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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden
Autoren: Melanie Meier
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verrammelten Fenstern, dreckiger Wäsche überall auf dem Boden, einem laut laufenden Fernseher und etlichen Pizzapappkartons, die beinahe schon ein Eigenleben führten.
    Loki blieb in der Mitte des Raumes stehen, drehte sich einmal um die eigene Achse und sah schließlich den Junkie an. »Gib uns den Stick.«
    »Stick?« Der Kerl ging an ihnen vorbei und ließ sich auf das Bett gegenüber dem Fernseher fallen. »Ich hab Pep und Teile hier, mehr gibt’s erst wieder nächste Woche.«
    »Ist Stick eine neue Droge?«, fragte Tim.
    Der Junkie schüttelte den Kopf. »Nö.«
    »Was faselst du dann?«
    Loki machte einen Schritt auf den Junkie zu und hob die Heckler & Koch, zielte auf seinen Kopf. »Was mein Freund zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass es keinen Sinn ergibt, zu sagen, man hätte Drogen, wenn man nach einem Stick gefragt wird. Das ist, als böte man ein Getränk an, wenn jemand scheißen muss.«
    Der Junkie kicherte. »Ein Stick ist so was wie ein Joint, Mann.«
    »Ein Gespräch mit ihm ist schlimmer als eines mit dir«, sagte Loki zu Tim, ohne den Junkie aus den Augen zu lassen.
    »Danke, sehr nett.« Tim verdrehte die Augen.
    »Bitte, keine Ursache.« Er senkte die Waffe, ging zum Bett des Junkies hinüber und sah auf ihn hinunter. »Wir sprechen über ein Speichermedium. Dieses eine Mal geht es nicht um Drogen. Du hast einen Stick zur Aufbewahrung von deinem Dealer bekommen, und wir sind hier, um ihn abzuholen.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte der Junkie. »Ich soll das Teil keinem geben, weißt du.«
    »Natürlich.« Loki hob die Pistole wieder an, beugte sich ein wenig nach unten und drückte dem Junkie den Lauf zwischen die Augen. »Du erinnerst dich an das Spiel mit dem Zählen? Ich fange an, zu zählen, und ich höre erst auf, wenn ich entweder bei drei angekommen bin und die lächerlichen Reste deines Gehirns hinter dir an der Wand kleben, oder du uns sagst, wo der Stick ist.«
    »Wenn ich es euch sage, bringt mich mein Dealer um.«
    Loki schwieg einen Moment und sah den Junkie eingehend an. »Hast du gar keine Angst?«
    Der Junkie grinste und entblößte mehr fehlende als gruselgelbe Zähne. »Ich stand schon so oft kurz davor, abzukratzen, da macht dieses eine Mal mehr nichts aus.«
    »Eins.«
    »Mann, ich kann’s euch echt nicht sagen.«
    »Zwei.«
    »Ich kann’s euch nicht sagen! Unmöglich!«
    Loki hob den Lauf einen Zoll weit an und drückte ab. Die Kugel bohrte sich in den Putz der Wand, sprengte den Mörtel heraus und ließ einen Regen desselben über die Matratze niedergehen. Die Pistole richtete sich wieder auf den Kopf des Junkies.
    »Zwei«, wiederholte Loki.
    »Schon gut, schon gut!« Der Junkie schluckte. »Unten im Fernseher, da ist so ein Fach, das man rausklappen kann, mit so Knöpfen für die Einstellungen. Da ist das Scheißteil.«
    Loki ließ den Pistolenlauf sinken und lächelte gespreizt. »Danke für die Kooperation. Wenn du es deinem Dealer nicht gleich heute sagst, wirst du wenigstens noch eine Nacht zur Verfügung haben, in der du dich besinnungslos vollpumpen kannst.« Er drehte sich um. »Hast du ihn, Johnny?«
    Tim öffnete gerade das besagte Fach des alten Röhrenbildschirms, dessen Klappe ihm entgegenfiel. Er ließ sie auf dem Boden liegen, drehte sich in der Hocke um und hielt einen Stick in die Höhe. »Nenn mich nicht Johnny, verdammt noch mal.«
    Mit einer fließenden Bewegung drehte sich Loki um, streckte die freie Hand aus und fing die Faust, die ihn seitlich am Kopf hätte erwischen sollen, in der Luft ab. Er sah dem Dealer in die Augen, sah das Entsetzen und die Überraschung, und lächelte. Der Dealer fing an, zu zappeln und zu keuchen, und innerhalb weniger Sekunden ging das Keuchen in Schreien über. Der Geruch nach verbrannter Haut stieg in die Luft. Loki lächelte noch immer, während unter seinem Griff die Faust des Dealers verkohlte.
    »Bitte«, winselte dieser. »Hör auf! Bitte!«
    »Lass ihn los«, sagte Tim. »Wir haben, was wir wollten.«
    Loki seufzte und gab die Faust frei. Der Dealer fiel zurück auf die Matratze und hielt noch immer brüllend den blutigen Fleischklumpen, Überrest seiner Faust, in die Höhe.
    »Schade. Ich habe mit mehr Gegenwehr gerechnet«, sagte Loki beim Verlassen des Zimmers. »Ich bin in Kampfstimmung, Johnny. In Höchstform für einen Kampf.«
    »Vielleicht hättest dann heute du über den Scheißacker rennen sollen, mit der Flinte im Genick. Da hättest du ordentlich Gegenwehr gefunden.«
    Loki ging
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