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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition)
Autoren: Jennifer Bosworth
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Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, als hielte er sich für einen SEAL der US-Marine oder so etwas Ähnliches.
    Als es nach dem Beben zu Ausschreitungen und Plünderungen gekommen war, hatte sich schnell herausgestellt, dass das Los Angeles Police Department nicht über annähernd genug Polizisten verfügte, um das Chaos unter Kontrolle zu bringen, und die Nationalgarde und der Katastrophenschutz waren anderenorts im Einsatz. Dürren und Flächenbrände im Mittleren Westen hatten über viertausend Quadratkilometer Ackerland zerstört und für eine landesweite Nahrungsmittelknappheit gesorgt. Im Golf von Mexiko hatte eine Serie von saisonunüblichen Hurrikans gewütet, Tausende Todesopfer gefordert und das Fischereiwesen ausgelöscht. Heftige Tornados waren durch Bundesstaaten gefegt, in denen sie nichts verloren hatten, und hatten ganze Gemeinden dem Erdboden gleichgemacht. Hinzu kam, dass die Vereinigten Staaten momentan in so viele Kriege verwickelt waren, dass ich den Überblick verloren hatte, und ein Großteil der Streitkräfte war im Ausland stationiert. Die humanitären Organisationen hatten mit einer Hungersnot in Afrika und mit dem landesweiten Ausbruch einer Epidemie in Indien alle Hände voll zu tun.
    Unsere Regierung war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu retten, um sich auf Los Angeles konzentrieren zu können, und unsere Stadtverwaltung schlug sich auch nicht viel besser. Etliche hochrangige Amtsträger, darunter auch der Bürgermeister, waren bei dem Erdbeben ums Leben gekommen, und die Verbliebenen konnten sich nicht einigen, wer die Verantwortung trug, geschweige denn irgendeine Entscheidung zur Unterbindung der Ausschreitungen treffen. Die Menschen mussten sich selbst schützen, und das taten sie unter anderem, indem sie Milizen gründeten, die aus ganz normalen Bürgern bestanden.
    »Gehen Sie weiter, Sir«, forderte der Milizionär Parkers Almosenempfänger auf, der daraufhin das Geld in die Tasche steckte und von dannen schlurfte. Der Milizionär gab ihm einen leichten Schubs, um ihm Beine zu machen, woraufhin der von Hunger geschwächte Mann stolperte.
    »Hey!«, rief Parker, stieg aus dem Auto aus und stellte sich vor den Milizionär, der ein gutes Stück größer war als mein Bruder. Trotzdem ließ Parker sich nicht einschüchtern. »Das wäre nicht nötig gewesen. Er war doch schon dabei zu gehen.«
    Der Milizionär sah Parker mit einem zusammengekniffenen Auge an, wie er es sich vermutlich bei irgendeinem Spielfilm-Polizisten abgeschaut hatte. »Sie sollten denen kein Geld geben. Wenn sie wissen, wo sie Almosen bekommen, spornt sie das dazu an, in die Wohngebiete zu kommen, anstatt in der Zeltstadt zu bleiben, wo sie hingehören.«
    Parker blickte den Mann finster an, entschied sich jedoch klugerweise dafür, den Mund zu halten, als er sah, wie liebevoll dessen Hand auf dem Taser ruhte.
    Ich räusperte mich, um den Milizionär auf mich aufmerksam zu machen.
    »Hi«, sagte ich und hielt ihm die Hand hin. »Ich heiße Mia. Ich wohne hier.« Ich deutete mit einem Nicken auf unser Haus.
    Der Mann beäugte meine fingerlosen Handschuhe und nahm meinen schwarzen Rollkragenpullover, meine schwarzen Jeans und meine Stiefel zur Kenntnis. Es war warm draußen, selbst so früh am Morgen. Ganz bestimmt kein Rollkragen- und Handschuhwetter, doch ich brauchte diese Tarnung immer, damit niemand meine Blitzschlag-Narben zu Gesicht bekam. Mir fiel auf, dass der Milizionär und ich beinahe identisch gekleidet waren. Er nickte zustimmend.
    »Brent«, sagte der Milizionär.
    »Wir wissen zu schätzen, was Sie tun«, erwiderte ich und warf Parker einen Blick zu, der so viel bedeutete wie: Halt den Mund.
    »Irgendjemand muss schließlich dafür sorgen, dass wir nicht von diesen Herumtreibern überrannt werden«, sagte Brent. »Es tut mir leid für sie, dass sie ihre Häuser und ihr Hab und Gut verloren haben, aber es wird Zeit, dass hier wieder Normalität einkehrt.«
    Ich brauchte mein zustimmendes Nicken nicht vorzutäuschen, da ich mir nichts mehr wünschte, als dass wieder Normalität einkehrte.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«, fragte ich. »Meine Mom hat einen Typen gesehen, der unser Haus beobachtet hat. Sie hat gemeint, er käme ihr bekannt vor.«
    »Denken Sie, er plant einen Einbruch?«
    »Das weiß ich nicht, aber vielleicht könnten Sie nach ihm Ausschau halten.«
    »Wie sieht er denn aus?«, erkundigte sich Brent, dessen Augen plötzlich voller Neugier leuchteten.
    »Ähm, er war
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