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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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Kragh mit seiner Viererschaft allein ab.
    »Wir folgen dem Heer. Ich muß mehr darüber erfahren. Ich werde nicht mehr ruhig schlafen, bis ich mehr über diese Krieger weiß, die über den Rand der Welt kommen. Ich muß erfahren, wohin sie wollen, was sie vorhaben. Wenn dies nur eine Vorhut ist…« Er schüttelte den Kopf. »Einer wirklich großen Streitmacht dieser Hünen und ihrer Kriegstiere könnte nichts widerstehen. Nicht einmal die Caer…«
*
    Die Dunkelheit fiel rasch, doch die Schneelandschaft besaß ihre eigene Helligkeit, und die Spur des Heeres war breit und unübersehbar. Der niedergestampfte Schnee erleichterte das Marschieren ungemein. Bald hatten sie die Geräusche des Heeres wieder deutlich vor sich und holten so weit auf, daß sie undeutlich die Reiter erkennen konnten.
    Dann ging der Mond auf, und sie mußten den Abstand ein wenig vergrößern, um nicht selbst gesehen zu werden. Es mochte um die Mitternacht sein, als sie den Rand eines Talkessels erreichten. Das Heer war hinabgezogen und hatte damit begonnen, zu lagern. Die Vögel waren gelandet. Rote und gelbe Lichter blinkten da und dort auf. Sie mochten die Augen der Kolosse sein, oder seltsame Fackeln, wie die Lorvaner sie noch nie gesehen hatten.
    Ihre Zahl wuchs, bis ein Ring von Lichtern das Heerlager umgab. Doch keine Laute drangen vom Talgrund hoch, wie man sie von einem Lager dieser Größe erwarten sollte – keine Stimmen, kein Schnauben der Pferde; und keine Lagerfeuer, an denen die Männer rundum saßen und aßen.
    »Weshalb sind sie so vorsichtig?« murmelte Nottr. »Was fürchten sie in dieser Wildnis?«
    »Uns«, erwiderte Nafft, aber das beabsichtigte Grinsen wollte nicht kommen. Zu gespenstisch war der Augenblick.
    An der Talwand gegenüber, die steil himmelwärts ragte, leuchteten ebenfalls Lichter auf und erloschen wieder, leuchteten, erloschen.
    So versunken waren sie in das Spiel der Lichter, daß sie die Gestalt, die aus dem Dunkel des Tales auf sie zukam, fast zu spät sahen.
    Auch der Fremde war überrascht. Er war wohl einer der Wachtposten, die den Zugang zum Tal sichern sollten, und hatte nicht erwartet, Eindringlinge bereits im Tal vorzufinden.
    Helgr reagierte am raschesten mit einem Schwertstreich quer über die Brust der Gestalt. Die Klinge scharrte über Eisen und drang nicht durch. Aber der Mann taumelte unter dem Hieb. Nafft hob seine Axt mit beiden Händen, doch Nottr riß ihn zurück.
    »Ich will ihn lebend!« zischte er.
    Der Fremde kam nicht mehr dazu, einen warnenden Schrei auszustoßen. Er ging unter den Fäusten und Leibern der Lorvaner zu Boden.
    Als er sich nicht mehr regte, stellte Nottr eine Viererschaft als Wachen auf, während sie den Bewußtlosen zwischen die Felsen zerrten, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen, soweit das Mondlicht dazu ausreichte.
    »Ein seltsamer Helm«, sagte Baragg verwundert. Er war rund und spitz, versehen mit ledernen Bändern und einem Geflecht von Eisengliedern, das vom Helmrand herabhing. »Soll wohl den Hals schützen.«
    »Ja, den Nacken«, stimmte Nafft zu. »Allerdings gegen das hier…« Er schüttelte grinsend den Kopf und tätschelte seine Axt.
    »Er hat auch ein Wams aus Ringen, deshalb ist meine Klinge nicht durchgedrungen«, stellte Helgr fest.
    »Zieht ihn aus und gebt mir die Sachen«, forderte Nottr. Er schlüpfte selbst aus seinem knielangen Fellwams.
    »Was hast du vor?«
    »Ich will mich da unten umsehen«, erklärte Nottr.
    »Das ist ein zu großes Wagnis!«
    »Ich werde vorsichtig sein. Und es ist dunkel genug, daß sie nicht sofort Verdacht schöpfen…«
    »Wenn sie dich entdecken…«
    Nottr grinste. »Dann wird Urgat ein guter Führer sein, wenn das große Lorvaner-Heer nach Westen aufbricht.«
    »Wir werden ihm nicht folgen«, sagte Nafft bestimmt.
    »Ihr werdet!« sagte Nottr ergrimmt. »Noch nie zuvor ist es gelungen, so viele Lorvanerstämme zu einer solchen Streitmacht zusammenzuschließen. Ihr werdet aus falschem Stolz meinen Traum nicht in Gefahr bringen. Wenn erst einer geht, mag alles auseinanderfallen.«
    »Das solltest du bedenken, bevor du da hinabsteigst«, murrte Nafft.
    »Und was sagen wir deiner Olinga?« bemerkte Helgr.
    »Ihr seid wie alte Weiber«, knurrte Nottr. »Soll ich nun in einem Zelt sitzen bleiben, damit mir nichts geschieht? Ist das die Art von Anführer, die ihr wollt?«
    Als sie schwiegen, fuhr er fort: »Oder hat etwa einer von euch Lust, sich da unten umzusehen?«
    »Wenn du sagst, daß es notwenig ist, werde ich
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