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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)
Autoren: Barb J. C. Hendee
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klaren Kristall zu blicken … Es kam ihr vor, als richtete sie den Blick auf ein offenes, leeres Buch. Und wenn sie genau hinsah, konnte sie auf den Seiten erschreckende Worte erkennen.
    Sie betrafen keine Namen, Orte oder Ereignisse ihrer Zeit in den Fernländern, sondern eine Furcht, die sie mit immer größer werdender Ungeduld darauf warten ließ, dass il’Sänke zu Ende brachte, worum sie ihn gebeten hatte.
    Vor Jahren, als Lehrling, hatte sie ihre Heimat verlassen und war Domin Tilswith in die Fremde gefolgt. Sie hatten ihren Kontinent und auch den im Osten gelegenen Ozean überquert, waren bis zu den Fernländern gereist, wo Domin Tilswith in der Stadt Bela einen neuen Zweig der Gilde gründen wollte. Es war eine aufregende Vorstellung gewesen, und Wynn hatte sich über das Abenteuer gefreut – bis zu dem Tag, als das Leben sie mit zwei hartgesottenen Fremden und ihrem Hund konfrontierte. In jener Stadt waren Magiere, Leesil und Chap zu der alten Kaserne gekommen, in der sich die Niederlassung der Gilde befand, um einen Upír zu jagen.
    Einen Vampir, in ihrer Sprache, einen so genannten Untoten, beziehungsweise Edlen Toten.
    Schon kurze Zeit später hatte sich Wynn einer ganz neuen Wirklichkeit stellen müssen, von der sie nichts gewusst hatte. Als Magiere, Leesil und Chap Bela auf der Suche nach einem Artefakt verließen, das ein mächtiger Untoter an sich bringen wollte, bekam Wynn von Domin Tilswith die Anweisung, sie zu begleiten, als reisende Weise mit ihrem ersten eigenen Auftrag. Ihre Reisen führten sie durch das dunkle Land Dröwinka, durch Strawinien in die Kriegsländer und schließlich ins Reich der Elfen, in die Heimat der An’Cróan. Der letzte Abschnitt jenes langen Weges endete in den Pockenhöhen, einem öden Gebirge, und dort hatten sie das Artefakt gefunden, die »Kugel«.
    Verborgen in einer alten Burg wurde sie von einer Vampirin bewacht, die im Lauf von Jahrhunderten oder Jahrtausenden die Laute gesprochener Worte vergessen hatte. Äonen hatte Li’kän dort gewartet, vielleicht als erste Edle Tote auf der ganzen Welt.
    An jenem von Eis und Schnee umgebenen Ort hatten Wynn und Chap in einer Bibliothek uralte Texte gefunden, geschrieben in Sprachen und Dialekten, die längst tot oder vergessen waren. Einige der Schriften bestanden aus verschiedenen Sprachen, und ihr Durcheinander spiegelte das Chaos und den Wahnsinn von Li’käns Geist wider. Es war Wynn und Chap schwergefallen auszuwählen, was sie mitnehmen sollten; den weitaus größten Teil hatten sie zurücklassen müssen. Bei ihrer Rückkehr nach Bela beauftragte Domin Tilswith Wynn damit, die Texte sicher nach Calm Seatt zu bringen.
    Sie erklärte sich einverstanden, bedauerte es aber, sich von ihrem alten Meister verabschieden zu müssen, und auch von einigen anderen.
    Magiere, Leesil und Chap segelten mit ihr, die Kugel hatten sie in ihrem Gepäck. Die Reise übers Meer war lang, die über den Kontinent noch länger und gefährlicher. Fast ein Jahr waren sie unterwegs. Wynns Freunde blieben an ihrer Seite, bis die Stadt, in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, in Sicht geriet. Daraufhin trennten sich ihre Wege, zu Wynns großem Bedauern.
    Sie hatte geglaubt, dass Magiere und Leesil die Kugel zur zentralen Niederlassung der Gilde bringen oder zumindest den Rat der hohen Weisen einholen wollten. Aber während der Reise schien sich etwas verändert zu haben, etwas, in das man sie nicht eingeweiht hatte und das vermutlich auf Chap zurückging. Ihre Absicht, so teilten sie ihr mit, bestand darin, die Kugel an einem geheimen Ort zu verstecken, wo sie vor denen, die noch immer nach ihr suchten, sicher war.
    Wynn wies darauf hin, das Artefakt sei bei den Weisen am besten aufgehoben, aber Magiere wollte sich davon nicht überzeugen lassen, und es war zu einem regelrechten Streit zwischen ihnen gekommen. Schließlich hatte Wynn das letzte Stück des Weges nach Calm Seatt allein zurückgelegt, ohne ihre Freunde aus den Fernländern.
    Sie hatte der Gilde die alten Texte übergeben, davon überzeugt, dass sie von Vampiren während der Vergessenen Geschichte und des mythologischen großen Kriegs geschrieben worden waren, und in der Hoffnung, Hilfe bei der Deutung der Schriften zu bekommen.
    Doch was dann geschah, überraschte und enttäuschte sie.
    Die Texte wurden zusammen mit ihren Tagebüchern weggeschlossen. Insbesondere die Beschlagnahmung ihrer Tagebücher verblüffte Wynn. Seitdem hatte sie sie nicht wiedergesehen. Und niemand
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