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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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Stoßseufzer glitt Cathy aus dem Bett.
    »Geh nicht, Cathy, lass ihn bloß.«
    Sie zog einen schmutzigen Morgenmantel über. Im Zimmer war es eiskalt, und ihr Atem gefror zu kleinen Wolken, als sie sprach. »Du bleibst hier und hältst dich schön warm, in Ordnung? Ich mach ihm sein Bovril und bring ihn ins Bett. Sonst kommt keiner von uns zum Schlafen.«
    Der große Mann stand in der kleinen Küche. Er hatte nur Unterhemd und Unterhosen an und kratzte sich den Bauch. Er hatte große Mühe, auf die Porzellanscherben zu seinen Füßen zu achten, und sein alkoholisierter Körper reagierte kälteresistent.
    Cathy hob die zerbrochene Tasse auf. Schnell und geschickt warf sie die Scherben in den Mülleimer, nahm den Mann bei der Hand und führte ihn ins Vorderzimmer. Er ließ sich schwerfällig auf das ramponierte Sofa sacken.
    »Bist ein gutes Mädchen. Und wo steckt mein Junge?« Seine missgelaunte Frage bedurfte keiner Antwort, und Cathy gab ihm auch keine. Stattdessen schlüpfte sie in die Küche und setzte Wasser für seine allabendliche Fleischbrühe auf. Egal wie betrunken er war, Eamonn Docherty brauchte sein Bovril, andernfalls konnte er nicht schlafen. Cathy wusste aus Erfahrung, dass es klüger war, ihm die Brühe zu machen, zuzuschauen, wie er sie austrank, und ihn anschließend ins Bett zu bringen, auch wenn sie ihre müden Augen kaum mehr aufhalten konnte und es sich anfühlte, als hätte man heißen Sand hineingestreut.
    Als sie ihm seinen Trunk brachte, nahm er ihn dankbar an.
»Du bist ein gutes kleines Mädchen, stimmt’s? Mein Püppchen! Komm zu mir auf den Schoß, Kind.«
    Cathy schüttelte abwehrend den Kopf. »Sie können nicht beides halten, mich und den Becher. Trinken Sie Ihr Bovril, Mister Docherty.«
    Eamonn blickte unter schweren Lidern hervor und musterte sie. Cathy war so winzig, wie sie da auf dem Hocker saß und die mageren Beinchen baumeln ließ. Aber aus ihrem Gesicht sprach die Erfahrung einer erwachsenen Frau.
    »Ich würde dir nie wehtun, Kind, das musst du mir glauben.« Er hörte sich nüchtern an, und Cathy bereute ihre Antwort. Mochte er noch so viele Fehler haben, in jener Hinsicht fühlte sie sich bei ihm sicher.
    »Wir haben doch oft darüber geredet, Mr. Docherty. Ich mag eben bei keinem auf dem Schoß sitzen. Mochte ich noch nie.«
    »Ich bin nicht wie die anderen Männer, mit denen sich deine Mutter eingelassen hat. Ich weiß, wie man ein Kind behandelt. Und du bist mir wie ein eigenes Kind.«
    Er fragte sich, warum er immer das Gefühl hatte, sich bei diesem Mädchen rechtfertigen zu müssen. Sie benahm sich eben wie eine Frau, wie eine erfahrene Frau. Er konnte sich ausmalen, was sie hatte durchmachen müssen, bevor er aufgetaucht war.
    Er schloss die Augen bei der Vorstellung. Er würde niemals ein Kind auf diese Weise begehren, aber er wusste wohl, dass Cathy Connor ihm vielleicht doch so was zutraute, und das verletzte seinen Stolz. Schlimmer noch: Die Gewissheit, dass sie bereits so viel von diesen Dingen wusste, und das mit erst sieben Jahren, machte ihn traurig.
    Eins konnte er sich zugutehalten. Bei allem, was er war, bei allem, was er getan hatte, derartiges war für ihn niemals infrage gekommen. Niemals. Er wollte, dass Cathy es wusste und ihm vertraute. Und sie sprachen regelmäßig darüber.
    »Sie sollten zu Bett gehen, Mr. Docherty. Morgen früh müssen Sie doch zur Arbeit.«

    Er nickte, fuhr sich durch sein dichtes schwarzes Haar und lachte. »Du wirst niemals so enden wie deine Mutter, dafür weißt du zu verdammt gut, was du willst. Geh schon ins Bett, Kind. Ich komm zurecht. Ich nehm einen kurzen Schluck und hau mich hin.«
    Cathy nickte, sagte leise Gute Nacht und huschte wieder ins Schlafzimmer. Der große Mantel, der das Bett bedeckte, war zu Boden gerutscht. Sie zerrte ihn hoch und stopfte zur Sicherheit einen Ärmel unter die Matratze.
    Eamonn schlief schon, und sie kuschelte sich an ihn. Seine Wärme war wie Balsam.

    Madge fror erbärmlich. Sie spürte, dass sich die Hände des Mannes unter ihr Mieder vortasteten, und fluchte unhörbar vor sich hin. Er war ein kleiner Chinese mit schlechten Zähnen und dem aufdringlichen Geruch von Chow-Mein im Haar. Er holte ihre Hängebrüste hervor und quetschte sie so, dass es schmerzte und sie ihn von sich stieß.
    »Reiß dich zusammen, Kleiner. Ich bin nicht in Stimmung. Und da ich doppelt so viel wiege wie du, kann ich dir nur raten, nicht zu grob zu werden.«
    Der Mann grinste im Dunkeln und stieß sie
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