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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne
Autoren: Graham McNeill
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Geschichte der vorausgegangenen Gesellschaft in Betracht zu ziehen.«
    »Stimmt, allerdings scheint es
bei den Aghoru nicht viel Vorgeschichte zu geben«, erklärte er betrübt. »Ich glaube,
nichts von dem, was sie haben, wird die Ankunft des Imperiums lange überleben.«
    »Damit könntest du recht haben,
aber das macht es nur noch wichtiger, dass wir uns mit ihrer Geschichte
befassen.«
    Lemuel stand auf, eine
Bewegung, die genügte, bei ihm gleich wieder den Schweiß ausbrechen zu lassen.
    »Kein günstiges Klima für einen
fetten Mann«, murmelte er.
    »Du bist nicht fett«, sagte
Camille.
    »Du bist nur großzügig
proportioniert.«
    »Und du bist sehr nett, aber
ich weiß, was ich bin.« Er klopfte die Salzkristalle von seinem Morgenrock und
sah sich suchend um.
    »Wo sind deine Kollegen?«
    »Ankhu Anen ist vor einer
Stunde auf die Photep zurückgekehrt, um seine Rosettarollen zu
konsultieren.«
    »Und Herrin Eris?«, fragte er.
    Camille grinste. »Kalli ist auf
dem Rückweg von den Totensteinen am östlichen Hang, wo sie Schriftproben
genommen hat. Sie wird bald zurück sein.«
    Kallista Eris, Camille und
Ankhu Anen hatten Hunderte Stunden damit zugebracht, die eleganten, fließenden
Runen zu erfassen, die sich um die Totensteine zogen, in der Hoffnung, die
Texte über-setzen zu können. Bislang waren keine großen Fortschritte erzielt
worden, aber wenn irgendjemand in der Lage war, diese Runen zu entschlüsseln,
dann war es dieses Triumvirat.
    »Seid ihr mit eurer Übersetzung
schon weitergekommen?«, erkundigte er sich und deutete auf die uralten Menhire.
    »Wir kommen gut voran«,
antwortete sie, stellte die Schulter-tasche ab und griff nach ihrer Kamera.
»Kalli hält es für eine Variante von Proto-Eldar, verfasst in einem Dialekt,
der sogar ihnen unbekannt ist. Das heißt, es dürfte so gut wie unmöglich
werden, die exakte Bedeutung herauszufinden. Allerdings weiß Ankhu Anen von
einigen Schriftrollen auf Prospero, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen
könnten.«
    »Auf Prospero?«, fragte Lemuel,
der mit einem Mal Interesse erkennen ließ.
    »Ja, im Athenaeum. Irgendeine
große Bibliothek auf der Heimatwelt der Thousand Sons.«
    »Hat er sonst noch was über
diese Bibliothek gesagt?«, hakte Lemuel nach.
    Camille zuckte mit den
Schultern, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Nicht dass ich wüsste.
Wieso fragst du?«
    »Ach, nur so«, antwortete er
und lächelte, da er sah, wie sich Kallista Eris dem Kreis aus Totensteinen
näherte. Er war dankbar für diese willkommene Ablenkung.
    Kallista, die eine wallende
weißen Djellaba trug, war eine hübsche junge Frau mit olivfarbener Haut, die — wäre
sie daran interessiert gewesen — jeden der Memoratoren hätte haben können, von
denen die 28. Expeditionsflotte begleitet wurde. Nicht dass es eine übermäßig
große Auswahl gegeben hätte, schließlich waren die Thousand Sons gnadenlos
wählerisch darin, wer ihre Feldzüge begleiten und darüber berichten durfte.
    Jedenfalls schlug Kallista
jedes Angebot männlicher Begleitung aus, stattdessen verbrachte sie den größten
Teil ihrer Zeit mit Lemuel und Camille. Er war nicht an einer Liaison mit einer
der beiden Frauen interessiert, vielmehr genügte es ihm, sich in der
Gesellschaft von zwei Menschen zu befinden, die so wie er das Unbekannte
erforschten.
    »Willkommen zurück, meine
Liebe«, sagte er und ging an Camille vorbei zu Kallista, um ihre Hand zu
fassen. Ihre Haut fühlte sich heiß an, die Finger waren schwarz von den
Kohlestiften. Über einer Schulter trug sie eine oben offen stehende Tasche, aus
der etliche Papierrollen herausragten.
    Kallista erforschte ebenfalls
Geschichte, wobei ihr Schwerpunkt auf der Art lag, wie Wissen über die
Vergangenheit erlangt und übermittelt wurde. In der Bibliothek an Bord der Photep hatte sie ihm einmal Holo-Bilder von einem zerfallenden Text gezeigt, der unter
dem Namen Shiji bekannt war, einer Aufzeichnung der alten Herrscher über eine
untergegangene Kultur auf Terra. Kallista hatte ihm dargelegt, warum die
Glaubwürdigkeit des Dokuments fraglich war, da der Autor mit dem Text die
Absicht zu verfolgen schien, den Herrscher zu schmähen, der jenem vorangegangen
war, dem er nun diente. Bei jedem historischen Text, so hatte sie ihm erklärt,
konnte man nur dann einschätzen, inwieweit er zutreffend war, wenn man die
Absicht, den Stil und den Grad der Voreingenommenheit des Autors kannte.
    »Lemuel, Camille«, sagte sie.
»Habt ihr noch Wasser
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