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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter
Autoren: Tamora Pierce
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und
erfüllte ihn von oben bis unten mit kaltem Schauder. Jede Stelle, an der sein
Fleisch auf Stahl traf, brannte in gleißender Kälte. »Die Macht, für die ich
mir ein Auge aus dem Kopf gerissen habe, ist stark genug, um es mit der Macht
eines Sturmflügels aufzunehmen, selbst mit einem so hinterhältigen, wie du es
bist.«
    Als Ozornes Blick wieder klar wurde, war er allein mit
der dunklen Lache auf dem Boden und dem Schatten an seiner Seite.
    »Dafür reiß ich dir die Gedärme raus, Inar«, flüsterte
er und betrachtete die Büchse. »Aber vorher rechne ich mit Veralidhana und dem
einstigen Arram Draper ab.« Mit einer Klaue packte er die eiserne Büchse und
erhob sich mit schwerfälligen Flügelschlägen in den Nachthimmel.
    Zwei Tage später beugten sich das Mädchen und der
Mann, die Ozornes Aufmerksamkeit erregt hatten, in einem Wachturm von
Legannhafen über ein Bettchen. Sie betrachteten ein kleines Geschöpf, das
zusammengeringelt in der Mitte des Bettchens lag. Die noch unausgebildeten
Flügelchen des Drachen lagen eng an beiden Seiten des Rückgrats. Der große,
graue Basilisk namens Tkaa befand sich ebenfalls im Zimmer. Er spähte durch ein
Fenster auf den darunter liegenden Hof.
    »Mir gefällt ihre Farbe nicht«, sagte Dhana. »Solch
einen Farbton hat sie noch nie gehabt. Blassblau ja, aber kreidebleich? Sieht
aus, als würde sie sich in ein Gespenst verwandeln.« »Sie ist erschöpft«,
antwortete der Basilisk und wandte sich vom Fenster ab. »Für einen so jungen
Drachen wie Himmelslied ist die Willensanstrengung, die nötig ist, um eine
geflügelte Echse zu verjagen, sehr ermüdend. Wenn sie aufwacht, wird sie wieder
ganz in Ordnung sein.«
    »Was ist, wenn die Echsen vorher wiederkommen?« Numair
waren die Anstrengungen der Frühjahrskämpfe weit mehr anzumerken als Dhana und
Tkaa. Zu viele Nächte mit wenig oder gar keinem Schlaf hatten Furchen um seinen
vollen, ausdrucksstarken Mund und in seine Augenwinkel gegraben. Obwohl er
erst dreißig Jahre alt war, zeigten sich schon ein paar weiße Strähnen in
seiner lockigen, schwarzen Haarpracht. »Der König war . . . ungehalten, als ich
letztes Mal versuchte gegen sie zu kämpfen.«
    Dhana lächelte. König Jonathans Reaktion als »ungehalten«
zu beschreiben war eine ziemliche Untertreibung. »Du hattest den Befehl deine
Kräfte zu schonen«, erinnerte sie ihn. »Bogenschützen können mit Echsen
genauso gut fertig werden wie du und es könnte etwas kommen, wogegen
Bogenschützen machtlos sind. Dann wird der König dich und deine Magie
brauchen.« »Die Echsen werden frühestens in einem Tag zurückkommen«, fügte der
Basilisk hinzu. »Auch sie haben ihre Kräfte aufgezehrt, um dem Befehl eines
Drachen so lange zu widerstehen, wie sie es getan haben.«
    »Ich kann's immer noch nicht fassen, dass sie geflohen
sind.« Dhana strich sich ihr braunes Haar aus dem Gesicht. »Sie ist noch nicht
einmal drei Jahre alt.«
    Sie und Kätzchen waren bereits bei Sonnenaufgang
aufgestanden, um es mit den angreifenden Echsen aufzunehmen. Es war keine Zeit
gewesen, das Haar hochzustecken oder auch nur, um es ordentlich zu kämmen.
Seufzend nahm sie ihre Bürste und begann sie durch ihre Locken zu ziehen.
    Numair sah ihr von seinem Platz neben dem schlafenden
Drachen aus zu. Er konnte die Müdigkeit in Dhanas blaugrauen Augen sehen. Sie
beide waren im Einsatz, seit das Tauwetter des Frühjahrs eingesetzt hatte und
Tortalls Feinde - eine Allianz aus Leuten von den Kupferinseln, Rebellen aus
Carthak, Plünderern von Scanran und unzähligen Unsterblichen - die Nordgrenze,
die Westküste und an Hunderten von Stellen innerhalb des Reiches angegriffen
hatten. Mit Hilfe von Dhanas wilder Magie, die es ihr ermöglichte, die Tiere
Tortalls um Beistand gegen die Angreifer zu bitten, mit Kätzchens Drachen-Macht,
Tkaas Fähigkeit jeden in Stein zu verwandeln und Numairs großer magischer
Gabe war es ihnen in den letzten zwölf Wochen immer wieder gelungen, das
Verhängnis abzuwehren. In Legannhafen waren sie erst vor kurzem eingetroffen,
alle vier waren sie die ganze Nacht geritten, um den König aufzusuchen. Wenn
Numair an diesen erst zwei Tage zurückliegenden Ritt dachte, fragte er sich,
wie lange sie noch würden durchhalten können. Um den Rest des Landes stand es
kaum besser.
    »Unsere Verbündeten stehen mit dem Rücken zur Wand«,
hatte ihnen König Jonathan in der Nacht ihrer Ankunft beim Abendessen
mitgeteilt. »Maren, Galla, Tyra . . . Unsterbliche haben sie zur
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