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Die Arena

Titel: Die Arena
Autoren: Stephen King
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DeLesseps und er als kleine Jungen verbrutzelt hatten. Man benutzte ein Brennglas und fokussierte die Sonnenstrahlen auf sie, während sie über ihren Ameisenhaufen krochen. Das Ergebnis waren frikassierte Formicidae. Nur war heutzutage, wenn er wieder mal Kopfschmerzen ausbrütete, sein Kopf der Ameisenhaufen, und seine Augen wurden zu Doppelbrenngläsern.
    Er war einundzwanzig. Musste er sich mit diesen Schmerzen abfinden, bis sie vielleicht ab Mitte vierzig abklingen würden, wie Dr. Haskell sagte?
    Vielleicht. Aber an diesem Morgen konnten ihn nicht einmal seine Kopfschmerzen aufhalten. Das hätte der Anblick von Henry McCains 4Runner oder LaDonna McCains Prius in der Einfahrt tun können; in diesem Fall hätte er vielleicht kehrtgemacht, wäre nach Hause gegangen, hätte ein weiteres Imitrex geschluckt und sich in seinem Zimmer mit zugezogenen Vorhängen und einem kühlen Waschlappen auf der Stirn hingelegt. Vielleicht hätte er gespürt, wie der Schmerz allmählich nachließ, während die Migräne entgleiste, aber vermutlich eher nicht. Wenn diese schwarzen Spinnen sich erst einmal richtig in ihn verbissen hatten ...
    Er sah wieder auf, diesmal mit gegen das verhasste Licht zusammengekniffenen Augen, aber die Seneca war verschwunden, und selbst ihr Motorengeräusch (ebenfalls ärgerlich - alle Geräusche waren ärgerlich, wenn man einen dieser beschissenen Anfälle bekam) verhallte allmählich. Chuck Thompson mit irgendeinem Flyboy oder Flygirl in spe. Und obwohl Junior nichts gegen Chuck hatte - ihn kaum kannte -, wünschte er sich mit jäher kindischer Grausamkeit, Chucks Flugschüler würde einen Riesenfehler machen und die Maschine abstürzen lassen.
    Am liebsten direkt auf die Gebrauchtwagen seines Vaters.
    Ein weiterer grässlich pochender Schmerz durchzuckte seinen Kopf, aber er ging trotzdem die Stufen zur Haustür der McCains hinauf. Das hier musste erledigt werden. Scheiße, das hier war überfällig. Angie musste eine Lektion erteilt werden.
    Aber nur eine kleine. Lass nicht zu, dass du die Beherrschung verlierst.
    Wie gerufen antwortete die Stimme seiner Mutter. Ihre unerträglich selbstgefällige Stimme. Junior war schon immer ein bisschen jähzornig, aber inzwischen kann er sich viel besser beherrschen. Nicht wahr, Junior?
    Nun ja. Er hatte es zumindest getan. Football hatte geholfen.
    Aber jetzt gab es keinen Football. Jetzt gab es nicht mal das College. Stattdessen gab es Kopfschmerzen. Und die sorgten dafür, dass er sich wie ein verdammt übler Scheißkerl fühlte.
    Lass nicht zu, dass du die Beherrschung verlierst.
    Nein. Aber er würde mit ihr reden, Kopfschmerzen hin oder her.
    Und vielleicht musste er, wie die alte Redensart lautete, seine Fäuste sprechen lassen. Mal sehen. Vielleicht ging es ihm besser, wenn er dafür sorgte, dass es Angie schlechter ging.
    Junior drückte auf die Klingel.

    2
     
    Angie McCain kam eben aus der Dusche. Sie schlüpfte in ihren Bademantel und knotete den Gürtel zu, dann wickelte sie ein Handtuch um ihre nassen Haare. »Komme!«, rief sie, während sie die Treppe ins Erdgeschoss fast hinunterrannte. Auf ihrem Gesicht stand ein kleines Lächeln. Das war Frankie, sie wusste bestimmt, dass es Frankie war. Endlich kamen die Dinge wieder ins Lot. Der Hundesohn von einem Grillkoch (gut aussehend, aber trotzdem ein Hundesohn) hatte die Stadt verlassen oder war zumindest dabei, es zu tun, und ihre Eltern waren außer Haus. Beides zusammen ergab einen Wink des Himmels, dass die Dinge endlich wieder ins Lot kamen. Frankie und sie würden den ganzen Scheiß hinter sich lassen und wieder ein Paar sein.
    Sie wusste genau, wie sie die ganze Sache angehen würde: erst die Tür öffnen, dann ihren Bademantel öffnen. Bei hellem Tageslicht am Samstagmorgen, wo jeder zufällig Vorbeikommende sie hätte sehen können. Erst würde sie sich natürlich vergewissern, dass draußen Frankie stand - sie hatte nicht die Absicht, sich dem dicken alten Mr. Wicker zu zeigen, falls er mit einem Päckchen oder einem Einschreibebrief geklingelt hatte, aber für die Post war es noch mindestens eine halbe Stunde zu früh.
    Nein, es war Frankie. Da war sie sich sicher.
    Sie öffnete die Tür, wobei ihr kleines Lächeln zu einem Willkommensgrinsen wurde - vielleicht keine gute Idee, weil ihre Zähne sehr eng beisammenstanden und die Größe von Jumbo Chicklets hatten. Eine Hand lag an der Gürtelschleife ihres Bademantels. Aber sie zog nicht daran. Es war nämlich nicht Frankie. Es war
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