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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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Wirbel von Fäusten endet mit dem Aufblitzen eines Messers und dem raschen, dumpfen Husten einer halbautomatischen Waffe. Ein Mann sinkt mit aufgeschlitztem Lgib auf den Beton. Ein anderer taumelt, stark aus der Schulter blutend, zur nächsten Straßenecke. Einer stirbt, der andere überlebt. Dem Sieger die Beute.
    Metroplex Philadelphia, Innenstadt, Samstagabend.
    Tikki lehnt sich gegen die glänzende Naß-Look- Front des vibrierenden Nachtclubs und zündet sich eine Dannemann Lonja an, einen langen, schlanken Zigarrillo. Sie lächelt vor sich hin. Sie ist in ihrem Element hier, direkt am hämmernden Puls des urbanen Dschungels, wo der Lärm ohrenbetäubend ist und das Leben auf der Straße ewig fließt. Für sie sind die vorbeiströmenden Massen eine einzige wogende Herde Tiere, die blind für den Blick des Jägers und die intime Nähe des Todes ist.
    Sie sind Beute ohne Augen.
    Ein rotweißer Polizeiwagen mit dem Logo von Minuteman Security Services Inc., der hiesigen Polizeitruppe, jagt mit blinkendem Blaulicht und jaulenden Sirenen den Block entlang. Tikki hat mit dem Vorfall ein Stück weiter nichts zu tun, und sie hat nicht vor, lange genug herumzuhängen, um festzustellen, ob die Cops ihr glauben oder nicht. Sie dreht sich um und verschwindet um die Ecke von Spit's und in der Gasse dort. Zwei Minuten später geht sie einen langen Tunnel entlang, der zum U-Bahnhof Market Street führt. Der nächste einfahrende Zug befördert sie durch die Stadt zum Schuylkill River.
    Sie ist noch nicht lange in Philly, aber das Gelände ist vertraut, nur ein weiterer Subsektor des ausgedehnten Metroplexes, der sich bis zum Horizont erstreckt, ein urbaner Alptraum, der eines Tages den ganzen Globus überziehen wird. Das Trideo, die globalen Computernetze und die hoffnungslos miteinander verflochtenen Ökonomien der Welt haben die urbanen Gebiete, in denen Tikki jagt, derart homogenisiert, daß sie oft innehalten und sich vergegenwärtigen muß, wo sie sich befindet. Einen Ort von einem anderen zu unterscheiden, ist manchmal nicht leicht.
    Natürlich gibt es Nuancen in diesem Gelände, spezielle Gefahren und andere Unterscheidungsmerkmale, von denen die meisten ziemlich geringfügiger Natur sind, aber der vorsichtige Jäger nimmt diese Unterschiede mit jedem Atemzug, jedem Blick, jedem Geräusch wahr und in sich auf.
    Außerdem verfügt Tikki über gute Kontakte, die sie mit den wichtigsten Informationen versorgen.
    Ihr Schieber in Chiba dirigiert sie zu den richtigen Leuten.
    Während der Zug durch die finsteren, feuchten Tunnel unter der Erde rattert, schlendert ein uniformierter Minuteman-Cop den Mittelgang in Richtung Ende des letzten Wagens entlang. Genau dort steht Tikki, die an der Rückwand des Wagens lehnt. Ihre Augen registrieren jede Bewegung des Cops. Ihre Nase wittert nichts Ungewöhnliches, kein Anzeichen für Aufregung oder Unruhe, obwohl der Bursche direkt auf sie zukommt und sie von oben bis unten begutachtet. Es ist nicht schwer, den Grund für sein Interesse zu erraten. Höchst unwahrscheinlich, daß er die schwere Kang Automatik entdeckt hat, die in dem Halfter auf ihrem schmalen Rücken versteckt ist. Vielmehr hängt es wahrscheinlich mit ihrem Aussehen zusammen.
    Tikki ist groß für eine Frau, groß und schlank. Ihre Augen sind hinter einer schwarzen, verspiegelten Toshiba-Sonnenbrille verborgen, und ihr Gesicht ist eine sorgfältig gezeichnete Maske aus Karmesinrot mit schwarzen Streifen. Ihr kurzgeschnittenes Haar ist einschließlich der Strähne, die ihr über die linke Braue fällt, ihrem Gesicht entsprechend gefärbt. Sie trägt glänzendes blutrotes Leder, Jacke, Netzhemd, Slacks, fingerlose Handschuhe - und alles wirkt durch die beschlagenen Bändchen um Hals, Handgelenke, Taille und die geschmeidigen Stiefel ›gestreift‹.
    Die Beschläge sind aus poliertem Stahl. Früher hat Tikki manchmal auch goldene Beschläge getragen, aber niemals irgend etwas aus Silber. Silber ist Retro- Müll. Sie haßt es.
    »Ausweis?« sagt der Cop, der jetzt einen Schritt vor ihr steht.
    Tikki hält ihm ihren Spezialausweis vor die Nase. Ein Druck auf eine Ecke bringt abwechselnd den von der Stadt Philadelphia ausgestellten Waffenschein und die offizielle Leibwächtergenehmigung zum Vorschein. Der Cop reagiert nicht, abgesehen davon, daß sich seine Augen bewegen, als lese er und vergliche dann das Bild mit ihrem Gesicht. Sie könnte ihm jetzt ein Monofaserschwert durch den Bauch rammen, und er würde es erst
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