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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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ließ bis hin zur Haustür. Der Vater klopfte zweimal dagegen. Die schwere Tür öffnete sich. Das Mädchen wurde vom Vater in den dunklen Hausflur geschoben.
    „ Mamaaa!“ presste das Kind mit erstickter Stimme hervor, obwohl es wusste, dass Mutter und Vater es hier allein lassen würde. So, wie es klar war, dass es nicht lange allein hier stehen würde. Wie Paukenschläge spürte es seinen Herzschlag bis zum Hals. Kaum hatte sich die Haustür geschlossen, sah es den Lichtkegel der Taschenlampe auf sich zukommen. Den Mann, der das Licht direkt auf das Gesicht des Mädchens hielt, umhüllte eine schwarze Kutte. Die übergroße Kapuze bedeckte seinen Kopf, sein Gesicht war hinter einer schwarzen Maske verborgen. Die dunkle, raue Stimme dahinter flößte dem Kind Respekt als auch eine grauenhafte Furcht ein. Die Stimme besaß absolute Macht. Obwohl es den Ablauf genau kannte, erstarrte es jedes Mal und wartete gottergeben darauf, von dem Mann an die Hand genommen und hinter ihm her die Treppe hinab in den kalten Keller gezogen zu werden. Weiter den schier endlos langen Gang bis zur letzten Tür auf der rechten Seite. Die ganze Zeit über hielt es die Augen geschlossen. Es kannte jedoch seit der ersten Begegnung, die es noch neugierig bis zum entsetzten Erkennen wahrgenommen hatte, die Anzahl der Schritte, bis der Schlüssel in der Tür seine für ihn eigenen Geräusche preisgab. Erst dann öffnete es wieder die Augen und blickte auf die große, breitschultrige schwarze Gestalt vor sich. Sie wirkte auf das Mädchen unwirklich und gespenstisch wie ein Wesen aus einer fremden Welt. Diese Gestalt gehörte für das Kind nicht auf diese Erde und sie musste sehr mächtig sein, das war klar.
    „ Du weißt ja, was du tun musst“, sagten die Lippen hinter der Maske scheinbar sanft. Das Mädchen nickte. Es rührte sich aber nicht, sondern zog wie zum Schutz die schmalen Schultern hoch. Verschränkte die Arme über den kleinen, dürren Leib und wusste: Es durfte nicht zu lange warten, sonst würde es aufgrund der Weigerung noch mehr fürchterliche Schmerzen erdulden müssen. Es vermochte genau den richtigen Moment abzupassen, sich auszuziehen, wenn der Mann tief Luft holte und zischte:
    „ Ausziehen, los!“
    Synchron mit den Worten legte es den schäbigen Mantel ab, streifte das Teddybärnachthemd über den Kopf und zog ihre Beine nacheinander aus dem Schlüpfer. Alles ließ es achtlos auf den Boden fallen. Am ganzen Körper bibbernd stand es da und schielte zu der alten Emaillebadewanne auf ihren vier kleinen geschwungenen Füßen. Sie stand direkt an der Wand unter einem tropfenden Wasserhahn, gespenstisch angeleuchtet durch die brennenden Fackeln an den Wänden rechts und links. Sie loderten immer schon, wenn sie beide den Raum betraten. Unter dem Geflacker schienen sich die Wände zu bewegen. Die Augen des Mädchens glitten weiter zu dem seitlich der Wanne stehenden dunklen rechteckigen Tisch. Wie ein kleiner Bruder daneben stand ein Beistelltisch. Auf ihm lagen allerlei Folterwerkzeuge fein säuberlich nebeneinander: Messer, Handschellen, eine Peitsche mit spitzen Noppen, ein Jumbofeuerzeug und weitere Instrumente, die es nicht benennen konnte, deren Schmerzbereitung es aber kannte. Sein Blick glitt zurück zu dem hässlichen Trog. Die dunkle Gestalt lehnte darüber. Seine behandschuhten Finger umschlossen die Armatur. Eiskaltes Wasser rauschte daraus in das Gefäß.
    „Du kannst dich ruhig schon mal reinlegen“, fordert der Mann es mit wohlwollender Stimme auf. Schon jetzt bibbernd kletterte es seitlich seines Peinigers hinein. Allmählich bedeckte das eiskalte Wasser den kleinen Körper, wie schon viele Male vorher. Die Kälte nahm dem Mädchen den Atem, seine Zähne klapperten. Noch grauenhafter wurde es, wenn der Maskenmann den Hahn zudrehte und anschließen die Badewanne mit der dunklen Holzplatte abdeckte. Nach geraumer Zeit, kurz, bevor das Mädchen das Bewusstsein verlor, wurde sie wieder abgenommen. Das Kind an den Haaren aus dem Eiswasser gezerrt und von dem Mann auf dem Tisch in eine Decke gehüllt und übermäßig liebkost. Der Mann wusste genau, was er tat.
     
    Anke Contoli blieb der letzte Satz im Hals stecken. Sie klappte die erste der drei roten DIN-A 5-Kladden von je ein Zentimeter Dicke zu, ließ sie auf ihren Schoß sinken und blickte zu Wolf, ihrem getrennt lebenden Ehemann.
    Dr. Wolf Heinzgen sah sie ruhig an. Anke atmete tief ein.
    „Nun sag doch was“.
    Mechanisch griff sie die Kladde und
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