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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne
Autoren: Graham McNeill
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d'Angelus oder Kelan Roget. Jenseits der Totensteine befand
sich der Berg, schwarz wie das Nichts, eine Wand aus völliger Dunkelheit, so
massiv und undurchdringlich wie Adamantium.
    Auf der Salzebene dagegen war
die Welt von Farben erfüllt.
    Das Lager der Thousand Sons war
ein tosendes Inferno aus wechselnden Farben und Lichtern, wie eine
Nuklearexplosion, die im Moment ihrer Detonation erstarrt war. Und selbst in
diesem grellen Lichtermeer gab es einzelne Lichter, die heller strahlten als
der Rest. Drei solche Geister waren dort versammelt, wo sich Hauptmann Ahrimans
Pavillon befand. Etwas machte diesen Geistern zu schaffen, und er wünschte sich
von Herzen, er wäre stark genug, um sich ihnen zu nähern. Ein noch helleres
Licht, eine Supernova inmitten flackernder Kerzen, brannte für gewöhnlich im
Zentrum des Lagers, doch heute war das nicht der Fall.
    Vielleicht war das der Grund
für die angespannte Atmosphäre unter den Thousand Sons.
    Ihr großer Führer war in
absentia .
    Frustriert ließ er seinen
Verstand weiterziehen, fort von den Thousand Sons und hin zu den versunkenen
Behausungen der Aghoru. Die hatte man in die Erde geschnitten, sie waren so
düster und leblos, wie die Thousand Sons strahlten. Die Aghoru wirkten so karg
wie die Salzebene; in ihnen fand sich nicht der kleinste Funke, der für ihren
Geist gesprochen hätte.
    Er schlug die Augen auf, atmete
aus und sprach das Mantra der Sangoma vor sich hin, um seinen rasenden Herzschlag
zu beruhigen. Lemuel trank einen Schluck aus seiner mit Leinen umwickelten
Feldflasche, das Wasser war warm und körnig, doch in dieser Hitze war es wie
eine Delikatesse. Drei weitere Feldflaschen lagen bereit, aber die würden noch
für den Nachmittag reichen. Wenn der Abend anbrach, würde er sie wieder
auffüllen müssen, denn selbst nach Sonnenuntergang ließ die Hitze nur minimal
nach.
    »Wie kann nur jemand in dieser
Hitze leben?«, wunderte er sich mindestens zum hundertsten Mal.
    »Das tut ja niemand«, meldete
sich eine Frauenstimme hinter ihm zu Wort, die ihn zum Lächeln brachte. »Sie leben
vorwiegend in den fruchtbaren Flussdeltas weiter nördlich oder an der
Westküste.«
    »Das hast du bereits gesagt,
meine liebe Camille«, entgegnete er.
    »Aber von dort freiwillig an
diesen Ort hier zu ziehen, widerspricht für meine Vorstellungen jeder Logik.«
    Die Sprecherin kam in sein
Blickfeld, und er kniff die Augen zusammen, um sie im grellen Sonnenschein zu
betrachten. Sie trug eine eng anliegende Weste, eine dünne kurze Hose und
staubige Sandalen. An einem um ihren Hals gelegten Gurt hingen ein Kom-Recorder
und ein Bildgeber, dazu trug sie eine Schultertasche, die mit Zeichen- und
Notizblocks vollgestopft war.
    Camille Shivani gab mit ihrer
sonnengebräunten Haut, den langen dunklen Haaren, die sie unter einem locker sitzenden
Seidenturban hochgebunden hatte, und den dunklen Brillengläsern ein
beeindruckendes Bild ab. Mit ihrer direkten Art war sie Lemuel auf Anhieb
sympathisch gewesen. Sie lächelte ihn an, woraufhin er im Gegenzug sein
charmantestes Lächeln aufsetzte. Zwar war das vergebens, denn Camilles
Interessen erstreckten sich nicht auf ihn, dennoch konnte Höflichkeit nie
verkehrt sein.
    »Lemuel, wenn es um die
Menschheit geht, und dazu gehören auch solche versprengten Ableger, dann sollte
dir eigentlich klar sein, dass Logik ziemlich wenig mit dem Verhalten der Leute
zu tun hat«, betonte Camille Shivani und rieb sich die Hände, um den Staub von
den dünnen Handschuhen zu wischen, die sie stets trug.
    »Du hast ja recht. Warum
sollten wir uns sonst auch hier aufhalten, wenn es nichts gibt, woran zu
erinnern sich lohnen würde?«
    »Nichts, woran zu erinnern sich
lohnen würde?«, wiederholte sie erstaunt. »Unsinn, hier gibt es jede Menge, von
dem wir etwas lernen können.«
    »Vielleicht für eine
Archäo-Historikerin.«
    »Ich habe eine Woche lang mit
den Aghoru zusammengelebt, ich habe die Ruinen erkundet, auf denen ihre Dörfer
errichtet sind. Es ist einfach faszinierend. Wenn ich das nächste Mal eine
Reise unternehme, solltest du mitkommen.«
    »Ich? Was sollte ich denn da
lernen?«, fragte er. »Ich beschäftige mich damit, wie sich Gesellschaften nach
der Unterwerfung umbilden. Von den Ruinen toter Völker habe ich nichts.«
    »Mag sein, aber das, was früher
einmal war, wirkt sich auf das aus, was folgen wird. Du weißt so gut wie ich, dass
du nicht einfach eine bestehende Gesellschaft in eine neue Form pressen kannst,
ohne die
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