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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
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Chaos behauptet, muß es zurückweichen, dann müssen neue Länder entstehen!«
    »Das also ist das Schicksal, das du mir zugedacht hast, Zauberin!«
    Sie musterte ihn beinahe ergeben. Während sie ihn anschaute, schien ihre Schönheit noch strahlender zu werden. Er tastete nach seinem Schwertgriff und umfaßte ihn kraftvoll, als sie anmutig auf ihn zukam und ihn wie zufällig berührte. »Deinem Mut winkt großer Lohn.« Sie sah ihm in die Augen und sprach nicht mehr von dem Lohn, denn es war klar, was sie ihm anbot. »Und hinterher - folge meinem Wunsch und wende dich gegen das Chaos.«
    »Lady, weißt du nicht, daß das Ritual vom Champion Klants verlangt, daß er der getreue Geliebte der Königin ist? Ich möchte mein Wort nicht brechen!« Er lachte unbehaglich.
    »Ich bin gekommen, um eine Gefahr für das Königreich meiner Herrin zu bannen - nicht, um dein Liebhaber und Lakai zu werden!«
    »Von hier droht keine Gefahr.«
    »Das scheint zu stimmen...«
    Sie trat zurück, als sähe sie ihn in einem anderen Licht. Sein Verhalten schien für sie ohne Beispiel zu sein - ihr Angebot war noch nie abgelehnt worden. Ihr gefiel dieser solide, zuverlässige Mann, in dessen Charakter sich Mut und Fantasie verbanden. Unglaublich, dachte sie, wie sich innerhalb weniger Jahrhunderte solche Traditionen bilden konnten - Traditionen, die einen Mann an eine Frau banden, die er vermutlich nicht einmal liebte. Sie musterte den Mann, der starr und nervös vor ihr stand.
    »Vergiß Klant«, sagte sie. »Denk an die Macht, die dir winkt - die Macht wahrer Schöpfung!«
    »Lady, ich fordere diese Burg für Klant. Mit diesem Ziel bin ich gekommen, und dieses Ziel werde ich erreichen. Wenn ich hier lebendig wieder fortkomme, werde ich als Eroberer gelten, und du wirst meinen Wünschen folgen müssen.«
    Sie hörte die Worte kaum. Sie legte sich verschiedene Methoden zurecht, ihn zu überzeugen, daß ihre Pläne wichtiger waren als die seinen. Vielleicht konnte sie ihn noch immer verführen? Oder ihn mit einer Droge behexen? Nein, für beides war er zu stark, sie mußte sich eine andere List einfallen lassen.
    Sie blickte ihn an und spürte ihren Atem unwillkürlich schneller gehen. Am liebsten hätte sie ihn verführt. Bisher war dies stets ebenso ihr Lohn gewesen wie der Lohn der Helden, die die Gefahren Kaneloons zuvor überwunden hatten. Und plötzlich glaubte sie zu wissen, was sie sagen mußte.
    »Bedenke eines - Graf Aubec!« flüsterte sie. »Stell dir vor - neue Territorien für das Reich deiner Königin!« Er runzelte die Stirn.
    »Warum die Grenzen des Reiches nicht noch weiter vorschieben?« fuhr sie fort. »Warum nicht neue Gebiete schaffen?«
    Sie betrachtete ihn besorgt, während er seinen Helm abnahm und sich den breiten, kahlen Schädel kratzte. »Das ist wirklich ein Argument«, sagte er zweifelnd.
    »Denk an die Ehren, die dir in Klant zuteil würden, hättest du nicht nur Kaneloon gewonnen, sondern auch den Bereich dahinter!«
    Er rieb sich das Kinn. »Aye«, sagte er. »Aye...« Seine mächtige Stirn furchte sich jetzt.
    »Neue Ebenen, neue Berge, neue Ozeane, neue - sogar neue Bevölkerungen, ganze Städte voller Menschen, frisch erstanden, dennoch mit der Erinnerung an Generationen von Vorfahren. All dies kannst du bewirken, Graf von Malador, für Königin Eloarde und Lormyr!«
    Seine Fantasie war beflügelt, und er lächelte schwach.
    »Aye! Wenn ich den Gefahren hier drinnen trot- zen konnte, kann ich dasselbe auch draußen! Es wäre das größte Abenteuer in der Geschichte! Mein Name wird Legende sein - Malador, Meister des Chaos!«
    Sie warf ihm einen zärtlichen Blick zu, obwohl sie ihn halb betrogen hatte.
    Er hob das Schwert an die Schulter. »Ich will es versuchen, Lady.«
    Sie und er standen nebeneinander am Fenster und beobachteten die Chaos-Materie, die endlos vor ihnen flüsterte und rollte. Ihr war die Masse dort draußen nie recht heimisch geworden, denn sie veränderte sich ständig. Die hochzuckenden Säulen waren im Augenblick vorwiegend rot und schwarz. Malvenfarbene und braune und orangerote Tentakel stiegen spiralenförmig daraus hervor und zuckten davon. Unheimliche Umrisse bebten darin, niemals klar, niemals richtig erkennbar.
    Er sagte zu ihr: »Die Lords des Chaos herrschen über jenes Gebiet. Was werden sie dazu sagen?«
    »Sie können nichts sagen und wenig tun. Auch sie haben dem Gesetz des Kosmischen Gleichgewichts zu gehorchen, das folgendes vorschreibt: Wenn sich ein Mensch gegen das
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