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Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis

Titel: Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Autoren: Gordon Korman
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kläffte hysterisch.
    Mit katzentypischen Würgegeräusch, das mehr wie ein Schluckauf klang, stieß Saladin einen Haarball hervor, der im wahrsten Sinne mit Noten bestückt war. Es gab nichts mehr, das man hätte retten können. Mozarts Komposition war nur noch als Konfetti zu gebrauchen.
    Eisenhower Holts Wutanfall bewies, dass seine Stimmbänder seinen Muskeln scheinbar in nichts nachstanden, und brachte Mitreisende dazu, eilig in benachbarte Waggons auszuweichen. Einen Augenblick später raste ein uniformierter Schaffner den Gang entlang, wobei er sich durch eine aufgebrachte Menge drängeln musste.
    »Was geht hier vor sich?«, fragte der Mann mit einem starken französischen Akzent. »Zeigen Sie mir bitte Ihren Fahrschein für diesen Zug.«
    »Das nennen Sie einen Zug?«, brüllte Eisenhower. »Wenn wir in den Staaten wären, würde ich nicht einmal eine Maus mit dieser Klapperkiste fahren lassen!«
    Der Schaffner lief rot an. »Geben Sie mir bitte Ihren
Ausweis, monsieur ! An der nächsten Haltestelle werden Sie sich zu verantworten haben!«
    »Warum sollen wir warten?« Eisenhower drückte Amy den Kater in die Arme. »Hier - da hast du deine Ratte . Holts - Abmarsch!«
    Alle fünf Familienmitglieder rasten durch die nächste Verbindungstür und warfen sich ohne einen Moment zu zögern aus dem fahrenden Zug. Arnold sprang jaulend hinterher. Amy und Dan starrten aus dem Fenster, während sie den Holts dabei zusahen, wie sie in enger Formation einen Hügel hinabrollten.
    »Wow!« Nellie holte tief Luft. »Das ist etwas, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt.«
    Amy war den Tränen nahe. »Ich hasse sie! Jetzt haben wir unsere einzige Spur verloren!«
    »Es war keine richtige Spur, Amy«, sagte Dan leise. »Nur Musik. Auch wenn sie von Mozart war - keine große Sache.«
    »Es ist sehr wohl eine große Sache«, klagte seine Schwester. »Nur weil wir nicht finden konnten, was in dem Stück versteckt war, heißt das nicht, dass es nicht da war. Ich wollte die Noten wenigstens einmal auf einem Klavier spielen. Vielleicht hätte uns das etwas verraten.«
    Ihr Bruder sah sie überrascht an. »Die Noten willst du? Das ist doch ganz einfach.« Er klappte einen der Tische herunter, entfaltete eine unbenutzte Serviette und machte sich an die Arbeit.
    Amy sah ihm bewundernd dabei zu, wie er die fünf
Notenlinien zog und begann, die Zeichen darauf zu platzieren.
    »Du kannst doch gar keine Notenschrift schreiben!«
    »Das vielleicht nicht«, stimmte er ihr zu, ohne aufzublicken. »Doch seit wir in Paris aufgebrochen sind, habe ich auf dieses Blatt gestarrt. So waren die Noten angeordnet. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    Amy diskutierte nicht. Ihr Bruder besaß ein fotografisches Gedächtnis. Ihre Großmutter hatte sie häufig darauf hingewiesen. Hatte sie schon damals geahnt, dass diese Fähigkeit eines Tages von großer Bedeutung für die Geschwister sein würde?
    Bis sie rumpelnd die deutsche Grenze überquerten, hatte Dan das Notenblatt originalgetreu wiedergegeben. Perfekt bis ins kleinste Detail.
    Saladin durfte nun nicht mal mehr in die Nähe davon.

    Als Amy, Dan und Nellie aus dem Gebäude des Wiener Westbahnhofs kamen, ahnten sie nicht, dass sie schon wieder verfolgt wurden.
    Vom Rücksitz einer eleganten schwarzen Limousine aus, die dem Haupteingang gegenüber geparkt war, spähte Natalie Kabra durch ein Hochleistungsfernglas und beobachtete jeden ihrer Schritte.
    »Ich kann sie sehen«, berichtete sie ihrem Bruder Ian, der neben ihr in den weichen Ledersitzen des Autos saß. Sie zog eine Grimasse. »Sie sehen immer wie Obdachlose aus. Und wo ist nur ihr Gepäck? Ein Seesack und Rucksäcke. Sind sie wirklich so arm?«
    »Das sind billige Kopien von Cahills«, entgegnete Ian geistesabwesend, während er über ein Schachbrett auf einem im Vordersitz der Limousine angebrachten Bildschirm brütete. Seit ihrem Aufbruch aus Paris maß er sich mit einem russischen Supercomputer, der in der Nähe von Vladivostok beheimatet war. »Was für ein dummer Zug«, murmelte er in Richtung seines virtuellen Gegners. »Ich dachte, Computer sind intelligent.«
    Natalie war verärgert. »Ian, würdest du bitte ein bisschen aufmerksamer sein! Überlegene Intelligenz ist nicht unbedingt eine Garantie für unseren Sieg.« Ihr Bruder war brillant, keine Frage, doch niemand war so brillant, wie Ian es zu sein glaubte. Manchmal war gesunder Menschenverstand mehr wert als ein paar IQ-Punkte, von denen Ian ohne Zweifel eine ganze
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