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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
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Chaos behauptet, ist es sein Recht, Ordnung eintreten zu lassen. So wächst langsam die Erde. Sie muß dem Chaos abgerungen werden.«
    »Wie betrete ich das Gebiet?«
    Sie nahm die Gelegenheit wahr, seinen muskulösen Arm zu umfassen und durch das Fenster zu deuten: »Siehst du dort - ein Dammweg führt von diesem Turm zur Klippe hinab.« Sie musterte ihn mit scharfem Blick. »Siehst du ihn?«
    »Ah-ja. ich hatte ihn nicht gesehen, aber jetzt sehe ich ihn. Ja, ein Dammweg.«
    Hinter ihm stehend, lächelte sie leicht.
    »Ich entferne die Barriere«, sagte sie.
    Er rückte den Helm auf seinem Kopf zurecht.
    »Für Klant und Eloarde und für niemanden sonst stürze ich mich in dieses Abenteuer.«
    Sie ging zur Wand und schob das Fenster hoch.
    Er blickte nicht zurück, als er über den Dammweg in den bunten Nebel hinausstapfte.
    Sie sah ihn verschwinden und lächelte vor sich hin. Wie einfach, den kräftigsten Mann zu betören, indem sie so tat, als ginge sie auf ihn ein. Er mochte seinem Reich neues Land hinzugewinnen, doch es stand zu erwarten, daß die dortige Bevölkerung nicht bereit war, Eloarde als ihre Herrscherin zu akzeptieren. Wenn Aubec gute Arbeit leistete, würde er für Klant sogar eine größere Gefahr heraufbeschwören, als es Kaneloon jemals gewesen war.
    Trotzdem bewunderte sie ihn, fühlte sie sich zu ihm hingezogen, wohl weil er nicht zugänglich war; noch mehr hingezogen als zu jenem anderen Helden, der vor knapp zweihundert Jahren Aubecs Land dem Chaos abgerungen hatte. Oh, was für ein Mann war er gewesen! Allerdings hatte er, wie die meisten vor ihm, kein anderes Lockmittel als das Versprechen ihres Körpers gebraucht.
    Graf Aubecs Schwäche lag in seiner Stärke, sagte sie sich. Inzwischen war er im wogenden Nebel verschwunden.
    Sie war ein wenig bekümmert, daß ihr die Erfüllung der Pflichten, die ihr von den Lords der Ordnung auferlegt worden waren, diesmal nicht das gewohnte Vergnügen gebracht hatte.
    Aber womöglich lag ein noch feineres Vergnügen in seiner Standhaftigkeit und in der Art und Weise, wie sie ihn doch noch herumgebracht hatte.
    Seit Jahrhunderten verwaltete sie Kaneloon und seine Geheimnisse für die Lords der Ordnung. Aber es ging nur langsam voran, denn es gab nicht viele Helden, die Kaneloons Gefahren überleben konnten, die die selbstgeschaffenen Gefahren niederzukämpfen wußten.
    Und doch lag in dieser Aufgabe ihr Lohn, überlegte sie mit feinem Lächeln. Sie begab sich in eine andere Kammer, um die Verlegung der Burg an den neuen Rand der Welt vorzubereiten.
    So wurden die Samen gelegt für das Zeitalter der Jungen Königreiche, das Zeitalter der Menschen, welches den Sturz Melnibones bewirken sollte.

Erstes Buch
    Die träumende Stadt
    In welchem zu erfahren ist, wie Elric nach Imrryr zurückkehrte, was er dort tat und wie schließlich das Schicksal über ihn kam...
1
    »Welche Stunde haben wir?« Der Mann mit dem schwarzen Bart zerrte sich den vergoldeten Helm vom Kopf und warf ihn achtlos zur Seite. Er zog die Lederhandschuhe aus, trat näher an das brausende Feuer und ließ die Hitze in seine kalten Knochen eindringen.
    »Lange nach Mitternacht«, brummte einer der anderen gerüsteten Männer, die sich um die Flammen versammelt hatten. »Bist du noch immer überzeugt, daß er wirklich kommt?«
    »Es heißt, er sei ein Mann, der sein Wort hält, wenn dich das irgendwie tröstet.«
    Es sprach ein großer bleicher Jüngling. Seine dünnen Lippen artikulierten die Worte und spuckten sie bösartig aus. Er setzte ein Wolfsgrinsen auf und starrte dem Neuankömmling spöttisch in die Augen.
    Der andere wandte sich achselzuckend ab. »Völlig richtig - so ironisch du dich auch darüber äußerst, Yaris. Er kommt.« Er sprach wie ein Mann, der sich selbst von etwas überzeugen will.
    Sechs Männer saßen nun am Feuer. Der sechste war Smiorgan - Graf Smiorgan Kahlschädel aus den Purpurnen Städten. Er war ein kleiner, stämmiger, etwa fünfzig Jahre alter Mann mit einem narbigen Gesicht, das halb von einem dik- ken schwarzen Bart bedeckt war. Seine Augen funkelten mißgelaunt, und seine rundlichen Finger zupften nervös an dem verzierten Langschwert. Sein Schädel war haarlos, er gab ihm seinen Spitznamen, und über dem prunkvoll ornamentierten goldenen Harnisch hing ein weiter purpurner Wollmantel.
    Smiorgan sagte nachdrücklich: »Er liebt seinen Cousin nicht. Er ist verbittert. Yyrkoon sitzt an seiner Statt auf dem Rubinthron und hat ihn zum Geächteten und Verräter
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