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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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abermals gegen die Mauer, wenn auch etwas sanfter. Sie spürte seine Lippen auf ihrer Brustwarze und lächelte. Die Nippel waren in der Kälte zentimeterlang und starr aufgerichtet. Als sie ihr Kleid über die Hüften raffte, ließ der eiskalte Wind sie am ganzen Körper zittern. Der Chinese nahm an, dass er es jetzt richtig machte, und saugte wie ein Wilder an ihrer Brust. Madge spürte das Verlangen, ihm mit bloßen Händen den Schädel einzuschlagen. Stattdessen stellte sie ein Bein auf eine Holzkiste und forderte ihn auf, in sie einzudringen.
    »Mach schon, Junge, mir ist scheißkalt.«
    Er war sehr kräftig für seine Größe, und als er sie rhythmisch
zu stoßen begann, machte sie sich langsam an den entscheidenden Teil ihrer Nachtarbeit. Mit anfeuernden Worten zog sie ihn in die Wärme ihres Mantels. Sie ließ die Hände über seinen Körper gleiten und entwendete ihm behutsam und gekonnt die Brieftasche. Er hatte ihr bereits einen nagelneuen 10-Shilling-Schein gegeben; jetzt war die fette Beute dran. Als wolle sie ihn streicheln, tastete sie ihn nach einem Messer ab. Die meisten Seeleute trugen Messer im Stiefel, und Vorsicht war geboten. Ihr eigenes Messer war für den Fall, dass sie es brauchte, in einem schmalen Gürtel hinten unter ihrem Kleid versteckt. Der Chinese erschauerte, und sie spürte den feuchten Schleim zwischen den Beinen. Wie es ihre Gewohnheit war, hielt sie auch diesen Freier ein paar Sekunden lang fest, bis er wieder fest auf den Beinen stand. Er atmete schwer und keuchend und sprach Kantonesisch. Sie lächelte ihn freundlich an.
    »Alles gut, Süßer?«
    Er schien ihren Tonfall zu verstehen und erwiderte das Lächeln. Erst jetzt stellte Madge fest, dass er noch sehr jung war, höchstens neunzehn. Wie kam es nur, dass sie sich die Männer erst genauer ansah, wenn die Nummer vorüber war?
    Sie zuckte die Achseln, raffte den Mantel fest um sich und strebte zur Rückseite des Gebäudes und in die Wärme der Bar.
    »Mach uns ‘n Grog, Pete«, rief sie auf dem Weg zur Damentoilette dem Barmann zu. Drinnen hob sie ein Bein auf den schmutzigen Sitz und wischte sich sauber. Dann spülte sie sich die Hände im eiskalten Leitungswasser ab und schüttelte sie trocken. Die letzten Tropfen strich sie an ihrem Kleid ab und zog dann die Geldbörse aus der Tasche. Es war ein billiges Plastikteil mit der Aufschrift »Buenos Aires«. Ein Souvenir, das ihr Freier von einer Reise mitgebracht hatte. Madge schmunzelte, weil auf der Rückseite »Made in China« stand.
    »Lange Reise für eine Geldbörse, wenn sie aus der eigenen Heimat stammt!« In dem kleinen Toilettenraum hallte ihre Stimme wider.

    In der Börse befanden sich drei Fünfpfundscheine und das Foto einer älteren Frau, wahrscheinlich seiner Großmutter. Jetzt musste Madge grinsen. Sie ließ die Börse achtlos in ihre Handtasche fallen und ging in die warme Bar zurück.
    Nachdem sie sich durch die Menge gedrängt hatte, nahm sie ihren Grog, und als sie Betty mit zwei Seeleuten an einem Tisch sitzen sah, gesellte sie sich zu ihnen.
    Pete’s Bar war eine ehemalige Lagerhalle, die er von einem Schläger aus der Gegend gemietet hatte. Der hieß Jimmy Capper und sorgte für den nötigen »Schutz« und dafür, dass der Laden von Razzien verschont blieb. Er war fünfundzwanzig, clever und gewalttätig. Perfekte Referenzen für Custom House und der perfekte Hintermann für Peter Lawson, den Barbesitzer. Peter ermunterte seine Mädels anzuschaffen, und auf seine derbe Art sorgte er auch für sie. Er lieh ihnen Geld und schlichtete Streitigkeiten. Alle Mädels respektierten ihn, nur wenige mochten ihn. Sie hatten eine »Abgabe« zu entrichten, um in der Bar arbeiten zu dürfen, ärgerten sich aber darüber und führten ins Feld, dass sie ihm schließlich die Gäste brachten. Pete konterte damit, dass sie doch nichts anderes im Sinn hatten, als die Seeleute auszurauben, und wenn sie seinen Schutz suchten, müssten sie eben dafür löhnen. Wie sie es drehten und wendeten, einig wurden sie sich nicht.
    Heute Abend waren Petes Gäste wie gewöhnlich chinesische, russische und europäische Seeleute, die sich hauptsächlich dem Glücksspiel widmeten. Pete streckte ihre Drinks, knöpfte ihnen zu viel ab und grinste über ihre Witze. Er hielt unter der Theke eine abgesägte Schrotflinte bereit, um sie in Angst zu versetzen, wenn sie Raufereien anzettelten. In der Damentoilette hatte er für den Fall, dass sich die Huren stritten, einen Baseballschläger
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