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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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der Kleidung verborgen hatte, bemerkte er: »Du scheinst dieses Teufelsnest recht gut zu kennen, Herr.«
    »Aye, ich habe hier eine Zeitlang gelebt – in guter und in schlechter Zeit. Und muß ich dir ewig sagen, daß du mich nicht Herr nennen sollst?«
    »Nein, Herr.«
    »Was ist denn das?«
    Aus einer Schänke kam eine Gruppe von Leuten, Männer und Frauen verschiedener Rassen, ausnahmslos in schmutzige grüne Kleidung gehüllt; Sklaven mit Fackeln gingen voraus. Wie eine Flut strömten sie an unseren Sectrixes vorbei. Ich drehte mich in dem breiten Holzsattel um und starrte hinter ihnen her. Die Flammen der Fackeln ließen rote und orangerote Spiegelungen aufzucken. Die Schatten wurden dunkler, stumm und mit leise scharrenden Sandalen zogen die Menschen an uns vorbei.
    »Sind das Gespenster?« Duhrras Gesicht zeigte kein Entsetzen, doch ich sah, daß sich der Stoff über seinem Armstumpf bewegte.
    »Nein, du Fambly! Das sind Arbeiter, die ihren Abendtrunk beendet haben und jetzt in ihre primitiven Wohnungen zurückkehren. Sie gehen in Gruppen mit einer Fackel voran, weil ...«
    »Na, eine kleine Gruppe wird sie heute Nacht nicht stören, bei Za...«
    »Onker!« brüllte ich.
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Aber Duhrra verstand sich ebenfalls auf dieses Spielchen.
    »Bei Grodno dem Grünen!« sagte er laut. »Du hast mich Onker genannt, Herr.«
    Ich starrte ihn aufgebracht an, ohne über meinen Fehler zu lächeln. Ich schüttelte meine Zügel, und wir ritten an der Schänke vorbei, deren Schild zerbrochen war – sicher hatten sich hier Kinder ausgetobt. Kurze Zeit später bogen wir in die Gasse der Gewichte ein, die uns zum Ausländerhafen führen würde. Die Gasse war nicht erleuchtet, doch vom Wasser klangen Gesang und Musik herüber, vermengt mit lautem Lachen und wildem Geschrei. Ich nahm nicht an, daß wir in unmittelbarer Nähe der zahlreichen Hafentavernen noch einmal überfallen werden würden; trotzdem hatten wir für alle Fälle die Klingen blankgezogen. Außerdem war am Hafen nicht soviel los, wie ich angenommen hatte – vielleicht war es dazu noch zu früh.
    Die Frau der Schleier stand hoch über den Dächern, und als wir die Gasse der Gewichte verließen und vor uns das dunkle Wasser sahen, erstreckte sich darüber ein gezackter Streifen rosagoldenen Lichts, als wolle uns das Meer willkommen heißen. In den Tavernen und Bierhäusern brannte Licht; Seeleute sind berüchtigt wegen ihres Durstes. Trotzdem fand ich den Hafen nicht sonderlich belebt. Die Taverne, auf die ich zusteuerte, war dafür bekannt, daß sie von den vallianischen Seeleuten bevorzugt wurde, die den anstrengenden weiten Weg über die Äußeren Ozeane hinter sich hatten. Sie hieß Das Netz und der Dreizack . Ich wußte nur wenig darüber, da ich bei meinen früheren Besuchen in Magdag in den Sklavengehegen und später im Smaragdpalast gewohnt hatte.
    Damals hatte ich mich mit dem Auge eines Krozairs von Zy in Magdag umgesehen, hatte mir die Schwächen der Verteidigung gemerkt für den Tag, da der Ruf erging und die Zairer gegen die verhaßten Grodno-Anhänger kämpften.
    Nun, dieser Ruf war ertönt, der Azhurad, und ich war ihm nicht gefolgt und war daraufhin ausgestoßen worden, ich war kein Krzy mehr. Im entscheidenden Moment hatte ich mich auf der Erde aufgehalten, einundzwanzig qualvolle Jahre lang; doch wie sollte ich das einem Kreger erklären?
    Einige Betrunkene taumelten an uns vorbei. Ich trieb meine Sectrix an, um das Tier daran zu erinnern, daß die Arbeit noch nicht getan war. Die dritte Sectrix mit unseren Vorräten folgte an einer Leine.
    Im Hafen lagen verdammt wenige Schiffe. Ich sah einen Argenter, ein breites dickbauchiges Schiff, vermutlich aus Menaham; Flaggen waren nicht sichtbar. Dahinter lagen drei breite Schiffe des Binnenmeeres, die neben dem Argenter winzig wirkten. Beide Schiffstypen so dicht nebeneinander zu sehen, vermittelte mir einen Eindruck von der Größe der Schiffe der Äußeren Ozeane. Die kleinen Handelsschiffe des Auges der Welt hatten keine Chance gegen die tobenden Elemente außerhalb des Binnenmeeres.
    Eine Galleone aus Vallia lag nicht im Hafen.
    Ich sah mich aufmerksam um, während wir unsere Tiere vor dem Netz und Dreizack anbanden. Nein. Nein, ich hatte mich nicht getäuscht. Es war kein einziges vallianisches Schiff zu sehen.
    Nun, das ärgerte mich. Es bedeutete, daß ich warten mußte, bis ein Schiff aus den Äußeren Ozeanen kam, bis es den Großen Kanal durchfahren und Magdag
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