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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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Mandarin, das er spricht wie ein Eingeborener. Tikki kennt sich mit Mandarin aus. Es ist der Dialekt Chinas herrschender Han-Mehrheit, und die einzige Möglichkeit, es so zu sprechen, wie Adama es tut, besteht darin, es während des Aufwachsens zu lernen. Genauso hat sie es gelernt.
    Mandarin ist zufällig die Hauptsprache der Triaden. Dieser Zufall allein gebietet äußerste Vorsicht.
    Tikki kennt sich auch mit den Triaden aus.
    Sehr gefährlich.
    »Dann ist Ryokai Naoshi kein Problem mehr.«
    Darauf entgegnet Tikki nichts. Sie begegnet kühl Adamas Blick, was eine ausreichende Antwort ist. Wie sie bereits angedeutet hat, es ist alles in Ordnung. Sie würde nicht hier in der Luxuslimousine des Mannes sitzen, hätte sie ihren Job nicht ausgeführt. Adama müßte das wissen. Selbst wenn er noch nicht aus anderen Quellen von Ryokais Ermordung gehört hat, was sie ernstlich bezweifelt, müßte er doch voraussetzen, daß ihre Arbeit beendet ist.
    Adamas Lippen formen ein vorübergehendes Lächeln, ein breites Lächeln, daß trotz seines buschigen Schnauzbarts und säuberlich gestutzten Kinnbarts deutlich sichtbar ist. In seinen Wangen bilden sich Grübchen.
    »Gut. Sehr gut«, sagt er gelassen. »Sie dürfen gerne rauchen.«
    Eine Hand, die Ähnlichkeit mit einer Klinge hat, deutet auf die Bar. Die Limousine ist gegen Angriffe gepanzert, die Türen sind gesichert, also beschließt Tikki, das großzügige Angebot ihres Auftraggebers anzunehmen und sich ein wenig gehenzulassen. Sie öffnet das Päckchen Lonjas und zieht einen langen, schlanken Zigarillo heraus. Das Deckblatt hat die Farbe von Café au lait und verspricht einen milden, geschmackvollen Rauch. Adama zieht ein goldenes Feuerzeug aus der Weste seines schicken schwarzen Anzugs und bietet ihr Feuer an. Sie akzeptiert. Adamas Hand fällt ihr auf, nicht zum erstenmal. Er trägt einen schweren Goldring mit einem großen rötlichen Stein. Seine Fingernägel sind für einen Mann sehr lang und hervorragend manikürt. Er ist geradezu akribisch gepflegt.
    Als Tikki den ersten Zug nimmt, schaltet sich mit einem leisen Zischen die Klimakontrolle ein. Der Zigarillo schmeckt fast noch besser, als sie erwartet hat. Adama überreicht ihr einen beglaubigten Kredstab für den Hit gegen den Yakuza-Boss Ryokai Naoshi.
    Tikki nickt und läßt den Stab in eine Tasche gleiten.
    »Zufriedenstellend?« fragt Adama.
    Sie nickt. Sehr zufriedenstellend.
    Adama zündet sich eine seiner dicken, großen Soberanos an, honduranisches Deckblatt, dem Duft nach zu urteilen. Tikki kostet ihr Suntory. Für Bier schmeckt es gar nicht schlecht. Normalerweise ist Cidre ihr Lieblingsgetränk, aber hin und wieder gefällt ihr ein wenig Abwechslung. Sie wirft einen kurzen Blick auf das Gemetzel im Trid und unterdrückt ihr wachsendes Gefühl des Erstaunens.
    Tikki ist Ehrerbietung gewöhnt, respektvolle Behandlung, auch von bedeutenden Syndikatsführem. In der Stahlbetonwelt der Menschen ist sie eine Spezialistin, eine Technikerin. Sie hat Anspruch auf etwas Besonderes, da nach ihren Talenten immer Bedarf besteht. Normalerweise kann sie ihren Preis festsetzen oder einfach davongehen, wenn ihr ein Job nicht zusagt. Doch ihre Erfahrung mit Adama ist einzigartig. Manchmal gibt er sich so lässig, so vertraut, daß sich ein objektiver Beobachter fragen könnte, ob irgend etwas Intimes, irgend etwas, das auf ihrem Geschlechtsunterschied beruht, zwischen ihnen existieren mag.
    »Sie haben Ihre persönlichen Angelegenheiten erledigt?« fragt Adama.
     
    Tikki nickt wiederum.
    Die Frage wird gelassen und angelegentlich gestellt, und Tikki beschränkt sich bei ihrer Antwort auf das Notwendigste. Sie hat gewisse Überlebensstragien entwickelt. Verrate niemals mehr als nötig, verrate niemals etwas Wertvolles umsonst. Was Adama von ihren persönlichen Angelegenheiten heute abend weiß, ist, daß sie etwas zu erledigen hatte. Mehr braucht er nicht zu wissen. Sie steht bei ihm in doppelter Funktion unter Vertrag, hauptsächlich als Attentäterin und manchmal als Leibwächterin. Das gibt ihm noch lange nicht das Recht, über jeden ihrer Schritte Bescheid zu wissen. Noch steht sie vierundzwanzig Stunden am Tag zu seiner Verfügung.
    »Gut, sehr gut«, sagt Adama immer noch lächelnd. Er nimmt einen tiefen Zug von seiner Soberano und atmet den aromatischen Rauch behutsam aus. Der Rauch bildet eine Wolke, wird durcheinandergewirbelt und verschwindet in einer Belüftungsdüse. »Mir ist nach ein wenig Unterhaltung. Ich
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