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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung
Autoren: Vince Flynn
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Schon gar nicht diese beiden. Farahani lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Metallschreibtisch. Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarette und verkündete: »Die Amerikaner haben doch gar nicht den Mumm, uns anzugreifen.«
    Ashani hatte den Obersten Nationalen Sicherheitsrat in aller Zurückhaltung darauf hingewiesen, dass Farahani nicht der geeignete Mann sei, um für die Sicherheit der wichtigsten Nuklearanlage des Landes zu sorgen. Seine Familie verfügte jedoch über beste Beziehungen, und wie so oft im Iran hatte das bei der Besetzung des Postens eine entscheidende Rolle gespielt. Ashani wandte sich dem Terrorchef neben ihm zu, um zu sehen, wie er mit der dreisten Ignoranz des dicken Bürokraten umgehen würde.
    Mukhtar kniff die Augen zusammen, während er den törichten Mann musterte, der ihm gegenübersaß. Er lehnte sich zurück und sagte: »Sie glauben also nicht, dass sie angreifen werden?«
    »Nein.« Farahani schüttelte den Kopf und kratzte sich den langen schwarzen Bart. »Sie haben im Irak einiges einstecken müssen – und der Irak ist ein gespaltenes Land, nicht einmal halb so groß wie wir. Sie werden sich nicht auf eine Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden persischen Staat einlassen.«
    »Und die Juden?«
    »Sollen sie ruhig kommen. Die neuen S-300-Luftabwehrraketen aus Russland stehen bereit. Die Juden kommen sicher nicht näher als hundert Kilometer an diese Anlage heran.«
    Mukhtar sah Ashani an, der seinen Blick nur mit ausdrucksloser Miene erwiderte. Zu Farahani gewandt, sagte er: »Auf diese russischen Raketen verlasse ich mich ungefähr genauso wie auf Sie.«
    Farahani zögerte kurz und fragte dann mit ruhiger Stimme: »Warum beleidigen Sie mich?«
    »Ihre Sicherheitsvorkehrungen überzeugen mich überhaupt nicht. Ich habe auf dem Weg hierher ein halbes Dutzend Schwachstellen gesehen, und ich habe mit meiner Überraschungsinspektion noch gar nicht begonnen.«
    »Inspektion?«, fragte Farahani schockiert und nahm die Füße vom Schreibtisch. »Niemand hat etwas von einer Inspektion gesagt.«
    »Weil es eben eine Überraschungsinspektion ist, Sie Schwachkopf!« Mukhtar sprang so schnell auf, dass sein Sessel nach hinten schnellte und mit einem kratzenden Geräusch über den Betonboden scharrte.
    Sichtlich nervös stand Farahani ebenfalls auf und hatte sich nach einigen Augenblicken so weit gefasst, dass er fragte: »Wer hat das angeordnet?«
    »Der Oberste Sicherheitsrat«, versetzte Mukhtar.
    Farahani sah den Geheimdienstchef an, wie um zu fragen, ob das stimmte. Immerhin saß sein eigener Bruder in dem Rat! Wie konnte es sein, dass er ihm nichts davon gesagt hatte?
    Ashani nickte und sagte: »Unser Freund von der Hisbollah ist ein Spezialist für unkonventionelle Kriegführung. Er ist hier, um zu sehen, wie anfällig Sie für Angriffe sind, die nicht aus der Luft kommen …«
    »Ein Bodenangriff?«, fragte der Sicherheitschef ungläubig. »Ausgeschlossen.«
    Mukhtar schritt zur Tür. »Wir werden ja sehen.«
    Ashani sah auf seine Uhr und bemühte sich, seine Verachtung für die beiden Männer nicht zu zeigen. Ihm stand ein ziemlich trostloser Tag bevor.

3 GOLFITO, COSTA RICA
    Rapp schwamm die achthundert Meter zum Boot in knapp zwölf Minuten. Er hätte es auch schneller geschafft, aber es ging ihm in erster Linie darum, unbemerkt zu bleiben. Er schwamm um den Bug herum, nur den Kopf über Wasser. Aus zwei Bullaugen drang schwaches Licht. Alle anderen waren dunkel. Unter dem bewölkten Nachthimmel war es fast unmöglich, etwas zu sehen. Rapp nahm Tauchermaske, Schnorchel und Flossen ab, steckte alles in seine Schwimmtasche und band sie knapp unter der Wasseroberfläche an die Ankerleine. Dann schwamm er auf die Steuerbordseite und lauschte nach irgendeinem Anzeichen, dass Garret – oder seine Frau – an Deck sein könnte. Als er zum Heck gelangte, hielt er inne und lugte um die Ecke, um die breite Schwimmplattform zu überprüfen. Sie war etwa fünf mal zwei Meter groß, und was das Wichtigste war, sie war leer.
    Rapp hatte in den vergangenen fünfzehn Jahren viel Zeit im und am Wasser verbracht. Für Geheimoperationen bot dieses Element viele Vorteile, vor allem, dass man darin gute Chancen hatte, unbemerkt zu bleiben – doch es gab auch einen gravierenden Nachteil. In einer relativ ruhigen Nacht wie dieser waren Geräusche sehr weit und sehr deutlich zu hören. Im Moment war da jedoch nichts als das Klatschen des Wassers gegen die Bootswände und hin und wieder
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