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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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bemerken, wenn er das erste schmerzhafte Brennen spürte.
    Amateure und Schwachköpfe gibt es überall. Ihr Instinkt drängt sie zuzuschlagen, diese Beute zu schlagen, da dies einfach wäre, doch sie widersteht dem Drang.
    Ein andermal vielleicht.
     
    Der Zug kommt in den Eingeweiden des Transit- Centers in der Dreißigsten Straße kreischend zum Stehen. Tikki folgt den Pinkeln auf den freudlos grauen Bahnsteig und schließt sich der Herde an, die langsam den Rolltreppen entgegenstrebt.
    Die Pinkel tragen alle Anstecknadeln am Revers, die ihre Konzernzugehörigkeit verraten, genauso wie die Yakuza oder ganz ordinäre Straßenbanden. Nur die Konzernbanden haben Namen wie Cigna Universal, Renraku, ITT-Rand, SmithKliner, Fuchi oder Aztechnology, jede mit ihren ganz speziellen Einfluß- und Interessensgebieten. Der einzige Unterschied zwischen den Konzernbanden und den Straßenbanden ist die Art der Gewalt, die sie ausüben, und die Anzahl der Leichen, die sie dabei herumliegen lassen. Niemand befolgt wirklich das Gesetz. Statt dessen strengen sich alle an, das Gesetz zu umgehen und Verhaftung und Bestrafung auszuweichen.
    Tikki fragt sich oft, warum die Menschen überhaupt erst Gesetze machen. Bestenfalls sorgen sie für unnötige Komplikationen. Die einzigen Gesetze, die für sie wirklich zählen, sind die Gesetze des Überlebens, die Gesetze des Kampfes zwischen Jäger und Beute und die Gesetze des Gleichgewichts zwischen den Tausenden und Abertausenden verschiedenen Spezies, die diesen Planet bevölkern. Die Gesetze der Natur.
    Die Herde, die die Rolltreppen hinauffährt, ist etwa zur Hälfte weiß und zur Hälfte schwarz, braun oder gelb. Asiaten machen hier einen weitaus geringeren Anteil an der Bevölkerung aus als in anderen Städten, aber ihre Macht und ihr Einfluß sind allgegenwärtig und auf den ersten Blick offensichtlich. Trogs und andere Metamenschen halten sich bedeckt. Die Nacht des Zorns gärt immer noch. Die Slogans der Alamos 20 000 und verschiedener anderer Anti-Meta-Policlubs bedecken Zugwände, Bahnsteige und Betonpfeiler wie verspritzter Eiter.
     
    Tikki hat keine Probleme mit rassisch motiviertem Haß und daraus erwachsender Gewalt. Das bewirkt, daß die Herde in jede Richtung sieht außer in die, aus der sie kommt.
    Sie fährt bis zur Bahnhofshalle hinauf, die sich auf Erdgeschoßniveau befindet.
    Meterhohe Trideoschirme recken sich an den Wänden empor und verkünden blitzend und summend ihre Reklamebotschaft. Die Herde der Pinkel schwärmt aus und überflutet die ausgedehnte Etage. Hier im Transit-Center an der Dreißigsten Straße treffen sich U-Bahn-, Bus- und Pendlerzuglinien. Wie bei dem U-Bahnhof Market Street in der Innenstadt handelt es sich um einen Hauptumschlagplatz für Pinkel, die zwischen den Innenstadtplazas und ihren gesicherten Konzernenklaven in den Vororten hin und her pendeln. Patrouillierende Minuteman-Cops sowie schwerer bewaffnete und gepanzerte Angehörige der Flash-Point-Schutztruppen überwachen die Menschenmenge, die unablässig durch die Zugänge drängt. Die Lohnsklaven müssen beschützt werden, sonst verfrachten die Konzernherrscher der Stadt ihre Untergebenen in sicherere Gegenden.
    Tikki wird zweimal zur Ausweiskontrolle angehalten. Nichts anderes hat sie erwartet.
    Trauben von Telekomständen verwandeln die ausgedehnte Bahnhofshalle in einen gewaltigen Flipper und spalten die Ströme dahineilender Lohnsklaven in Hunderte einzelner Rinnsale. Tikki geht zu einem der Stände und klebt ein Kaugummi auf die Linse der Videokamera. Als die Zeitanzeige des Telekoms auf 20:05:00 springt, schiebt sie einen beglaubigten Kredstab in den Chromschlitz. Ihre Fingerspitzen kribbeln, das Telekom summt. Die Worte ›Telecomcode eingeben‹ blinken; sie leuchten auf, erlöschen, leuchten auf, erlöschen. Tikki beugt sich wie eine kurzsichtige alte Oma vor, so daß sich ihr Kopf zwischen dem Telekom schirm und jeder beliebigen Person befindet, die in diesem Augenblick versuchen könnte, ihr über die Schulter zu sehen. Sie drückt auf die entsprechenden Tasten. Dreimal gibt sie den Code ein, und dreimal hört sie Geräusche, als würde am anderen Ende der Leitung ein Telekom klingeln, danach das Freizeichen. Sie befindet sich in einem Netz mehrerer gesicherter Telekomsysteme und hat bereits einige davon hinter sich gelassen. Irgendwann hält sie einen Fuchi Memo- Man-Recorder an die Sprechmuschel des Telekoms. Der Recorder spielt eine elektronische Melodie ab, die sie an einer
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