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Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Titel: Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen
Autoren: Campus
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authentische Vision, weil die Aussage nicht das wiedergibt, was sie tatsächlich wahrnehmen, wertschätzen oder woran sie ihr Verhalten ausrichten. Es handelt sich einfach nur um eine öffentlichkeitswirksame Floskel aus der PR-Abteilung.
    Jim akzeptiert die Diskrepanz zwischen Botschaft und Verhalten seines Arbeitgebers und prescht voran. Aber Jill wünscht sich, dass die Firma Worte und Handlungen besser aufeinander abstimmt. Dann wäre sie dort besser aufgehoben und hätte mehr beizutragen. Außerdem würde sich |24| das Betriebsklima dadurch ebenso entscheidend verbessern wie die Beziehung zu den Kunden.
    Aber es gibt einen weiteren Grund, warum Jills Beobachtungen in ihrer Firma nicht besonders geschätzt werden, und der hängt mit den Verkaufszahlen zusammen. Ein Großteil ihrer Beobachtungen, Werte und Wünsche, lässt sich nicht so leicht quantifizieren oder in eine mathematische Gleichung fassen. Viele ihrer Wahrnehmungen sind relativ subjektiv. Im Gegensatz dazu brüsten Jim und der Abteilungsleiter sich damit, sich nur an Zahlen und Fakten zu halten. Der stellvertretende Vertriebsleiter, dem Jim und Jill berichten müssen, ist dafür bekannt, dass er seinen Mitarbeitern gern mit der brüsken Bemerkung das Wort abschneidet: »Wie sieht der Saldo aus.« Das spiegelt die allgemeine Annahme, die in der Firma vorherrscht, wider, dass Zahlen nicht nur ein wichtiges wirtschaftliches Hilfsmittel sind, sondern im Grunde der einzig entscheidende Faktor.
    Auf dem College war Jill ein Mathe-Ass und ist genauso gut wie ihre Kollegen zu entsprechenden Berechnungen in der Lage. Aber sie hat nie daran geglaubt, dass Zahlen die gesamte Geschichte erzählen. Sie kann nicht mit einem Algorithmus beweisen, dass Rons Zustand nicht stabil ist oder exakt quantifizieren, wie viel seine Ablenkung das Verkaufsteam kosten könnte. Da sie ihre Beobachtungen nicht in einen Zahlenrahmen fassen kann, ist es ihr auch schleierhaft, wie sie deren Wert nach außen hin vertreten kann – deshalb zieht sie sich letztendlich vollkommen zurück. Sie behält ihre Überlegungen für sich, sodass ihre Interaktion mit Jim weniger authentisch und produktiv ist als sie unter anderen Umständen sein könnte.
    |25| Dr. Mary O’Malley, eine Neurowissenschaftlerin und Psychiaterin, die sich auf die Arbeit mit weiblichen Führungskräften spezialisiert hat, berichtet, dass Unterhaltungen wie die zwischen Jill und Jim an der Tagesordnung sind. 1 Sie stellt fest, dass Frauen häufig Schwierigkeiten haben, den Wert ihrer Wahrnehmungen zu verteidigen, und zwar teilweise deshalb, weil der traditionelle Arbeitsplatz nicht unbedingt so strukturiert ist, dass subjektiven Beobachtungen Bedeutung beigemessen wird. Da ihnen die Unterstützung fehlt, halten Frauen ihre Beiträge über kurz oder lang auch selbst für wertlos und glauben, gescheitert zu sein. Sie unterdrücken ihre besten Einsichten und fühlen sich folglich fehl am Platze, was die Qualität und Authentizität ihrer Unterhaltungen mindert. Am Ende sind alle die Verlierer.
    Natürlich sind nicht alle Frauen wie Jill und nicht alle Männer wie Jim. Wir alle sind Individuen, deren Talente und Begabungen sich innerhalb eines gewissen Spektrums bewegen. Manche Frauen konzentrieren sich ausschließlich auf ihre Bilanzen, und manche Männer erweisen sich als sensibel für die Nuancen menschlicher Interaktion. Manche Frauen stellen die Wertestruktur, die von ihrem Unternehmen vermittelt wird, nicht infrage, manche Männer aber tun das durchaus.
    Aber
in der Regel
ist die weibliche Wahrnehmung eher breit und weit gefächert, während Männer eher zu einer engeren Perspektive neigen und sich auf das konzentrieren, was sie bei der vor ihnen liegenden Aufgabe für wichtig halten. Frauen scannen ständig ihre Umgebung nach Informationen ab, während Männer eher in der Lage sind, ihre |26| Beobachtungen auf die Erfordernisse spezifischer Handlungsmuster zu begrenzen. 2 Diese einander ergänzenden Fähigkeiten sollten als Quell der Stärke betrachtet werden und demonstrieren eindringlich die Vorzüge, die menschliche Vielfalt für Unternehmen darstellt.
    Aber weil diese Diversität häufig als Zahlenspiel betrachtet wird – »Wir werden unseren Prozentsatz an weiblichen Führungskräften innerhalb der nächsten fünf Jahre um 30 Prozent steigern.« – entgeht den Firmen oft der größere, umfassendere Zusammenhang. Diversität entsteht nicht durch einen besonders bunten demografischen Mix. Wahre Diversität
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