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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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schwerverletzten und bandagierten Hand bestand.
    Er bemerkte etwas Seltsames. Die Maschine lag schwer und unnachgiebig auf dem Boden. Weder zitterte sie, noch bewegte sie sich sonstwie. Sie zeigte nicht die geringsten Anstalten, in Reaktion auf das wie irrsinnig wirbelnde Ding in ihrer Mitte gegensätzlich zu dessen Drehbewegung über den Boden zu kriechen. Die Maschine verstieß gegen das Gesetz, welches besagte, daß Aktion und Reaktion gleichgroß und entgegengesetzt gerichtet sind.
    In plötzlicher Erkenntnis der sich bietenden Möglichkeiten, beugte sich Pendrake nieder und versuchte, die Maschine anzuheben. Jäh durchstachen Dolche von Schmerz seine Hand, und Tränen schossen in seine Augen. Doch als er schließlich losließ, stand die Maschine aufrecht auf einem ihrer vier Flansche. Und der krumme Holzprügel rotierte nun nicht mehr senkrecht, sondern angenähert horizontal zum Boden.
    Die Schmerzen in Pendrakes Hand ließen nach und gingen wieder in ein Pulsieren über. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und ging zum nächsten Schritt in dem Plan über, den er sich ausgedacht hatte. Nägel! Er schlug sie in die Bolzenlöcher und bog sie dann über das Metall des Flansches. Dies tat er nur, um sicherzustellen, daß die auf einem nur sehr schmalen Fuß stehende Maschine nicht umfallen würde, wenn er zu stark gegen ihren Mantel stieß.
    Als nächstes kam eine Apfelkiste. Der Länge nach auf der Seite liegend, reichte sie bis auf einen Zentimeter an das genaue Zentrum des großen Loches heran, aus dessen gegenüberliegenden Seite das Holz ragte. Ein etwa dreißig Zentimeter langes Stück Rohr von einem Zoll Durchmesser wurde darauf von zwei Büchern an Ort und Stelle gehalten. Es bereitete ihm große Schmerzen, den kleinen Vorschlaghammer in der fast unbrauchbaren Hand zu halten, aber er traf sein Ziel. Das Stück Rohr prallte vom Hammer ab, traf hart auf den Holzprügel im Innern des Lochs in der Maschine und schleuderte ihn auf der anderen Seite heraus.
    Ein ohrenbetäubender Krach erschütterte die Garage. Einen Moment später gewahrte Pendrake eine lange, ausgesplitterte Öffnung in der Decke, wo das Holzstück hindurchgeschossen war, nachdem es auf dem Boden aufgeschlagen war. Pendrake holte tief Luft. Viele Dinge waren noch zu erforschen, eine ganze neue Maschinenwelt galt es zu erkunden. Doch eine Sache schien bereits klar:
    Er hatte die Maschine besiegt.
     
    *
     
    Um Mitternacht war er noch immer wach. Immer wieder sprang er auf, legte das Magazin zur Seite, in dem er gelesen hatte, und ging in die dunkle Küche des Hauses, um zur noch dunkleren Garage hinauszuspähen. Doch die Nacht war still. Keine Diebe störten den Frieden des Städtchens. Manchmal erklang in weiter Ferne eine Autohupe.
    Als er sich zum dutzendstenmal dabei ertappte, wie er das Gesicht gegen die kühle Scheibe des Küchenfensters preßte, begann er die psychologische Gefahr zu erkennen, die ihm drohte. Pendrake fluchte laut und ging ins Wohnzimmer zurück. Was bildete er sich eigentlich ein? Es konnte keine Rede davon sein, daß er jene Maschine behielt. Es mußte sich um eine neue Erfindung handeln, eine radikale Neuentwicklung, die ein Unglücksfall auf jenen Hügel gebracht hatte. Ein blöder Esel, der niemals die Zeitung las oder die Radionachrichten anhörte, wie er, würde natürlich von einem solchen Geschehnis nichts wissen können.
    Wie er sich erinnerte, mußte sich irgendwo im Haus eine New York Times befinden, die er vor nicht sehr langer Zeit gekauft hatte. Er entdeckte die Zeitung in seinem Magazinständer bei einer Anzahl anderer alter und nie gelesener Zeitungen und Magazine. Das Datum am oberen Rand lautete 7. Juli 1971, und heute war der 16. August. Kein sehr langer Zeitraum, also.
    Doch es war ja nicht mehr 1971. Es war 1972!
    Pendrake sprang mit einem Ausruf auf die Füße und sank dann langsam in den Sessel zurück. Es war ein ironisches Bild, das sich daraufhin vor seinen inneren Augen einstellte – die kaleidoskopische Ansicht der Existenz eines Mannes, der tatsächlich so weit außerhalb des Zeitgeschehens lebte, daß ihm vierzehn Monate wie ebenso viele Tage vorgekommen waren. Fauler Kerl, dachte Pendrake, einen verlorenen Arm und eine unversöhnliche Frau als Ausrede dafür zu gebrauchen, vor dem Leben davonzulaufen! Das war vorbei. Alles zusammen. Er würde neu beginnen ...
    Langsam wurde er der Zeitung in seiner Hand gewahr. Und der Ärger verließ ihn, verdrängt von wachsender Erregung, als er
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