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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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gehen«, erklärte Nafft.
    »Aber wir werden auch genug sehen, wenn wir uns hier oben verbergen und sie beobachten. Vor Sonnenaufgang werden sie ohnehin nichts unternehmen«, sagte Helgr beschwichtigend.
    Nottr fluchte bei allen Schneegöttern, weil er wußte, daß sie recht hatten. Und weil die Vorstellung, daß Urgat mit zehn Tausendschaften der Lorvaner gegen Westen ziehen könnte, ihm unerträglich war.
    »Nottr!« entfuhr es Nafft. »Dieses Gesicht…!«
    Nottr beugte sich über den Bewußtlosen. Das Mondlicht war hell genug, die Züge deutlich zu erkennen. Und daß sie dem Mann den fremdartigen Helm abgenommen hatten, tat ein übriges.
    »Nein es ist unmöglich…«, murmelte Helgr.
    »Wir sehen Gespenster.« Die Lorvaner scharten sich um den Bewußtlosen.
    »Zieht ihn aus!« befahl Nafft erregt und ließ kein Auge von der stillen Gestalt, während sich seine Viererschaft mit zitternden Händen daran machte, den Fremden aufzurichten und ihm das Kettenhemd auszuziehen. Doch erst mußten sie den schweren pelzbesetzten Umhang lösen. Unter dem Kettenhemd trug er ein dickes wollenes Hemd, und als sie es ihm über den Kopf streiften, hatten sie Gewißheit.
    Der Mann war kein Krieger eines fremden Volkes. Er war ein Lorvaner!
    Und er war einer von Urgats Stammesführern.
    »Er ist Killro vom Stamm der Quaren«, sagte Nafft. »Ich erinnere mich gut an ihn bei der Versammlung im Hauptlager. Er war immer an Urgats Seite.«
    »Ich weiß es auch«, stimmte Helgr zu.
    Nottr nickte nur. Er versuchte zu begreifen, was diese Entdeckung zu bedeuten hatte.
    »Verräter!« zischte Helgr und wollte nach dem Dolch greifen.
    Nottr fiel ihm in den Arm. »Warte. Wir wollen nicht voreilig richten.« Er schüttelte den Kopf. »Es will mir nicht in den Schädel, daß Urgat etwas mit diesen Fremden hat. Er ist kein Verräter…«
    »Wäre er sonst hier?«
    »An seiner Stelle wäre ich vielleicht auch hier«, widersprach Nottr.
    »Er will dir die Führerschaft streitig machen… mit allen Mitteln. Sonst wäre er nicht hier oben, um die Zeichen vor dir zu finden, die die Schamanen von dir verlangen.«
    »Sein Recht.«
    »Zugestanden. Aber sein Volk zu verraten…«
    »Und wenn sie von den Fremden überwältigt wurden?«
    »Würden sie dann ihre Kleider tragen und für sie kämpfen?«
    Nottr überlegte. »Das wäre möglich.«
    »Wie?«
    »Wenn sie Urgat als Geisel halten.«
    Das leuchtete ein. Und sie bewunderten Nottrs Umsicht, denn sie hätten ihren Gefangenen längst getötet.
    »Wir müssen ihn zum Reden bringen. Versucht ihn wach zu kriegen. Reibt ihm Schnee ins Gesicht.«
    Es dauerte eine Weile, bis Killro seine ersten Lebenszeichen von sich gab.
    Der Gefangene stöhnte. Nafft drückte seine Hand auf den Mund des Erwachenden. »Wenn du sterben willst, dann schrei, Killro!«
    »Übertreib nicht, Nafft«, tadelte Nottr. »Laß ihm genügend Luft zum Schnaufen.«
    Killro rang nach Luft. Er begann vor Kälte zu zittern. Er öffnete die Augen. Seinem Blick war nicht zu entnehmen, ob er seine Widersacher erkannte. Nafft nahm langsam die Hand von seinem Mund und achtete darauf, daß sein Dolch im Blickfeld Killros war.
    Der Gefangene versuchte sich aufzurichten, und nach kurzem Zögern ließen sie ihn.
    »Erkennst du uns?« fragte Nafft.
    »Hordenführer…« Killros Blick richtete sich auf Nottr. Er schien voll Furcht und Erleichterung zugleich.
    »Was ist geschehen?« fragte Nottr. »Ist Urgat hier?«
    Killro nickte. »Urgat und zwanzig von uns… alle… gefangen. Stimmen… lockten…« Er versuchte nach seinem Schwert zu greifen, fand aber keines. »Hütet euch vor… Stimmen…«
    »Wer sind sie?« fragte Nottr eindringlich. »Wer sind die anderen?«
    Aber Killros Blick verschleierte sich mit einemmal, als wäre ein Schatten über seinen Geist geglitten. »Killro…«, murmelte er. »Ich bin Chuan’Ghe, Herr über Tamurai… bin Pinaro, der Eroberer… Ainara… Inichwrr… die Stimmen, fürchtet die Stimmen, oder ihr seid alle gefangen wie wir…!«
    Mit einem Ruck riß er sich von den Lorvaneren los, doch Naffts Axt fällte ihn, daß er stumm zusammensackte.
    »War nur die flache Klinge«, sagte Nafft entschuldigend. »Er war ohnehin nicht bei Sinnen.«
    »Glaubst du, was er sagt?« fragte Helgr skeptisch. »Daß Urgat und die anderen gefangen sind?«
    Nottr nickte. »Er ist selber der beste Beweis.«
    »Zauberei?«
    »Sieht so aus.«
    »Könnten sie Caer sein?« fragte Nafft blaß.
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Sie müßten
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