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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
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wiedergutmachen. Andrea und ihr Mann stimmten jedoch darin überein, die eigentliche Stiftung habe weltweit eine wertvolle Rolle gespielt und könne noch größere Dienste leisten, sobald das bösartige Geschwür herausgeschnitten sei. Eine weitere Entscheidung war bei einer Serie von Besprechungen gefallen, zu der Todd und sie mit Senator Kirk vor seinem Tod zusammengekommen waren: Sie würden diese Ungeheuerlichkeiten streng geheim halten. Sonst hätten die Enthüllungen einen Schatten auf alle nichtstaatlichen und wohltätigen Organisationen der Welt geworfen; geopolitisch gesehen hätten sie tausendfach auf unvorhersehbare Weise destabilisierend gewirkt. Die Folge wären Jahre, vielleicht Jahrzehnte voller Bitterkeit, Feindseligkeit und gegenseitiger Beschuldigungen gewesen. Die übrigen Hauptakteure der Gruppe Theta – sofern sie’s nicht geschafft
hatten, rechtzeitig unterzutauchen – waren in Geheimprozessen, deren Urteile aus Gründen der nationalen Sicherheit geheim gehalten wurden, zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.
    Ihr Blick fiel auf die gerahmten Fotos auf ihrem Schreibtisch. Die beiden Männer in ihrem Leben. Andrea hatte sie zuletzt an diesem Morgen auf dem Weg ins Büro gesehen, als die beiden Basketball gespielt hatten. Brandon wuchs rasch – er schien nur aus Ellbogen und Kanten zu bestehen, hatte dünne Arme und bewegte sich schlaksig unbeholfen. Ein Vierzehnjähriger.
    »Jetzt aufgepasst, Leute«, hatte der Junge im Tonfall eines Sportreporters gesagt, als er in Richtung Korb trabte. Unter seinen dünnen Waden wirkten die schwarzen Pumas übergroß. »Brandon Bancroft in seiner unnachahmlichen Art! Er wirft! Er trifft!« Der Ball prallte vom Ring ab. »Und er spricht zu früh!« Sein T-Shirt wies nur wenige Schweißflecken auf, Todds T-Shirt war fast durchgeschwitzt.
    »Wenn ich nicht diesen Nagel im Schienbein hätte …«, sagte Todd, der leicht hinkte, als er sich den Ball holte. Er tippte ihn zweimal auf, machte ein Hohlkreuz und versenkte den Ball im Korb. Das sanfte Zischen, mit dem der genarbte Basketball durch das Nylonnetz glitt: Brandon nannte es »die Musik der Kugel«.
    Andrea schüttelte, an der Ligusterhecke stehend, den Kopf. »Du musst dir deine Ausreden für Fehlwürfe aufheben, Todd.« Sie spürte die Morgensonne auf ihrem Gesicht und glaubte sekundenlang, es sei nur die Sonne, die sie wärmte, während sie den beiden zusah.
    »He, zeig uns mal, was du draufhast«, schlug Brandon vor. »Nur ein, zwei Minuten lang, okay?«
    »Aber keine Manolos auf dem Spielfeld, Lady«, sagte Todd, dessen Miene zärtlich und neckisch zugleich war.
    »Zieh dir Sportschuhe an, dann provozierst du vielleicht ein heißes Wettbieten zwischen Team Brandon und Team Todd.«
Brandons Stimme war tiefer, kräftiger als vor einem Jahr. Seine Augenbrauen waren etwas dunkler, etwas voller als zuvor. Dann grinste er – und zumindest dieses Grinsen hatte sich überhaupt nicht verändert. Für Andrea gehörte es zu den Naturwundern dieser Welt.
    Lass es dir niemals wegnehmen. Ein stummes Gebet. Aber während sie die beiden beobachtete, war sie zuversichtlich, dass es in Erfüllung gehen würde.
    »Ein Vertragsangebot ist immer nett, nur muss ich später darauf zurückkommen.« Sie wandte sich ab und war fast verlegen, weil sie so glücklich war. »Im Büro warten leider schon Leute auf mich. Ihr kommt wohl allein zurecht, Jungs?«
    Ihr Mann legte einen schweißnassen Arm um Brandons schmale Schultern. »He«, sagte er noch immer leicht außer Atem, »mach dir um uns keine Sorgen. Geh die Welt retten.«
    Brandon nickte. »Wir passen aufeinander auf.«
     
    Jetzt war es früher Nachmittag, und Andrea hatte schon drei Strategiebesprechungen auf der Führungsebene und zwei Telefonkonferenzen mit Regionalchefs absolviert. Im Augenblick berichtete der Direktor des Regionalprogramms für Lateinamerika über die Gesundheitsprogramme der Stiftung in Südamerika, und sie nickte ihm, an ihrem Schreibtisch sitzend, aufmunternd zu, als er Bilanz zog.
    Ihr Blick fiel wieder auf die Fotos, dann sah sie flüchtig ihr Spiegelbild auf einem Silberrahmen. Sie war ein anderer Mensch als vor einem Jahr; um das zu erkennen, brauchte sie in keinen Spiegel zu blicken. Die Veränderung zeigte sich schon darin, wie Leute auf sie reagierten. Sie besaß die Autorität und das Selbstbewusstsein einer Frau, die ihre Berufung gefunden hat. Und es war höchst befriedigend, die Ressourcen der Stiftung dazu verwenden zu können,
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