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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert
Autoren: Gustav A Horn
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tendenziellen Anstieg dieser Preise. Sie erklären jedoch nicht das dramatische Ausmaß des Anstiegs und dessen hohe Volatilität.
    Diese haben mit den veränderten Gegebenheiten auf den Finanzmärkten zu tun. Mit der Deregulierung dieser Märkte war es möglich,
     Wertpapiere zu konstruieren und zu emittieren, mit deren Hilfe man sich gegenüber künftigen Preisentwicklungen auf den Rohstoffmärkten
     absichern konnte. Das aber können nicht nur jene tun, die unmittelbar von diesen Tendenzen betroffen sind, weil sie mit Rohstoffen
     handeln, sondern prinzipiell alle Finanzmarktakteure. Und so wurden in der Folge auch bald unzählige Wetten auf Rohstoffpreise |31| abgeschlossenen, wodurch der Markt erheblich liquider wurde. Höhere Liquidität eines Marktes bedeutet, dass mehr Geld im Umlauf
     ist als vorher. Dies wiederum beschleunigte die zugrunde liegende Trendentwicklung in den Rohstoffpreisen, führte also zu
     einem beschleunigten Preisanstieg. Im Ergebnis bedeuten höhere Rohstoffpreise für ein Rohstoffimportland wie Deutschland einen
     Transfer von Wohlstand in Richtung Ausland – also eine Belastung der heimischen Wirtschaft.
    Dieser Verlust ist kurzfristig weitgehend unvermeidbar und nur durch langfristig angelegte Energiesparpolitik zu vermindern.
     Der Wohlstandsverlust betraf vor allem die Verbraucher und damit die privaten Haushalte. Zwar wurden auch die Unternehmen
     durch die höheren Importpreise belastet. Doch sie konnten die höheren Kosten weitgehend auf die Verbraucher abwälzen. Im Ergebnis
     wurden die realen verfügbaren Einkommen im Vergleich zum vorherigen Aufschwung um 1 Prozent gedämpft.
    Neben diesen Sondereffekten stelle ich jedoch schon seit über zehn Jahren einen deutlichen Trend zu nur noch sehr geringfügigen
     Lohnsteigerungen fest – und bin mit meiner Meinung da sicherlich nicht alleine. Dieser geringe Lohnanstieg ist der Hauptgrund
     für die schwache Kaufkraft. Gemessen an den prozentualen Zuwächsen in der Vergangenheit und vor allem gemessen am Zuwachs
     der Produktivität fielen die Lohnsteigerungen deutlich zu niedrig aus. Das Produktivitätswachstum ist aber der entscheidende
     Maßstab für die Höhe der Lohnsteigerungen. Bleiben die Reallöhne hinter dem Produktivitätszuwachs zurück, der nichts anderes
     ist als der Zuwachs der Wirtschaft an Leistungsfähigkeit, werden die erzielten Einkommen zugunsten der Gewinne umverteilt.
     Genau das ist in Deutschland über Jahre hinweg geschehen – auch im jüngsten Aufschwung. So sind die realen Nettolöhne je Beschäftigtem
     in dieser Zeit um gut 3 Prozent hinter dem Anstieg im vorigen Aufschwung zurückgeblieben. Das hat die realen Einkommen der
     Beschäftigten um rund 2,5 Prozent vermindert. In der gleichen Zeit sind die Gewinneinkommen entsprechend stark gestiegen.
     Das erzeugt nur noch mehr Ungleichheit. |32| Denn: Wenn die Gewinneinkommen den Lohneinkommen enteilen, profitieren Unternehmen und die Bezieher höherer Einkommen am meisten
     – und die anderen gehen leer aus.
    Waren die Reformen erfolgreich?
    Kaum ein anderes Thema hat die ökonomische Debatte in den vergangenen Jahren so aufgeheizt wie die Frage, ob die Arbeitsmarktreformen
     von 2003 und 2004 ein Erfolg waren oder nicht. Die geteilten Reaktionen waren wenig überraschend. Jene, die von Anfang an
     für die Reformen waren, denen sie vielleicht sogar nicht weit genug gingen, sprachen von großen Erfolgen. Diejenigen, die
     von Anfang an dagegen waren, kritisierten das Ergebnis zum Teil massiv.
    Allerorten wird die jüngste positive Wirtschaftsentwicklung von damaligen Reformbefürwortern eben jenen Reformen zugeschrieben.
     Ich möchte die Resultate hier nun aus kritischer Distanz beurteilen – mit aller gebotenen Vorsicht, da die Ereignisse, über
     die wir hier sprechen, noch nicht so lange zurückliegen. Meine kritische Ausgangsposition ergibt sich aus einer anfänglich
     großen Skepsis gegenüber diesen Reformen. Als sie eingeführt wurden, hatten sie negative konjunkturelle Wirkungen – und das
     ließ nicht gerade auf bessere Zeiten hoffen. 11 Ob sie als erfolgreich bezeichnet werden können, hängt jedoch noch von vielen anderen Dingen ab. Nun ist seit der Einführung
     der Reformen einige Zeit vergangen, und die Dramatik der Ereignisse auf den Finanzmärkten hat ihre Bedeutung in den Hintergrund
     gedrängt. Diese Aussage enthält an sich schon eine Wertung. Offensichtlich hing, entgegen den Behauptungen von Hans-Werner
     Sinn, die Rettung
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