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Derrick Storm 2: A Raging Storm - Im Auge des Sturms (German Edition)

Derrick Storm 2: A Raging Storm - Im Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Derrick Storm 2: A Raging Storm - Im Auge des Sturms (German Edition)
Autoren: Richard Castle
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waren auch die Oligarchen, die die Nation geplündert und Milliarden über Milliarden gestohlen hatten. Wie der mythische Phönix war er aus dem Chaos der zerstörten ehemaligen Supermacht hervorgegangen. Er hatte die geldscheffelnden ausländischen Kapitalisten aus dem Land gejagt, die zwar Reformen versprochen, jedoch nur in ihre eigenen Taschen gewirtschaftet hatten. Auf brillante, aber ebenso rücksichtslose Weise war er ins Präsidentenamt gelangt und hatte die Autorität des Kremls gegenüber allen Aspekten des russischen Lebens behauptet. Journalisten, die es wagten, ihn infrage zu stellen, wurden von Schlägern in die Mangel genommen und blutend oder sterbend auf den Straßen zurückgelassen. Politische Gegner wurden verhaftet und eingesperrt, einige verschwanden sogar spurlos. Wahlen wurden gekauft. Nach vielen Jahren der Instabilität hatten sich die meisten Russen einfach stumm gefügt. Niemand beschwerte sich, als Barkovsky damit anfing, ihnen die Bürgerrechte zu entziehen, die die Revolte gegen das alte Regime ihnen erst gewährt hatte. Barkovskys eiserne Faust sorgte für Ordnung. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten war es sicher, nachts allein die Straßen von Moskau entlangzulaufen, die Geschäfte waren gut ausgestattet, Häuser und Wohnungen geheizt, die Menschen hatten zu essen und Russland gewann den internationalen Respekt zurück.
    „Barkovsky!“, schrie eine schöne dunkelhaarige Frau in der Nähe des Podiums. Ihr Aufschrei sorgte dafür, dass ein ganzer Chor losbrach. „Barkovsky! Barkovsky! Barkovsky!“ Die Worte schwappten durch die Halle wie eine Welle. Barkovsky schaute von der Bühne zu der Frau hinab, hob die Finger an die Lippen und hauchte ihr einen Kuss zu.
    Sie fiel in Ohnmacht. Er war ein politischer Rockstar.
    Die Veranstaltung fand zu dieser späten Stunde nicht etwa im Ballsaal eines der neuen beeindruckenden Hotels im westlichen Stil statt, die neuerdings die Skyline Moskaus beherrschten, sondern in der Metrostation Majakowskaja an der Samoskworezkaja-Linie. Dem Unwissenden erschien diese Wahl vielleicht etwas ungewöhnlich, doch für die anwesenden Massen war es der perfekte Ort.
    Als im Jahr 1932 die Bauarbeiten an der Moskauer U-Bahn begannen, versprach Josef Stalin, dass die Bahnhöfe kunstvoll gestaltete Schauplätze werden würden – sie sollten die Massen täglich an die Überlegenheit des kommunistischen Systems erinnern. Majakowskaja wurde zu einer wahren Perle unter den Metrostationen. Sie war damals ein solches technisches Wunderwerk, dass sie bei ihrer Eröffnung im Jahr 1938 auf der Weltausstellung in New York mit einem der Hauptpreise ausgezeichnet wurde. Der Entwurf war so angelegt, dass sich sogar Reisende, die unter Klaustrophobie litten, dort wohlfühlen sollten. Die Station lag dreiunddreißig Meter unter der Stadt, das Gewölbe war aus fünfunddreißig einzelnen runden Nischen gestaltet, in denen die Stationsbeleuchtung verborgen war. Das Licht war so hell, dass es wirkte, als scheine stets die Sommersonne durch die Scheiben. Die Säulen der Station waren mit rosafarbenem Rhodonit verkleidet. Die Wände hatte man mit vier verschiedenen Sorten Granit und Marmor verziert. Darüber hinaus kreierten Künstler insgesamt vierunddreißig Mosaike im Deckengewölbe, die allesamt dem Sowjetischen Reich huldigten. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Station außerdem als Luftschutzbunker und trug bei den Angriffen keinerlei Schäden davon.
    Doch es war ein anderes historisches Ereignis, das Barkovsky dazu veranlasst hatte, diese Station für sein Bankett an diesem Abend auszuwählen. Als Moskau im Jahr 1941 von den Nationalsozialisten belagert worden war, hatte Stalin in eben dieser Station vor einer Gruppe aus Parteiführern und einfachen Moskauer Bürgern eine Rede gehalten, in der er seine Genossen erstmals als Brüder und Schwestern ansprach. Stalin sagte voraus, dass die Nazis, obwohl sie unbezwingbar zu sein schienen, am Ende doch besiegt werden würden. In seiner Abschlussrede an diesem Abend hatte Barkovsky viele von Stalins berühmten Aussprüchen aufgegriffen. So attackierte auch er „Eindringlinge von außen“, die das neue Russland bedrohten – genau wie die Nazis es damals getan hatten. Er versuchte nicht wirklich, seine Attacken in Richtung USA und NATO zu verschleiern. Stalin hatte versprochen, dass das Mutterland einen triumphalen Aufstieg erleben würde, doch nur, wenn es „den moralischen Prinzipien treu“ bliebe, die der kommunistischen
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