte voll glücklicher Erinnerungen.
    Ein Jahr, nachdem Großvater gestorben war, war Marnies Mutter bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Marnie war damals sechs Jahre alt gewesen. Großmama war aus ihren geliebten Bergen heruntergekommen, um sich um Marnie und ihre Brüder zu kümmern. Sie war für Marnie wie eine Mutter gewesen, und der Verlust tat so weh. Sie hätte alles darum gegeben, Großmutter jetzt hier zu haben. Ein bisschen großmütterliche Weisheit hätte bestimmt geholfen.
    Martha Washburn war immer ihr Vorbild gewesen. Sie war stark, unabhängig und mutig.
    Sie hatte Marnie zu dem gemacht, was sie war, und erbittert dafür gekämpft, ihre Enkelin dem strengen Regiment und der erdrückenden Fürsorge von Vater und Brüdern zu entziehen. Marnie sollte so normal wie möglich aufwachsen.
    Sie waren nicht immer einer Meinung gewesen, aber Marnie hatte ihre streitbare Großmutter aus tiefstem Herzen geliebt.
    Eine Beziehung war keine Lösung für ihre Probleme. So viel stand fest. Sie hatte ihn jahrelang gesucht, diesen zahmen Mann. Das Gegenteil ihrer Machobrüder, die sie mit ihrer ständigen Herumkommandieren in den Wahnsinn trieben. Ihre Brüder taugten nicht fürs häusliche Leben. So sehr sie die vier auch liebte, Marnie wollte etwas anderes. Einen stubenreinen Mann mit normalem Job und durchschnittlichen Hobbys. Aber jedes Mal, wenn sie glaubte, einen
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