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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden
Autoren: Melanie Meier
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ständig in nahem Kontakt zu Menschen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihre Schule längst ausgeräuchert, aber ihr wisst ja, wie die Vereinigung da um Toleranz bemüht ist. Was die treiben, kann die Outsider jederzeit auffliegen lassen. Wir können nicht riskieren, dass dieser kämpfende Haufen Idioten unsere Gattung unter den Menschen bekannt werden lässt.«
    »Unsere Gattung .« Loki grinste und sah den Kommissar an. »Wollten Sie mir nicht mitteilen, warum wir unser Training unterbrechen mussten?«
    Tim fing den genervten Blick des Kommissars auf. »Ich glaube, der Herr Hauptkommissar will uns drauf ansetzen, herauszufinden, wohin die Menschen verschwunden sind.«
    »Ich habe bereits abgelehnt.«
    »Hören Sie her, lieber Herr von Schallern: Diesen Fall können Sie nicht ablehnen. Der Auftrag kommt von ganz oben. Es geht um das Wohl aller Outsider auf der Welt, und Sie sind gegenüber diesem Wohl verpflichtet.«
    Loki erhob sich aus dem Stuhl, rückte das weiße Hemd zurecht und lächelte. »Sie vergessen, dass ich nur an einem Wohl interessiert bin, und das ist mein eigenes. Das der Welt, ob der menschlichen oder der Outsider, ist mir so egal wie kaum etwas anderes. Richten Sie der oberen Stelle aus, dass ich mich geschmeichelt fühle, aber aus sehr persönlichen Gründen ablehne. Schicken Sie einen Jäger der Gendarmerie, die sind nämlich dafür da, verirrte Outsider wieder einzufangen.«
    Die Wangen des Kommissars färben sich leicht rosa, er verzog aber keine Miene. »Sie hetzen einem gestohlenen Stick mit Geheimdokumenten nach, aber diesen Auftrag wollen Sie nicht annehmen?« Er sah Tim an. »Können Sie mir erklären, wo hier der Unterschied liegt?«
    Tim zuckte die Schultern. »Hab nicht den blassesten Schimmer. Sein Interesse ist so berechenbar wie die Lottozahlen.«
    Loki vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Der Stick war so gut wie nicht zu finden. Es gab keine Spuren, zumindest keine, die Sie gefunden hätten. Das ist der Unterschied. Auf diesen Fall können Sie jeden ansetzen, sogar meinen lieben Johnny hier.«
    »Danke«, murmelte Tim.
    Loki warf seinem Cousin einen knappen Seitenblick zu. »Betrachte es als Kompliment.« Und an den Kommissar gerichtet: »Überlassen Sie die Sache der örtlichen Polizei, selbst die wird herausfinden, welcher Spinner dort Amok läuft.«
    »Verdammt noch mal!« Der Kommissar stand auf und baute sich vor Loki auf, überragte ihn um einen Kopf. »Hier geht es um mehr! Hier geht es um eine Schule voller Irrer, die seit Jahrhunderten Outsider ausbildet, und das angeblich in Imagination! Erkennen Sie das Ausmaß denn nicht?«
    Loki erwiderte den Blick des Kommissars. »Natürlich erkenne ich es. Sie sollten sich schleunigst darum kümmern. Anscheinend läuft in diesem Nest ein Outsider herum, der glaubt, er sei zu geistigen Höchstleistungen fähig, und wir alle wissen, wohin solcher Größenwahn führen kann.«
    Der Kommissar war nun feuerrot im Gesicht. »Wenn Sie so gut sind, warum nehmen Sie den Auftrag nicht an, erledigen ihn und streichen das Honorar ein, das ja leicht verdientes Geld sein dürfte?«
    »Wir drehen uns im Kreis.«
    »Loki, vielleicht sollten wir tatsächlich-«
    »Sie herablassender kleiner Scheißer!«, unterbrach der Kommissar Tim. »Was glauben Sie, wer Sie sind, dass Sie einen Auftrag von oberster Stelle ablehnen können? Hauen Sie ab! Gehen Sie mir aus den Augen, bevor ich mich vergesse! Aber machen Sie’s sich daheim nicht zu bequem, denn ich werde sofort mit den entsprechenden Leuten reden, und im Handumdrehen sitzen Sie in einer der Zellen neben den Kerlen, für deren Einbuchtung Sie gesorgt haben!« Der Kommissar stierte Loki noch einen Moment an, dann stieß er einen Fluch aus und drehte sich um, marschierte mit großen Schritten um den Schreibtisch und ließ sich in seinen Sessel fallen.
    Loki wandte sich zu Tim um und hob die Brauen. »Was das Bundeskriminalamt wohl dazu sagen würde, wenn man ihren besten Mann wegsperrt?«
    Der Kommissar ließ ein kehliges Lachen hören. »Sie Narr! Wir sind das BKA!«
    Lokis Mundwinkel grinsten, der Rest seines Gesichts nicht. »Bis demnächst, Herr Hauptkommissar.« Er ging Richtung Tür.
    »Ja, bis später im Verließ! Ich werde zusehen, wenn man Sie...« Er verstummte, kaute auf seiner Lippe herum und fing Tims Blick auf. »Was starren Sie mich so an? Verschwinden Sie! Alle beide!« Und leise murmelnd fügte er an: »Beschissener Fall Veden.«
    Loki blieb beim Hinausgehen
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