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Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin

Titel: Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin
Autoren: Kai Meyer
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Unendlichkeit.
    »All die Sterne«, sagte sie leise und dachte dabei:
    Ich glaube, sie reden gerade über uns.
    ENDE

NACHWORT DES AUTORS
    Die Vorstellung, das Blut von Jungfrauen beinhalte den Schlüssel zum ewigen Leben, ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Als Motiv begegnet sie uns in Märchen und Sagen, in alchimistischen Überlieferungen und »wissenschaftlichen« Untersuchungen des Mittelalters.
    Der erste, der Alchimie und den Stein der Weisen nachweislich mit Inzest in Verbindung brachte, war Michael Majer, der Leibarzt des deutschen Kaisers Rudolf II. Seine Abhandlungen, etwa die Atalanta Fugiens, wurden im 17. Jahrhundert in Buchform veröffentlicht. Es heißt, spätere Alchimisten-Generationen hätten seine (gewiß rein esoterisch zu verstehenden) Theorien lange Zeit für bare Münze genommen.
    Die Beschreibung der Pflanze namens Als-Greis-wirdder-Mensch-wieder-jung findet sich in einem Abschnitt des Gilgamesch-Epos. Die bekannteste Überlieferung dieser Sage aus dem 3. Jahrtausend vor Christus wurde auf zwölf Schrifttafeln festgehalten, die zur Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal gehörten.
    Die Legenden, aber auch die Tatsachenberichte rund um den Orden der Tempelritter füllen zahllose Bücher. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, daß sich in der Tat eine Weile lang die Vermutung hielt, die restlichen Mitglieder des Ordens hätten sich in ein geheimes Hauptquartier im Kaukasus zurückgezogen. Die Vorliebe der Templer für achteckige Architektur ist durch ihre Bauten in Europa und im Orient vielfach dokumentiert. Die meisten Vorwürfe aber, die den Ordensbrüdern im Mittelalter gemacht wurden, sind aus heutiger Sicht unhaltbar. Allzu schnell wurde die in Klöstern nicht unübliche Homosexualität mit satanischen Riten in Verbindung gebracht, allzu häufig Aussagen, die unter der Folter erzwungen wurden, im Sinne der Hexenjäger interpretiert.
    Das Théâtre du Grand-Guignol befand sich tatsächlich von 1898 bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts am Ende der Rue Chaptal in Paris. Seine extravagantblutigen Aufführungen waren damals Tagesgespräch, gerieten aber schon bald nach Schließung des Theaters in Vergessenheit. Heutzutage erinnert man sich nur noch in Fachkreisen teils schmunzelnd, teils naserümpfend an die Exzesse des Max Maurey und seiner Truppe.
    Swanetien ist bis heute eine nahezu unbekannte, in Teilen sogar unerforschte Landschaft geblieben. Seit der Antike liegt diese gebirgige Region Georgiens im Brennpunkt mannigfaltiger Kriegswirren. Gottfried Merzbacher (1843-1926) war der erste Forscher, der seine Erfahrungen im Kaukasus niederschrieb und dabei das kleine, scheinbar so unbedeutende Swanetien erwähnte. Erst vor wenigen Jahren machte sich ein deutsches Fernsehteam auf, Merzbachers Spuren zu folgen. Die Journalisten stießen auf eine Kultur, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat.
    Während meiner Recherchen stützte ich mich vor allem auf Sekundärtexte der folgenden Autoren: Helmut Gebelein, Allison Coudert, Alexander Roob, Gérard de Séde, Alain Demurger, Berndt Anwander, Karin Kersten & Caroline Neubaur, René Berton, Bogislav von Archenholz und Tina Radke-Gerlach. Ihre Arbeiten – über die Alchimie im allgemeinen, den Orden der Tempelritter, das unterirdische Wien, das Grand-Guignol, die Geschichte der Ostsee und das vergessene Swanetien – waren unschätzbare Grundlagen für meine eigenen Nachforschungen.
    Zuletzt der Pelikan: Er ist seit jeher ein Symbol für den Stein der Weisen. Lange Zeit glaubten die Menschen, Pelikane ernährten ihre Jungen mit dem eigenen Blut, was dem Bild der Alchimie von einem Elixier entspricht, das seine Kraft allein aus sich selbst entwickelt. Tatsächlich würgen Pelikane die Nahrung für ihre Nachkommen aus ihren Futtersäcken empor, was bei früheren Generationen den Eindruck erweckte, die Tiere pickten sich die eigene Brust auf. In vielerlei Hinsicht weist dies auf das grundsätzliche Problem aller Alchimisten hin: Das Profane mag magisch erscheinen, doch wer es seziert, zerstört als erstes die Äußerlichkeiten und damit den Anschein aller Magie.
    Kai Meyer, März 1997
     

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