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Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Titel: Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Autoren: Ute Wegmann
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warmen Vanillepudding.
    »Wo sind deine Turnschuhe?«, frage ich stattdessen.
    Er schaut mich an. »Turnschuhe? Ich hab keine.«
    Na, das kann ja lustig werden. Einen zweiten Schläger habe ich eingepackt, und die Bälle schleppe ich sowieso meistens mit. Aber jetzt müssen wir auch noch Sportklamotten in seiner Größe finden. So ist das mit Ben, bei praktischen Sachen kann ich mich nicht auf ihn verlassen.
    Meine Mutter würde jetzt ihren Lieblingsspruch sagen:
Keep cool!
, weil das der erste Satz war, den sie von meinem Vater gehört hat.
    Das ist eine Extra-Spezial-Geschichte, die erzähl ich später.
    Keep cool!
heißt auf jeden Fall: Reg dich nicht auf! Bleib locker!
    »Kein Problem!«, beruhige ich Ben und mich. »Bleib locker! Wir finden schon was für dich. Jetzt erst mal weg hier.«
    Und als ich das sage, sieht Ben schon ein bisschen glücklicher aus.

Wortsalat und warum Sonntage sooo schön sind
     
    Das erste deutsche Wort, an das sich meine Mutter erinnert und das ihr richtig gut gefiel, war
Liebling
.
    Am Anfang dachte sie, Lieblinge wären die Heinzelmännchen, die in der Nacht das Haus putzen und aufräumen. Diese ulkigen Aufräumzwerge kannte sie aus einem Buch. Als mein Vater immer wieder
Liebling
zu ihr sagte, konnte sie sich nicht darüber freuen, denn sie wollte nicht Papas Heinzelmännchen werden. Aber irgendwie passte alles nicht zusammen, denn mein Vater machte etwas, das kannte sie von ihren Brüdern kein bisschen: Er half im Haushalt mit. Er räumte Geschirr weg. Er spülte. Er saugte Staub. Dann hat sie endlich im Wörterbuch nachgeguckt:
Liebling
ist das gleiche wie
Darling
und nicht wie
brownie
. Außerdem liebte er sie so wahnsinnig sehr, das hat sie gefühlt. Mit dem Herzen, sagt sie. Er war selber der
Brownie
. Und er verhält sich immer noch wie ein Heinzelmännchen.
     

    Seit ein paar Wochen putzt er total gern Schuhe. Samstagmorgens stellt er alle Schuhpaare in eine Reihe, holt die Kiste mit den Tuben und Bürsten aus der Vorratskammer und sucht die richtigen Farben aus. Dann werden die fettigen Cremes mit den Schwämmchen aufgetragen, und wenn er bei dem letzten Paar angekommen ist, beginnt er, die ersten mit einem weichen Lappen abzuwischen, bis sie glänzen wie Weihnachtskugeln. Meine Mum liebt das. Und sie liebt ihren Brownie.
    Mittlerweile spricht meine Mutter gut Deutsch, und wenn ihr mal ein deutsches Wort fehlt, sagt sie einfach das englische. Wortsalat, nennt mein Papa das.
    Mit mir will sie andauernd Englisch sprechen. Damit ich ihre Muttersprache lerne, sagt sie. Es wäre auch meine Muttersprache, weil sie ja meine englische Mutter ist. Kompliziert. Manchmal nervt das, und ich höre die Sätze einfach so, wie ich will. Meistens antworte ich dann in Deutsch. Vielleicht habe ich ein automatisches Übersetzungsprogramm in meinem Gehirn.
    Mein Vater regt sich schon mal auf, wenn Mama was Falsches sagt. Er ist so ordentlich, das merkt man ja an der Geschichte mit den Schuhen.
    Aber trotz Wortsalat küssen sie sich oft.
    Das ist mir total peinlich, beruhigt mich aber, weil ich denke: Die kommen auch alleine zurecht. Die brauchen mich gar nicht unbedingt. Und ich kann meine Sachen machen.
     
    Sonntags, wenn Papa keinen Dienst hat, sind wir eine echte Familie. Meine beiden Eltern und ich, das Kind. Zwei plus eins!
    Keine Hektik! Alle haben Zeit füreinander.
    Zusammen frühstücken und leckeres Mittagessen. Zusammen was unternehmen.
    Wir drei. Zusammen.
    Sonntags frage ich sie lebenswichtige Fragen, und sie erklären mir alles. Die ganze Welt! Wie richtige Eltern! Dafür sind die schließlich da.
     
    Wo im Süden genau der Südpol liegt.
    Warum Frau Martens gestorben ist, obwohl sie jung war und immer rote Wangen hatte.
    Wie man Pfannkuchen backt, die nicht in der Pfanne kleben.
    Und so weiter.
    Die Fragen sammel ich während der Woche. Keine Ahnung, wo die alle herkommen. Ich schreibe sie in ein kleines Heft, damit ich keine vergesse.
    Oft rauft sich mein Vater die Haare, weil er auf all die Fragen Antworten finden muss.
    Väter haben kein leichtes Leben.
    Ich glaube, mein Dad fühlt sich oft wie ein angeschossener Cowboy. Oder was bedeutet sonst sein Satz: »Du fragst mir Löcher in den Bauch, Fritz.«
    Ich antworte ihm: »Wer A sagt, muss auch B sagen.« Ist ja klar, was ich damit meine: Wer Kinderhaben will, muss auch ihre Fragen aushalten. Einfach ist das nicht. Einige Fragen sind echt knifflig.
    Zum Beispiel,
ob meine Füße schneller laufen, als mein Gehirn denkt.
    Ob
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