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Der Zauberfinger

Der Zauberfinger

Titel: Der Zauberfinger
Autoren: Roald Dahl
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machen?“
    „Was?“ fragten sie.
    Herr Hei schaute sie bedeutsam an und schmunzelte.
    „Wir bauen uns jetzt ein Nest.“
    „Ein Nest!“ riefen sie. „Ja, können wir das denn?“
    „Wir müssen’s “, antwortete Herr Hei. „Irgendwo müssen wir doch schlafen. Kommt mit!“

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    Sie flogen zu einem hohen Baum, und ganz oben in der Krone suchte Herr Hei den besten Platz für das Nest aus.
    „Jetzt brauchen wir Zweige“, sagte er. „Lauter kleine Zweige. Fliegt los und sucht sie und bringt sie her.“
    „Aber wir haben doch keine Hände!“ sagte Philipp.
    „Dann tragt sie im Mund.“
    Frau Hei und die Kinder flogen los.
    Schon bald kamen sie mit Zweigen im Mund zurück.
    Herr Hei nahm die Zweige und fing an, das Nest zu bauen.
    „Noch mehr“, sagte er. „Ich brauche mehr und mehr und noch mehr Zweige. Sucht weiter!“
    Das Nest begann zu wachsen.

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    Herr Hei flocht die Zweige so geschickt ineinander, daß sie nicht wieder
    auseinanderfielen.
    Nach einer Weile sagte er: „Das sind jetzt genug Zweige. Nun brauche ich Blätter und Federn und ähnliches, um das Nest damit schön weich auszupolstern.“
    Der Nestbau schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Das dauerte und dauerte. Schließlich aber war das Nest doch fertig.
    „Probiert’s mal aus“, sagte Herr Hei und hüpfte ein Stückchen zurück. Er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit.
    „Oh, ist das nicht wunderschön!“ rief Frau Hei, die als erste hineinging und sich hinsetzte. „Mir ist so, als könnte ich jeden Augenblick ein Ei legen!“
    Die anderen kuschelten sich neben sie.
    „Und so warm!“ sagte Willi.
    „Macht doch Spaß, nicht, so hoch oben zu wohnen?“ sagte Philipp. „Wir sind ja klein, aber hier oben kann uns niemand was tun.“
    „Aber wovon sollen wir leben?“ fragte Frau Hei.
    „Wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen.“
    „Ja, stimmt“, sagte Herr Hei. „Also fliegen wir jetzt zum Haus zurück und huschen durchs Fenster und holen uns eine Dose Kekse, wenn die Enten gerade mal nicht hingucken.“

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    „Ach, diese schmutzigen großen Enten hacken uns in Stücke mit ihren Schnäbeln!“ jammerte Frau Hei.
    „Wir werden uns sehr in acht nehmen, meine Liebe“, sagte Herr Hei. Und damit flogen sie los.
    Aber als sie am Haus ankamen, waren alle Fenster und Türen zu. Sie konnten nicht rein.
    „Nun guckt euch doch nur mal diese garstige Ente an! Kocht an meinem Herd!“ rief Frau Hei, als sie nun am Küchenfenster vorbeiflog. „So eine Frechheit!“
    „Und der da, der Enterich, hat meine schöne Flinte in der Hand!“ schrie Herr Hei.
    „Einer von ihnen liegt in meinem Bett!“ schrie Willi gellend, der gerade in eins der oberen Fenster spähte.
    „Und einer spielt mit meiner elektrischen Eisenbahn!“ rief Philipp.
    „Oje! Oje!“ jammerte Frau Hei. „Sie haben sich unser ganzes Haus angeeignet! Bestimmt kriegen wir’s nie wieder. Und was sollen wir denn bloß essen?“
    „ Würmer esse ich nicht “, sagte Philipp. „Eher sterbe ich.“
    „Auch keine Schnecken“, sagte Willi.
    Frau Hei nahm die beiden Jungen unter ihre Flügel und drückte sie an sich.
    „Keine Sorge“, sagte sie. „Ich kann alles ganz fein zerkleinern, dann merkt ihr überhaupt keinen 27
    Unterschied. Leckerer Schnackbraten. Köstliche Würmberger Klopse.“
    „Bitte nein!“ rief Willi.
    „Nie!“ sagte Philipp und schüttelte sich.
    „Ekelhaft!“ sagte Herr Hei. „Weil wir Flügel haben, brauchen wir ja nicht gleich Vogelfutter zu fressen – Verzeihung: essen. Wir essen statt dessen Äpfel. Unsere Bäume hängen voll davon.
    Kommt!“
    Also flogen sie zu einem Apfelbaum.
    Aber es ist gar nicht so einfach, einen Apfel zu essen, wenn man ihn nicht in der Hand halten kann. Sobald man abbeißen will, rutscht er einem weg.
    Schließlich gelang es ihnen aber doch noch, ein paar kleine Häppchen abzuknabbern. Und dann fing es an, dunkel zu werden, also flogen sie alle zum Nest zurück und legten sich zum Schlafen nieder.
    Ungefähr um diese Zeit muß es gewesen sein, als ich bei uns zu Haus zum Telefon griff und Philipp anzurufen versuchte.
    Ich wollte wissen, ob bei ihm zu Haus alles in Ordnung war.
    „Hallo“, sagte ich.
    „Quack!“ sagte jemand am anderen Ende.
    „Wer ist da?“ fragte ich.
    „Quack-quack!“
    „Philipp“, sagte ich, „bist du das?“

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    „Quack-quack-quack-quack-quack!“
    „Ach, hör doch auf!“ sagte ich.
    Darauf gab es ein sehr komisches Geräusch. Es hörte sich an wie ein
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