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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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noch in römischen Diensten. Erst sein Sohn Chlodwig (um 466-511, König seit 482) löste sich aus der Abhängigkeit, zerschlug das Reich des Syagrius an Seine und Loire, schaltete konkurrierende Stammeshäuptlinge aus und besiegte die Westgoten im Süden Galliens, die nach Spanien abwanderten. Der weströmische Kaiser Anastasius erkannte die Herrschaft des Frankenkönigs, dessen Dynastie zweihundet Jahre später von den Karolingern beerbt wurde, an
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Westfassade der Kathedrale von Reims aus dem 13. Jahrhundert. Sie schmückt quer über den Portalen die so genannte Galerie der Könige von Chlodwig I. an bis in die Bauzeit. Bis 1825 fungierte das Gotteshaus als Krönungskirche der französischen Könige
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    (c) Interfoto, München: S.

Vom Ebro bis zur Elbe – das Frankenreich
Kaiserkrönung Karls des Großen (800)
    Buchstäblich hoch zu Ross regierte Karl der Große sein Reich, denn die Anwesenheit des Königs war für die meisten Amtshandlungen erforderlich. Seit dem 7. Jahrhundert war im Frankenreich der Einfluss der so genannten Hausmeier stetig gewachsen, Männer aus dem Adel, die den König bei der Verwaltung eigentlich nur zur Seite stehen sollten. 751 setzte Hausmeier Pippin III. den letzten merowingischen König ab und ließ sich mit Unterstützung des Papstes selbst zum König erheben. Das Bündnis mit der Kirche bereitete den Boden, auf dem Pippins Sohn Karl der Große (768-814) die abendländische Vorherrschaft erringen konnte. Unter seiner Führung dehnte sich das Frankenreich gewaltig aus. Es reichte schließlich vom Ebro bis zur Elbe, von der Ostsee bis nach Mittelitalien und von Ungarn bis in die Bretagne.
Klugem Rat aufgeschlossen
    Schon von den Zeitgenossen wurde er „der Große“ genannt: Frankenkönig Karl galt damals und gilt vielen bis heute als Musterherrscher. Von Jugend an im Kampf geübt, war er als Staatsmann hartnäckig und energisch, bewies geniales Augenmaß, achtete das Recht und ließ sich an Frömmigkeit nicht übertreffen. Wissen eignete er sich begierig an und war für jeden klugen Rat aufgeschlossen. Zu seinen engsten Vertrauten zählte der Gelehrte Alkuin (um 730-804), dem er manchen Impuls für Reformen verdankte. Bei so viel Glanz finden sich aber auch finstere Schatten: Im Krieg um die Christianisierung der Sachsen ließ sich Karl zu Massakern und Vertreibungen hinreißen.
Krönung mit Konsequenzen
    Nein, Deutscher war Karl der Große nicht. War er Franzose? Ebenso wenig, obwohl ihn unsere Nachbarn gern als solchen vereinnahmen und „Charlemagne“ als Schöpfer ihres Staates feiern. Karl war ein germanischer Stammesfürst und von seinem politischen Streben her Europäer. Er wollte das Römische Reich wiederherstellen, das im Völkersturm untergegangen war, oder doch wenigstens den westlichen, „europäischen“ Teil. So wurde der Weihnachtstag des Jahres 800 zum Gipfel der Laufbahn Karls des Großen. Das Volk von Rom begrüßte ihn als christlichen Nachfolger der römischen Kaiser; Papst Leo III. krönte ihn während des Gottesdienstes. Damit freilich dürfte er den König überrumpelt haben, denn Karl erkannte niemanden über sich an als seinen Gott. Die Krönung sollte denn auch schwerwiegende Konsequenzen haben: Immer wieder pochten die Päpste in der Folgezeit darauf, dass des Kaisers Macht eine von ihnen verliehene sei.
    Karolingische Renaissance
    Die Auflösung des römischen Reiches war mit einem dramatischen kulturellen Niedergang verbunden. Erst in den relativ stabilen Zeiten Karls des Großen setzte wieder Besinnung auf künstlerische und wissenschaftliche Werte ein. Besonders wichtig für später wurde die Schriftreform: Die so genannte karolingische Minuskel gab das Muster ab für alle folgenden Schriften im lateinisch geprägten Kulturraum. Im Baustil wurde die konstantinische Basilika adaptiert; sie erhielt aber ein stattliches Westwerk und ragende Türme. Der König und spätere Kaiser kümmerte sich auch um die Volksbildung und gründete Schulen an den Bischofssitzen. An seinem Hof wirkten Gelehrte wie der Angelsachse Alkuin (um 730-804), der Langobarde Paulus Diaconus (um 720-799), Kommentator der Benediktinerregel, der mainfränkische Kaiser-Biograph Einhart (um 770-840) sowie Grammatiklehrer, Theologen und Hymnendichter verschiedenster Herkunft. Obwohl der Rückgriff auf Antikes nur ansatzweise gelang, führt die moderne Kulturgeschichtsschreibung die Epoche unter der Bezeichnung Karolingische Renaissance
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Karl der Große, 24 Zentimeter hohe
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